Degroof Petercam AM Volkswirt: "Der Ausverkauf der Lira bleibt ein türkisches Phänomen"

Nach Monaten der allmählichen Abwertung hat sich der Wertverfall der türkischen Währung in den vergangenen Tagen weiter beschleunigt. Michiel Verstrepen, Volkswirt bei Degroof Petercam AM, erläutert die Hintergründe und warum eine Ansteckung der Währungsturbulenzen auf andere Schwellenmärkte unwahrscheinlich ist. DPAM | 03.09.2018 09:33 Uhr
Michiel Verstrepen, Volkswirt, Degroof Petercam AM / ©  Degroof Petercam AM
Michiel Verstrepen, Volkswirt, Degroof Petercam AM / © Degroof Petercam AM
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Frage war nicht ob, sondern wann die Situation eskaliert 

„Die Probleme der Türkei haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Seit einiger Zeit ist klar, dass das Land zu den fragilsten Schwellenländern gehört. Das starke Wachstum wurde zuletzt durch Leistungsbilanzdefizite finanziert. Gleichzeitig ist die Türkei stark von ausländischen Energieimporten abhängig. Die gestiegenen Energiepreise der vergangenen Monate haben die Handelsbilanz zusätzlich belastet. Die wirtschaftliche Expansion wurde durch eine expansive Fiskalpolitik unterstützt. Doch die Veränderungen im äußeren Umfeld haben die Verwundbarkeit des türkischen Aufschwungs zunehmend deutlich gemacht. Die Türkei ist innerhalb der Schwellenländer aufgrund ihrer hohen Verschuldung im Ausland besonders anfällig für steigende Energiepreise und verschärfte globale Finanzbedingungen. 

Immer wieder steht die Frage im Raum, ob dies der Beginn einer neuen Krise der Emerging Markets sein könnte. Heute sitzen die Schwellenländer jedoch nicht mehr alle im selben Boot. Viele der aufstrebenden Staaten haben ihre makroökonomischen Rahmenbedingungen verbessert, unter anderem durch den Einsatz umfangreicher Reservepuffer, finanzieller Sicherheitsnetze und flexibler Wechselkurse. Da flexible Wechselkurse grundsätzlich volatil und anfällig sein können, müssen sie von einer unabhängigen und glaubwürdigen Zentralbank begleitet werden. Die Türkei hat diese Standards zuletzt jedoch immer weniger erfüllt. 

Erdogans Einfluss 

Seit Jahresbeginn hat die Zentralbank in Ankara ihre Zinssätze trotz fallender Lira und steigender Inflation nicht rechtzeitig und wesentlich erhöht. Bereits zuvor hat Staatspräsident Erdogan der Glaubwürdigkeit der türkischen Geldpolitik geschadet, indem er Zinserhöhungen in öffentlichen Erklärungen als „Mutter und Vater allen Übels“ bezeichnete. Der Verdacht der Einmischung in die Zentralbankpolitik wurde noch verstärkt, als Erodgans Schwiegersohn Berat Albayrak an die Spitze des türkischen Finanzministeriums berufen wurde. Als die Lira weiter abstürzte und die Inflation anstieg, sah die Zentralbank von angemessenen Reaktionen ab. Der Handelsstreit mit den USA verschärfte schließlich die Finanzkrise in der Türkei. 

Wir meinen, dass es sich beim Ausverkauf der Lira um ein rein türkisches Phänomen handelt. Die meisten Politiker in anderen Schwellenländern sind derweil nicht bestrebt, die Gesetze der Wirtschaft auf Kosten ihrer Bürger in Frage zu stellen. Hoffen wir, dass die türkische Politik die Situation bald ändert, bevor sich der wirtschaftliche Schaden noch weiter ausdehnt.“

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.