Warnzeichen für die Konjunktur kommen aus den USA:
US-Ersparnisse erschöpft
Trotz der Rezessionsängste haben die amerikanischen Verbraucher den Großteil der COVID-bedingten Anreize ausgegeben, die sie in den letzten Jahren erhalten haben. Die Sparquote hat einen Tiefstand erreicht. Angesichts der hohen Zinsen ist es unwahrscheinlich, dass Kredite die Konsumlücke schließen.
US-Haushalt besorgniserregend
Das Haushaltsdefizit liegt derzeit bei -8%. Sollten nach den Wahlen die fiskalischen Schrauben angezogen werden, dürfte das Wirtschaftswachstum nachlassen. Die hohen Zinsen beginnen sich über höhere Schuldenkosten auf den Haushalt auszuwirken. Das wiederum bedeutet, dass weniger Mittel für weitere Konjunkturpakete zur Verfügung stehen.
Riskantes Spiel mit hohen Zinsen
Die Arbeitslosenquoten sind im Rekordtief. Von daher besteht die einzige Möglichkeit, die Wirtschaft abzukühlen, darin, die Zinssätze länger hochzuhalten. Das ist ein riskantes Spiel, denn es könnte die Wirtschaft durchaus in den Abgrund stürzen. Nicht immer sind diese Hochseilakte der Zentralbanken in der Vergangenheit gut ausgegangen.
Ein „Worst-Case-Szenario“ ist keineswegs sicher. Aber die Stimmung an den Märkten kann sich im Handumdrehen ändern. Wie können Aktienanleger ihr Portfolio in Anbetracht solch widersprüchlicher Daten optimieren?
Hohe Qualität und stabile Nachfrage bevorzugen
Defensive, qualitativ hochwertige Wachstumsinvestments können als stabiles Aktienfundament dienen. Der Grund: Qualitätsunternehmen verfügen in der Regel über Eigenschaften, die sowohl Hausse- als auch Baisse-Märkte überdauern. Sie bieten z.B. unverzichtbare Produkte oder Dienstleistungen an, die unabhängig von den Marktbedingungen stark und wiederkehrend nachgefragt werden. In Verbindung mit hohen Gewinnspannen, Preisgestaltungsmacht und einer geringen Verschuldung erhöht dies die Widerstandsfähigkeit gegenüber einem Abschwung.
Beispiele für Branchen mit derlei Aktivitäten und immanenter Widerstandsfähigkeit sind das Gesundheitswesen und der Bereich Zahlungsdienstleister. In diesen Sektoren ist es weniger wahrscheinlich, dass die Einnahmen während eines wirtschaftlichen Abschwungs stark zurückgehen.
Abo-Modelle und Branchenführer im Vorteil
Unternehmen mit wiederkehrenden Umsatzströmen bieten ebenfalls ein solides Fundament. Firmen, die sich auf Abonnementmodelle, Verträge oder wiederkehrende Kundenkäufe stützen, bieten in der Regel eine beständigere Performance als der breite Markt. Beispiele sind die Software-as-a-Service-Giganten Adobe, Autodesk und Synopsys. Auch Branchenführer im Bereich Basiskonsumgüter wie P&G und Nestlé können als Fundament für ein defensive Portfolio dienen, das in turbulenten Zeiten ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit bietet.
Preissetzungsmacht und geringe Verschuldung
Hilfreich sind daneben Unternehmen mit hohen Gewinnspannen und Preissetzungsmacht, die ihre Preise ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Nachfrage anpassen können. Der Luxusriese LVMH ist ein Beispiel dafür, wie eine Kombination aus Preisstrategie und hohen Gewinnspannen für die dringend benötigte Stabilität sorgen kann.
Schließlich spielt die finanzielle Gesundheit der Unternehmen eine wichtige Rolle, denn sie ist ein wichtiger Indikator für ihre Fähigkeit, Rezessionen oder erhöhte Schwankungen zu überstehen. Gerin verschuldete Firmen sind besser in der Lage, mit einem geringeren Cashflow zu wirtschaften und unerwartete Ertragseinbrüche zu bewältigen.
Ob wiederkehrende Ertragsströme, hohe Gewinnspannen, Preissetzungsmacht oder ein geringer Verschuldungsgrad – über Titel mit defensiven Qualitäten können Anleger sich auf einen möglichen Bärenmarkt besser vorbereiten. Das beständige, strukturelle Wachstum dieser Unternehmen über mehrere Zyklen hinweg ermöglicht es Anlegern, gleichzeitig in der Defensive und in der Offensive zu sein.
Von Tom Demaecker und Dries Dury, Co-Manager der Multi-Thematic-Strategie von DPAM