Das Zusammentreffen des starken Konjunkturzyklus und der von uns erwarteten Zunahme der Investitionsausgaben spricht für eine Ausrichtung des Portfolios auf Industriewerte. In der Tat waren viele unserer Portfolios, insbesondere diejenigen, die entwickelte Märkte umfassen, in den letzten Jahren in der Industrie stark übergewichtet.
Das Schlüsselattribut für jede unserer Unternehmensinvestitionen ist ein starker und dauerhafter Wettbewerbsvorteil, und Industrieunternehmen haben unserer Meinung nach in dieser Hinsicht mehrere Vorteile, sogar im Vergleich zu den Technologie- und Verbrauchersektoren, was vielleicht kontraintuitiv erscheinen mag.
Viele industrielle Anwendungen zeichnen sich durch schwer zu entwickelnde Produkte aus, die Fachwissen, Größe und Fertigungskompetenz erfordern. Die Marktreife, die Kapitalzuweisung und die installierte Basis sind oft starke und dauerhafte Vorteile.
Hohe Marktzutrittsschranken und konsolidierte Märkte sind ebenfalls starke Attribute. Die Branchenstruktur ist wichtig, da sie die Verteilung der industriellen Wertschöpfung und das Risiko der Wertvernichtung beeinflusst. Wir sind der Meinung, dass in so unterschiedlichen Bereichen wie dem nordamerikanischen Schienenverkehr, der Flugzeugproduktion, den Fluggesellschaften, der Herstellung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen und anderen Nischenmärkten günstige Marktstrukturen bestehen.
Im Folgenden finden Sie drei Eigenschaften von Industriewerten, die unsere Übergewichtung begründen:
1. Langfristiges Wachstum
Die Wachstumsraten von Industrieunternehmen mögen zwar bescheidener sein als die des schnelllebigen Technologiesektors, aber das Wachstum ist oft beständiger und kann über lange Zeiträume genutzt werden. Diese Dauerhaftigkeit des Wachstums wird von den Anlegern oft unterschätzt, und der Markt ist weniger effizient.
Während die Wachstumsraten bei Industrieunternehmen langsamer sind, helfen Vorhersehbarkeit und Dauerhaftigkeit des Wachstums den Unternehmen, Chancen über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zu nutzen.
Industrielle Prozesse sind oft komplex und wurden über viele Jahre hinweg optimiert. In Verbindung mit einem hohen Risiko des Scheiterns führt dies zu einer starken Trägheit und Risikoaversion, die die Einführung neuer Technologien verlangsamt. Im Gegensatz dazu ist die Verbrauchertechnologie schnelllebig, da die Verbraucher neue Technologien rasch in ihr tägliches Leben integrieren. Die Wachstumsraten von Industrieunternehmen sind zwar langsamer, aber die Vorhersehbarkeit und Dauerhaftigkeit des Wachstums hilft den Unternehmen, Chancen über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zu nutzen.
Wenn ein Unternehmen erst einmal eine installierte Basis aufgebaut hat, bietet es in der Regel attraktive Möglichkeiten für den Anschlussmarkt, die sich aus anspruchsvollen Betriebsbedingungen, Sicherheits- und Qualitätsaspekten ergeben. Strahltriebwerke sind ein klassisches Beispiel: Die installierte Basis bietet den Herstellern oft jahrzehntelang lukrative Einnahmen aus Dienstleistungen und Ersatzteilen. Starke Wettbewerbsvorteile, hohe Wechselkosten und eine geringe Risikobereitschaft der Kunden ermöglichen in vielen Fällen eine starke Preisgestaltung.
Der zunehmende Fokus auf ökologische und soziale Erwägungen hat die Rolle der Effizienz im Kundenwertversprechen gestärkt. Für viele Industrieunternehmen sind Energieeffizienz und Sicherheit von Anfang an Eckpfeiler ihres Wertversprechens gewesen. Diese Unternehmen ermöglichen die Reduzierung von Emissionen und Abfällen durch neue, effizientere Produkte und technische Lösungen.
So hat beispielsweise Spirax Sarco (ein Hersteller von Produkten für die Kontrolle und effiziente Nutzung von Dampf und anderen industriellen Flüssigkeiten) kürzlich Lösungen in einer Nestle-Fabrik implementiert, die den Energieverbrauch um 45 %, die Emissionen um 43 % und den Wasserverbrauch um 48 % reduzierten.
2. Potenzial für starke Cash-Generierung und wertschaffende Kapitalallokation
Industrieunternehmen erwirtschaften häufig einen starken Cashflow, der zur Finanzierung von wertschaffendem organischem und anorganischem Wachstum verwendet wird.
Fachwissen und Kundennähe bieten Möglichkeiten zur Entwicklung innovativer neuer Produkte und Lösungen. Diese Produkte schaffen einen Mehrwert für die Kunden, und lange Zeiträume des Wettbewerbsvorteils ermöglichen die Erzielung hoher Kapitalrenditen aus den Investitionen zur Entwicklung dieser Produkte.
Industrieunternehmen ergänzen organische Wachstumsmöglichkeiten häufig durch wertschaffende Unternehmenszusammenschlüsse und -übernahmen (M&A). Gründe für Akquisitionen können Größenvorteile, neue Technologien und attraktive Vermögenswerte in einem branchenübergreifenden Portfolio von Unternehmen sein.
Die führenden Industrieunternehmen haben Disziplin bewiesen, indem sie nach Ausschöpfung organischer und anorganischer Investitionsmöglichkeiten Barmittel an die Aktionäre zurückgegeben haben. Atlas Copco beispielsweise (Hersteller von Kompressoren, Vakuumlösungen, Generatoren, Pumpen, Elektrowerkzeugen und Montagesystemen) hat in den letzten 10 Jahren 9 Milliarden US-Dollar an regulären Dividenden gezahlt und dreimal Sonderdividenden im Wert von insgesamt 3,3 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet.
3. Strategische Nutzung der finanziellen Hebelwirkung
Langlebige Vermögenswerte und starke Wettbewerbsvorteile ermöglichen den bequemen Einsatz einer bescheidenen Hebelwirkung zur Steigerung der Rendite. Der Einsatz von Fremdkapital zur Aufrechterhaltung einer konstanten Kapitalstruktur wird häufig genutzt, um den Cashflow und die Rendite für die Anteilseigner zu verbessern.
Die Stärke von Geschäftsmodellen und Wettbewerbsvorteilen kann auch dazu führen, dass der Verschuldungsgrad erhöht wird, um anorganische Chancen zu nutzen. So hat beispielsweise DSV (ein globales Transport- und Logistikunternehmen) in den letzten Jahren Fremdkapital eingesetzt, um potenziell sehr lukrative Akquisitionen zu tätigen.
Die Tendenz des Marktes zu Überreaktionen bietet aktiven Managern die Möglichkeit, Kapital in falsch bewertete Wertträger zu investieren und den Wert zu schützen.
Die Rolle des aktiven Managements
Viele Industrieunternehmen sind zyklisch und können volatile Aktien sein. Wir sind zwar langfristige Investoren, glauben aber, dass der Markt auf die Wirtschaftszyklen, die die am besten gemanagten Industrieunternehmen beeinflussen, tendenziell überreagiert. Dies eröffnet aktiven Managern die Möglichkeit, Kapital in falsch bewertete Werte zu investieren und den Wert zu schützen, wenn der Markt kurzfristig zu enthusiastisch ist.
Ken McAtamney, Partner, Portfoliomanager und Leiter des Global Equity Teams von William Blair Investment Management