Da das gesamte verwaltete Vermögen (AuM), das in nachhaltigen Immobilienstrategien angelegt wird, steigt, sind diese Unternehmen zunehmend motiviert, sich an die Nachhaltigkeitsanforderungen anzupassen. Dies setzt nach und nach einen Tugendkreis in Gang, der dem Immobiliensektor, nachhaltigen Anlegern und der Gesellschaft als Ganzes zugutekommt. Hierauf verweist Florent Griffon, Spezialist für nachhaltiges Investieren bei DPAM.
Zudem werden Daten über Energieeffizienz und CO2-Emissionen immer leichter verfügbar. Ebenso können quantitative Kennzahlen verwendet werden, um den Anteil „grüner Gebäude“, die von einer Immobiliengesellschaft betrieben werden, die Energieeffizienz ihrer Vermögenswerte, ihren Wasserverbrauch, ihre Abfallerzeugung usw. einzuschätzen. Mit der sich verbessernden Verfügbarkeit von umweltbezogenen Leistungsindikatoren sind ESG-orientierte Anleger besser in der Lage, Chancen für nachhaltige Anlagen zu erkennen und somit in die für eine künftige kohlenstoffarme Welt am besten positionierten Immobiliengesellschaften zu investieren.
Die Immobilienbranche muss sich jedoch in naher Zukunft auf noch strengere Normen und Anreize einstellen. Heute haben Immobilien einen Anteil von etwa 40% an den vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Trotz der bei der Gebäudeeffizienz erzielten Fortschritte nehmen Treibhausgasemissionen aus Gebäuden weltweit immer noch um rund ein Prozent pro Jahr zu. Dies ist auf globale demografische Entwicklungen und den steigenden Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu besseren Wohnbedingungen zurückzuführen. Auf EU-Ebene muss das aktuelle Volumen an energetischen Gebäuderenovierungen mehr als verdreifacht werden, um die CO2-Ziele der EU für 2050 zu erreichen. Somit ist der europäische Immobiliensektor als Ganzes mit einer sehr folgenreichen Herausforderung konfrontiert. Es werden erhebliche Investitionen getätigt werden müssen, allein um die Kontinuität der betrieblichen Tätigkeit aufrechtzuerhalten.
Der Immobiliensektor wird sich also in einem beschleunigten Rhythmus weiterentwickeln müssen. Dies ist eine Chance für die auf dem Weg zur Energiewende am weitesten fortgeschrittenen Akteure. Demzufolge laufen Unternehmen, die hinterherhinken und deren Gebäude mit energetischen Mängeln behaftet sind, Gefahr, dass ihr Immobilienbestand an Wert verliert oder sogar als ‚Stranded Asset‘ endet, da künftige Vorschriften es schlicht und einfach verbieten werden, Gebäude mit geringer Energieeffizienz zu vermieten. Ebenso werden Unternehmen, die die Robustheit ihrer Gebäude gegenüber Klimaereignissen (d. h. physische Risiken aufgrund des Klimawandels wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürme) nicht sicherstellen, mit erhöhten Versicherungskosten oder geringerer Attraktivität ihrer Gebäude konfrontiert sein, was eine entsprechende Wertminderung nach sich zieht.
Im Hinblick auf die soziale Säule werden Immobiliengesellschaften, die ein hohes Maß an Service sicherstellen, angemessene Mieten verlangen und über einen soliden Prozess für den Umgang mit Sorgen von Mietern haben, eine höhere Vermietungsquote erzielen und ihre „Licence to operate“ aufrechterhalten können. Hinsichtlich der Governance können Unternehmen, die Rechte von Minderheitsaktionären am besten respektieren und Anreize für eine langfristige Performance schaffen, für Anleger interessanter sein. Da ein Umbruch im Immobiliensektor aufgrund von Regulierungsdruck in der Luft liegt, werden ESG-Aspekte einen wesentlichen Charakter annehmen. Immobilienunternehmen, die diesen Nachhaltigkeitstrend am besten vorhergesehen haben, werden die Gewinner von morgen sein und sind damit die Anlagegelegenheit von heute. Die Zukunft des Immobiliensektors wird gewiss nachhaltig sein.
Den ausführlichen Kommentar von Florent Griffon finden Sie hier.