China 2025: Droht die Deflationsfalle?

DPAM | 10.12.2024 09:54 Uhr
Andrew Deback, Fondsmanager bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
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Vieles in China erinnert derzeit an Japan nach 1990: In beiden Ländern sinken die Geburtenraten und in beiden sind Immobilienblasen geplatzt und haben die Verbraucher stark verunsichert. In den 1980er Jahren galt Japan als wichtigster Rivale der USA, ähnlich wie China heute. Die Frage liegt nahe: Wird China wie Japan Jahrzehnte der wirtschaftlichen Stagnation (inklusive Deflationsfalle) erleben?

Unvermeidlich ist eine solche Entwicklung nicht. Vor über einem Jahrzehnt konnte Europa eine Schulden-Deflations-Spirale überwinden, nicht zuletzt dank Mario Draghis mutiger „Whatever it takes“-Zusage. Wird Chinas Führung ähnlich entschlossen handeln?

Xi Jinpings Vision

Anstatt sich ausschließlich auf das BIP-Wachstum zu konzentrieren, betont Xi Technologie und Produktion. China beobachtet den industriellen Niedergang in den USA und Europa als Folge des umfangreichen Outsourcings und setzt stattdessen auf staatlich gelenkte Industriepolitik. Durch die kontinuierliche Ausweitung der Produktion will China die Effizienz steigern und die Kosten senken, um seine Position auf den globalen Märkten zu festigen. Chinas Wachstum ist daher zunehmend von Exporten abhängig, was auch seinen Handelspartnern nicht entgangen ist. Zum Beispiel steht China kurz davor, Japan als weltweit größten Autoexporteur zu überholen, nicht zuletzt dank rasanter Fortschritte in der Batterietechnik.

Protektionismus und Entkopplung

Ein erheblicher Teil der chinesischen Exporte geht heute in die ASEAN-Staaten und andere Schwellenländer. Chinas Fokus auf Fertigung und Exporte führt zu verstärkten Bemühungen, die Produktion wieder in Industrieländer zu verlagern. Die Drohungen des künftigen US-Präsidenten belegen diesen Trend. Allerdings fließen nicht einmal 15% der chinesischen Exporte in die USA (weniger als 3% des chinesischen BIP). Zudem kann China die Auswirkungen solcher Zölle abmildern, etwa über Währungsanpassungen, die Umgehung von Handelsbarrieren und die Umleitung von Exporten auf andere Märkte.

Deflationsspirale oder Tech-Renaissance?

Wie geht es weiter mit Chinas Wirtschaft? Die Sorgen sind berechtigt, doch auch die Widerstandskraft und strategische Entschlossenheit Chinas überzeugen. Das Land scheint auf dem Weg zu einer technologischen und produktionstechnischen Führungsmacht zu sein. Eine Deflationsspirale würde das Fortkommen auf diesem Weg behindern; die Regierung dürfte daher die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sinkende Preise zu verhindern. Wir erwarten jedoch allmähliche und maßvolle geld- und fiskalpolitische Anreize, damit auf dem Aktien- und Immobilienmarkt keine neuen Blasen entstehen.

Die Konzentration auf das Produktivitätswachstum bei gleichzeitiger Vermeidung einer Deflationsspirale sollte dem langfristigen Wachstum zugutekommen. Da der Dienstleistungsbereich für Chinas Wirtschaft jedoch immer wichtiger wird, werden Spillover-Effekte aus den High-Tech-Sektoren für die Steigerung der Gesamtproduktivität von entscheidender Bedeutung sein, insbesondere was KI und Robotik angeht. Unternehmen sind auch in China als die Haupttreiber von Innovationen anerkannt und Marktbereinigungen steigern die Produktivität langfristig zusätzlich.

Chinas strategische Neuausrichtung unterstreicht einen umfassenderen Wandel in der globalen wirtschaftlichen und politischen Landschaft. Ob dies zu einer erneuten Zusammenarbeit, Wachstum und Innovation oder zu weiteren Spannungen und protektionistischen Maßnahmen führt, bleibt abzuwarten.

Von Andrew Deback, Fondsmanager bei DPAM

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