Alternativlose Aktien und langweilige Anleihen? Keineswegs!

Peter De Coensel, Chef-Anleihenstratege bei DPAM, rät Anlegern, sich nicht von einem Finanzpopulismus anstecken zu lassen, der eine negative Einstellung gegenüber Anleiheninvestitionen verbreitet. Denn mit dem richtigen Anlagehorizont und einem diversifizierten globalen Anleihenportfolio können Anleihenanleger nach wie vor Renditen zwischen 1% und 4% erwarten. DPAM | 10.10.2020 21:00 Uhr
Peter De Coensel, Chef-Anleihenstratege bei DPAM / © DPAM
Peter De Coensel, Chef-Anleihenstratege bei DPAM / © DPAM
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Je weniger ein Anleger auf potenzielle mittlere Volatilitätsspitzen empfindlich reagiert und je offener er für eine Titelauswahl im Bereich von Schwellenländer-Staatsanleihen und High Yield-Anleihen ist, desto eher wird die erwartete Rendite von 4% erreichbar sein. Das Streben nach einem ausgewogenen und qualitativ höherwertigen Profil mit einer erwarteten Rendite von über 2% erfordert ein Engagement in Nicht-Euro-Anleihen in Höhe von etwa zwei Dritteln des Gesamtportfolios. Ein defensives Profil begnügt sich mit einer Rendite von knapp über 1%, während man hierfür immer noch gezwungen ist, ein Viertel in Nicht-Euro-Papieren anzulegen. 

Die Hauptangst der Anleihenanleger bestehe darin, dass ein plötzlicher Anstieg der langfristigen Zinssätze eintritt. Tatsächlich könnten vorübergehende Spitzen bei den langfristigen Kernzinsen eine vorübergehende Korrektur der Anleihenportfoliowerte verursachen. Die Erholung ist jedoch sicher angesichts von Reinvestitionen auf höheren Zinsniveaus. Vielmehr könnten Risikoanlagen betroffen sein, da das ‚Low for longer‘-Argument zur Erklärung der derzeit hohen Bewertungsniveaus verwendet (oder missbraucht) wird. Die zentrale Frage ist nicht, wie lange die Leitzinsen negativ oder an der unteren Nullgrenze bleiben werden. Zum aktuellen Zeitpunkt preisen die Märkte eine erste 10 Basispunkte-Zinserhöhung der EZB im ersten Quartal 2026 ein. Es wird erwartet, dass der Einlagenzins bis zum ersten Quartal 2029 wieder in den positiven Bereich rückt, und dass die US-Zentralbank die Leitzinsen bis zum Sommer 2024 anhebt. Das ist für viele Marktakteure eine Ewigkeit. Die Schlüsselfrage, die heute mit einem höheren Unsicherheitsgrad behaftet ist, lautet also, wie steil die Zinskurven angesichts der wirtschaftlichen Erholung und der höheren Inflationswerte werden könnten. Das zentrale Szenario von Peter De Coensel sieht vor, dass der Druck in den nächsten Quartalen angesichts der anhaltenden Absorption von Duration durch die Zentralbank nur begrenzt steiler wird. Je länger der Markt braucht, um solche Risiken einzupreisen, desto höher ist der heutige Wert der Rolldown-Rendite. Mittelfristig wird die Rolldown-Rendite ein Haupttreiber der Anleihenrenditen sein.

Rückblickend auf die letzten 21 Jahre, also seit der Einführung des Euro an den Finanzmärkten, stellt sich die jährliche Gesamtrendite in Euro wie folgt dar: Euro-Staatsanleihen weisen eine jährliche Rendite von 4,52% auf. Europäische Unternehmensanleihen waren nicht in der Lage, vom zusätzlichen Kreditrisiko zu profitieren, und lieferten angesichts der fehlenden Laufzeitprämie eine annualisierte Rendite von nur 4,10%. Europäische Hochzinsanleihen weisen eine jährliche Rendite von 5,35% und im Vergleich zu Staatsanleihen ein wesentlich höheres Volatilitätsprofil auf. Der MSCI EMU Equity Total Return Index (MSCI) liefert eine annualisierte Rendite von 2,98%, die sich in Richtung 3,55% bewegt, wenn man Europa als Universum betrachtet. Auf Euro-Basis liegt die Gesamtrendite des US-amerikanischen S&P500-Index bei 6,78%, während die technologieintensive Nasdaq 8,78% erzielte. 

Das Ziel des obigen Vergleichs besteht nicht darin, die Überlegenheit von Aktienanlagen gegenüber Anleihen zu entkräften. Der Punkt, auf den der DPAM-Experte hinweisen möchte, ist, dass aktives Anleihenmanagement in den letzten zwei Jahrzehnten ein hervorragendes Ergebnis erzielt hat. Versierte Anleger haben in vollem Umfang profitiert, die breite Anlegeröffentlichkeit jedoch eher weniger.

Den vollständigen Kommentar von Peter De Coensel finden interessierte LeserInnen hier als PDF-Dokument

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