Dass der Straffungszyklus zu Ende geht, ist ein gutes Zeichen. Die Ungewissheit über den Ziel-Zinssatz der Notenbanken ist damit aus der Welt. Die Zentralbanken signalisieren damit außerdem, dass ihnen die Finanzstabilität ebenso wichtig ist wie die Inflationsbekämpfung.
Anleihen haben zwar schon zwei Monate mit beeindruckender Entwicklung hinter sich; die Gesamtrenditen von Unternehmensanleihen sind jedoch nach wie vor attraktiv.
Banken, Telekom und Immobilien aussichtsreich
Für aussichtsreich halten wir derzeit Banken, die mit starken Fundamentaldaten und Renditevorteilen überzeugen. Der Telekommunikationssektor tut sich mit soliden Erträgen und reduzierten Investitionsausgaben hervor, insbesondere in den Märkten außerhalb Belgiens und Deutschlands. Den Immobiliensektor sehen wir wegen stabilerer Bewertungen und niedrigerer Refinanzierungskosten im Vorteil, gehen hier jedoch selektiv vor.
Zurückhaltung üben wir angesichts der unsicheren Aussichten und der schwächeren Verbraucherstimmung im Bereich Automobile und Ersatzteile sowie im Einzelhandel. Im Einklang mit unserer ESG-Strategie meiden wir weiterhin den Öl- und Gassektor.
Risiken: Wahlen und Weltpolitik
In diesem Jahr dürfen etwa 80% der Weltbevölkerung ihre Stimme abgeben. Zur Unsicherheit, die damit einhergeht, kommen Episoden der Volatilität im Zusammenhang mit den Wahlergebnissen. Geopolitische Entwicklungen, darunter in der Ukraine und am Roten Meer, dürften weiterhin zu Marktschwankungen führen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass diese Ereignisse ein Ausmaß erreichen, das die Finanzmärkte völlig aus dem Gleichgewicht bringt und zu allgemeiner Risikoaversion und Spread-Ausweitung führt. Die Refinanzierungswelle im High-Yield-Segment entspricht bei einer Duration von fast 3 der Normalität und ist nur für die Unternehmen ein Grund zur Beunruhigung, die ein Cashflow-Problem haben.
Insgesamt stimmen wir bei den Hochzinsanleihen mit den Ratingagenturen überein. Moody's prognostiziert eine Ausfallquote von 2,5% bis Ende 2024. Die gefährdeten Unternehmen sind klar erkennbar. Da die meisten Bilanzen in den letzten drei Jahren im Zuge von Corona und Energiekrise umsichtig verwaltet wurden, verfügen die meisten Unternehmen über die notwendige Flexibilität, um einer möglichen Konjunkturabschwächung zu begegnen.
Von Anahi Machado und Marc Leemans, Fondsmanager aus dem Bereich Fixed Income bei DPAM