Gesundheitssektor: Reif für disruptive Innovation

Immer mehr kreative Neueinsteiger fordern mit disruptiver Innovation etablierte Unternehmen und ihre Ökosysteme heraus und setzen dadurch radikale Veränderungen in Gang. Gewöhnlich richtet man beim Modebegriff „Disruption“ den Blick auf die Technologiebranche. Aber auch im Gesundheitswesen wird disruptive Innovation zunehmend zu einem allgegenwärtigen Thema, das eine neue Dimension der Wertschöpfung in diesem Sektor verspricht. Wer als Anleger Trends und Akteure identifiziert, die bei dieser Disruption die Oberhand behalten und frühzeitig von ihr profitieren können, dürfte im Vorteil sein. GAM | 23.04.2019 09:37 Uhr
Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare-Aktien, GAM Investments  / © GAM Investments
Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare-Aktien, GAM Investments / © GAM Investments
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Von der konstruktiven zur disruptiven Innovation 

Im Gesundheitssektor ist Innovation seit Langem eine Voraussetzung für den Erfolg. Ob Medikamente, Geräte, Daten oder digitale Algorithmen – Produkte überleben dank Fortschritten, die durch Innovation erzielt wurden. Obwohl diese Innovationen mit einem gewissen Risiko verbunden sind, verleiht ihnen der schrittweise und kontinuierliche Charakter höhere Vorhersagbarkeit von Erfolg und Wirkung. Disruptive Innovationen sind dagegen unberechenbar und werden häufig erst im Rückblick erkannt.  In der Vergangenheit haben sich dramatische Veränderungen im Gesundheitswesen nur langsam vollzogen. Ein Grund dafür waren die verschiedenen Interessengruppen, von denen jede ihre eigene Agenda verfolgt: Branchenunternehmen, Marktteilnehmer, Anleger, der Staat, die Konsumenten und die Politik – und einige dieser Akteure verfügen über enorme Macht und Ressourcen. Die Schlagzeilen in den Nachrichten der letzten zwölf Monate signalisieren, dass sich die Resistenz der Branche gegen Disruption an einem Wendepunkt befindet. Der Gesundheitssektor steht kurz davor, massiv auf disruptive Innovationen zu setzen. 

Genmedizin auf dem Vormarsch 

Das erste personalisierte Medikament wurde Ende der 1990er Jahre zur Behandlung von Brustkrebs auf den Markt gebracht. Durch die gezielte Hemmung von HER2, welches das Wachstum von Krebszellen fördert, konnte Herceptin die Lebenserwartung von Patientinnen im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie mehr als verdoppeln und die damals standardmäßige Behandlungsmethode ersetzen. 

In Zukunft ist es durchaus denkbar, dass Ärzte in der Lage sind, mit einem einzigen Test Hunderte von Mutationen zu identifizieren und das jeweils geeignete Behandlungsverfahren auszuwählen – ungeachtet dessen, wo sich der Tumor im Körper befindet. Krebsarten können nach ihren genetischen Ursachen klassifiziert werden und Patienten danach, wie sie auf hochspezifische Wirkstoffe reagieren. Das hat einen derart starken Innovationsimpuls ausgelöst, dass bereits die ersten Ziele für Gentherapien identifiziert wurden. Mittlerweile wurden hochspezifische Medikamente auf den Markt gebracht, mit denen Patienten unabhängig vom Tumorgewebe behandelt werden können. Dadurch kann die allgemeine Überlebensdauer von Patienten auf einen noch unbestimmten Zeitraum ausgedehnt werden. 

Nach Jahrzehnten wissenschaftlicher Bemühungen wurde in diesem Jahr endlich der Code für eine bisher nicht medikamentös behandelbare Mutation geknackt: die onkogene KRAS-Mutation. Leider ist die Prognose bei Krebsarten, deren Ursache ein mutiertes KRAS-Gen ist, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs und bestimmte Formen von Lungen- und Darmkrebs, sehr schlecht. Damit ist KRAS ein höchst erstrebenswertes Ziel, da hier ein enormer, bislang ungedeckter medizinischer Bedarf besteht. Im Augenblick arbeiten zwei Unternehmen an einem Molekül: Mirati Therapeutics und Amgen. Die präklinischen Daten sehen vielversprechend aus, und bis zur Jahresmitte dürften die ersten Ergebnisse von Humanstudien zusätzlich die Hoffnung der Patienten stärken, die sie auf diese bahnbrechende Behandlungsmethode setzen. Auf der kommerziellen Seite ist die Chance enorm, da dies sofort einen Anteil von 15% am Lungenkrebsmarkt mit potenziellen Umsätzen von über USD 4 Mrd. eröffnen würde.  

Jedes dieser Ziele repräsentiert zwar nur einen kleinen Prozentsatz der vielen Krebsarten. Doch zusammen bieten diese «Nischen» vielen Menschen die Möglichkeit, von einer höchst differenzierten, wirksamen Lösung zu profitieren. Deshalb dürfte es in den nächsten Jahren zur gängigen Praxis werden, für jeden Tumor zunächst ein Genprofil zu erstellen. Bei der Lungenkrebstherapie entwickelt sich Next Generation Sequencing jetzt schon zur etablierten Standardmethode für eine ultraschnelle und kostengünstigere Sequenzierung von Genomen. Derzeit müssen Patienten viele Zyklen verschiedener Behandlungsverfahren über sich ergehen lassen, bis keine Hoffnung mehr besteht. Doch in nicht allzu ferner Zukunft könnte eine einzige Behandlung wirksam genug sein, um Krebs zu einer Krankheit zu machen, mit der «man leben kann». 

Rasanter Wandel durch Gentherapie-Technologien 

Fortschritte in der Genforschung werden weiterhin zu Disruptionen im Gesundheitssektor führen. Dank der intensiven Forschung haben wir in den vergangenen 20 Jahren ein wesentlich besseres Verständnis der genetischen Ursachen von Krankheiten entwickelt. Derzeit existieren unvermindert über 7000 genetisch bedingte Krankheiten, von denen bislang nur 5% behandelbar sind. 

Gentherapie-Technologien sind eine revolutionäre Behandlungsmethode für eine Fülle monogenetischer Erkrankungen – wie zum Beispiel Mukoviszidose. Aufgrund der rasanten Fortschritte in den letzten Jahren stehen wir jetzt vor einer Marktdisruption mit völlig neuen Behandlungsmethoden. Durch einen Vorstoß auf den großen Markt der seltenen Krankheiten mit dem Versprechen zur Heilung einer Krankheit mit nur einer einzigen Behandlung – anstatt lediglich die Symptome zu bekämpfen – könnte das Leben von über 40 Millionen Menschen verbessert werden. Die dafür notwendige Technologie ist bereits vorhanden. 

Wir gehen davon aus, dass die Gentherapie bestehende Behandlungsverfahren für chronische Erkrankungen ersetzen wird. Bei den großen Pharmakonzernen löste dies in der letzten Zeit eine Fülle strategischer Maßnahmen aus. Pfizer, Novartis, Roche und Biogen führten in diesem Bereich Übernahmen durch. Mit über USD 1 Mio. je Behandlung ist die Gentherapie zwar nicht billig, doch dies verblasst im Vergleich zu den geschätzten Kosten von USD 20 Mio. für die lebenslange Behandlung von Menschen mit chronischen Krankheiten.   

Frühzeitig von disruptiver Innovation profitieren 

In den nächsten drei bis sieben Jahren dürften sich die Behandlungsmethoden durch Gentherapie drastisch ändern. Unternehmen, die jetzt nicht aktiv werden, laufen Gefahr, zurückzufallen. Aufgrund der Verdrängungswirkung dieser Innovation werden kleine Unternehmen, die heute über Gentherapie-Technologien verfügen, unserer Meinung nach irgendwann übernommen werden. UniQure, RegenxBio, Bluebird, Biomarin und Sarepta sind nur einige dieser kleinen bis mittelgroßen Biotechnologieunternehmen, die unseres Erachtens mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in den kommenden Jahren in größere Unternehmen integriert werden. 

Disruptive strukturelle Veränderungen werden – zunächst unbemerkt – von nichttraditionellen Neueinsteigern vorangetrieben, denen der lukrative Gesundheitsmarkt mit seinen hohen Margen gute Gewinnchancen bietet. Gleichzeitig beschleunigt sich das Tempo disruptiver wissenschaftlicher Innovationen in der gesamten Branche – sei es durch die Gentherapie oder durch hochspezifische, zielgerichtete Medikamente. Unseres Erachtens stehen wir am Beginn einer Ära, in der Anleger über die Möglichkeit verfügen, diese disruptiven Kräfte zu nutzen und an der Wertschöpfung durch ein exponentielles, nie dagewesenes Wachstum zu profitieren. Die einzige Herausforderung besteht darin, frühzeitig dabei zu sein, und die klaren Gewinner und Verlierer zu erkennen. 

Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare-Aktien, GAM Investments 

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