Schlüsselbotschaften
1. Zu Beginn des Monats Mai legen die Marktteilnehmer ein gewisses erratisches Verhalten an den Tag, das zum Teil auf saisonalen Gegebenheiten beruht. Für Anleger mit gut diversifizierten Portfolios gibt es jedoch keinen Grund zur Panik. Im Gegenteil, eine solide Anleihen/Aktien-Diversifizierung wird gleichmäßige Erträge in der Zukunft ermöglichen.
2. Vertreter der Sell-Side rufen das Ende der traditionellen Portfoliokonstruktion aus. Der Ruf nach mehr Rotationsaktivitäten kommt ihnen sehr gelegen, wie entsprechende Daten aus dem ersten Quartal, die letzte Woche veröffentlicht wurden, signalisieren. Die Geschäftsmodelle von Banken müssen auf höhere gebührenbasierte Einnahmen abzielen.
3. Da wir nun in die letzte Phase der COVID-Pandemie eintreten, beginnen die Finanzmärkte, die Welt nach COVID „einzuschätzen“. Wie sehr wird sich unser Verhalten verändert haben? Es bleiben viele Fragen und Unsicherheiten. Halten Sie an Ihrer Anleihenkomponente fest - über alle Anlageprofile hinweg.
Noch weiß niemand, wie der Weg aus der globalen Pandemie aussehen wird. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, wie die hohen Bewertungen von Risikoanlagen, von Aktien bis hin zu Hochzinsanleihen, zeigen. Dies geht so weit, dass Anleger Zweifel daran haben, risikofreie Staatsanleihen der Industrieländer, Schwellenländer-Staatsanleihen oder Investment-Grade-Unternehmensanleihen zu halten, die bisher im Jahr 2021 immer wieder neue Tiefststände erreichen. Sollten sich demnach auch Anleger in defensiven, ausgewogenen und dynamischen Portfolios Sorgen machen? Konzentrieren wir uns auf die Anleihenkomponente der einzelnen Profile, um Antworten zu finden. Die Aktienkomponente soll nur als Richtschnur für die Duration dienen.
Im bisherigen Jahresverlauf erzielen defensive Profile mit bis zu 20% Aktienanteil immer noch positive Renditen von etwa 1,00 bis 1,75%. Ein genauerer Blick zeigt, dass die Ergebnisse umso besser ausfallen, je höher das Engagement in globalen Multiwährungsanleihen oder regionalen Investment Grades (IG) und High Yields (HY) ist. Die Kaufprogramme der Zentralbanken, die auch Unternehmensanleihen umfassen, haben IG- und HY-Anleihen von steigenden Kernrenditen verschont. Die Wachstumserholung hat die Laufzeitprämien von Anleihen erhöht und die Renditekurven der Kernländer steiler gemacht, aber auch die Unternehmensbilanzen gestärkt. Globale Anleihenlösungen standen bis zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss von Währungsabwertungen, konnten aber im Laufe der Zeit ihre laufende Rendite steigern. Insgesamt bieten globale aggregierte Anleihenlösungen Renditen von 1,25 bis 1,75%, während Anleihenlösungen in Schwellenländern gesunde Renditen zwischen 5,00 und 5,50% hervorbringen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die defensiven Profile ihr Versprechen einhalten: Sie bieten größtenteils Kapitalschutz. Wenn man einen Ratschlag geben sollte, dann wäre es die weitere Investition in globale Anleihen. Sie bieten ein Engagement in einer größeren Anzahl unabhängiger Risikofaktoren, von Zinsen über Kreditspreads bis hin zu Währungen.
Ausgewogene Profile mit einer traditionellen 60%/40%-Aktien-/Anleihengewichtung haben in Europa mehrheitlich robuste Ergebnisse zwischen 4,25 und 5,00% im bisherigen Jahresverlauf geliefert. Aggressive Lösungen mit einem Aktienanteil von fast 60% erzielten die höchsten Ergebnisse. Als Faustregel gilt, dass intelligente Anleger für jedes Zehntel Aktienquote ein Jahr Durationsrisiko anstreben sollten. Somit sollte das 60/40-Portfolio ein Durationsrisiko von etwa 6 Jahren enthalten. Der beste Rat ist, nichts zu tun und ein Rebalancing vorzunehmen, wenn man es für nötig hält. Es geht das Gerücht um, dass die negative Anleihen-Aktien-Korrelation möglicherweise auf dem Rückzug ist und dass Investoren in 60%/40%-Lösungen nach Alternativen zur traditionellen Anleihenkomponente suchen müssen. Das Risiko einer positiven Anleihen-Aktien-Korrelation besteht in dem Moment, wenn eine aggressive geldpolitische Straffung einhergeht mit anziehenden Preisniveaus. Derzeit sehen wir jedoch keine Anzeichen dafür. Man hört auch, dass renditestärkere Alternativen wie Private Debt, Hybrid- oder strukturierte Anleihen das Exposure in unabhängigen Anleihenrisikofaktoren verringern könnten. Das Ersetzen traditioneller Bond-Investments durch solche Alternativen kann jedoch zu einer höheren Gesamtkorrelation mit volatileren Aktien führen.
Derweil sehen dynamische Anlageprofile ihre besten Zeiten. Mit einer Mindestaktiengewichtung von 75% haben solche Lösungen in diesem Jahr bisher Renditen von etwa 7,25 bis 8,00% erzielt. Da wir uns im Monat Mai befinden, könnten ‚dynamische Investoren‘ durch das saisonal wiederkehrende „Sell in May and go away“ in Versuchung geführt werden. Aber ein solcher Gedanke liegt Anleiheninvestoren normalerweise fern. Market Timing an den Bondmärkten macht wenig Sinn. Stattdessen sollten dynamisch handelnde Anleger aufgrund ihrer Nervosität gegenüber dem Aktienrisiko nach interessanter positiver Konvexität am längeren Ende der Renditekurven suchen. Im 30-Jahres-Segment kann man mit US-Treasuries bei 2,30 %, hochwertigen US-IG-Unternehmensanleihen bei rund 3,00 % oder spanischen Staatsanleihen bei knapp 1,50 % gute Gelegenheiten mit Diversifikationsvorteilen finden. Der Rat für den dynamischen Anleger lautet, das Durationsprofil der Anleihenkomponente seines Portfolios zu erhöhen. Eine Anleihenkomponente, die so nah wie möglich am risikofreien Status sein sollte.
Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei DPAM