Höhere Aktienvolatilität
Der Anteil der Aktien, die am Tag ihrer Gewinnmitteilungen um mehr als 10% schwanken, ist so hoch wie nie zuvor. Im letzten Quartal verzeichneten 37% der TMT-Unternehmen solche Schwankungen, verglichen mit weniger als 20% vor nur drei Jahren. Dieser Anstieg zeigt die Kurzfristigkeit des Marktes. Hedgefonds und anderes schnelllebiges Kapital bestimmt die Handelsaktivitäten rund um Gewinnereignisse.
Algorithmischer Handel und quantitative Modelle verstärken diese Kursschwankungen. Über 60% des Marktvolumens stammt inzwischen aus systematischen oder passiven Strategien. Diese automatisierten Ströme reagieren oft übermäßig auf kurzfristige Ertragsdaten und lassen längerfristige Fundamentaldaten außer Acht. Die Folge sind Preisdiskrepanzen. Aktive Anleger können diese ausnutzen.
Höhere Konzentrationsrisiken
Das rasante Wachstum passiver Investments (mehr als die Hälfte des US-Aktienvermögens wird mittlerweile passiv investiert) birgt erhebliche Risiken. Große Indizes wie der MSCI World sind inzwischen hoch konzentriert: Die zehn führenden Unternehmen machten 2024 mehr als ein Viertel seiner Marktkapitalisierung aus. In den USA und in Sektoren wie Technologie ist diese Konzentration noch ausgeprägter; eine Handvoll Mega-Caps erwirtschaften den Großteil der Erträge.
Wird eine oder mehrere dieser marktbeherrschenden Firmen mit grundlegenden Herausforderungen konfrontiert – z. B. verlangsamtem Wachstum, regulatorischem Druck oder sinkender Rentabilität –, trifft dies die Benchmark und die daran gebundenen passiven Anleger überproportional.
Beispiel Meta: Der Technologiegigant verfehlte im Jahr 2022 die Gewinnerwartungen und sah seinen Börsenwert um 25% sinken. Passive Anleger konnten ihre Bestände nicht anpassen. Aktive Manager waren dagegen flexibel: Sie konnten ihr Risiko reduzieren bzw. gänzlich meiden oder die günstige Kaufgelegenheit nutzen. Bei passiven Strategien gehören die Risiken immer dazu, da sie auf Grundlage der Marktkapitalisierung investieren, nicht wegen des zugrundeliegenden Werts.
Auch aktive Fonds können sehr konzentriert Risiken eingehen. Dort erstellen jedoch aktive Manager das Portfolio auf der Grundlage langfristiger Fundamentaldaten, aktueller Bewertungen und erwarteter langfristiger Erträge. Passive Investments replizieren dagegen in der Regel Indizes, bei denen die Gewichtung durch die Marktkapitalisierung bestimmt wird – und diese sagt nur wenig über die erwartete langfristige Leistung des Unternehmens.
Chancen für langfristige Anleger
Zunehmende passive Investmentströme führen zu verzerrtem Marktverhalten. Die Bewertungen von Aktien, die in den wichtigsten Indizes enthalten sind, verschieben sich oft unabhängig von ihren Fundamentaldaten, während Aktien, die nicht in diesen Benchmarks enthalten sind, zunehmend übersehen werden. Dies führt zu Bewertungsblasen oder -chancen an der Spitze des Index und anhaltenden Ineffizienzen am unteren Ende. Daraus ergeben sich Möglichkeiten für aktive Anleger. Ende 2022 boten sich beispielsweise Chancen, die Positionen in Microsoft, Alphabet oder Nvidia zu erhöhen, deren Kurse zuvor zweistellig eingebrochen waren. Aktive Anleger konnten diese Chance nutzen und vom Kursaufschwung in den Folgejahren erheblich profitieren.
Ein Aufruf zum Handeln
Die aktuelle Marktdynamik bietet einen fruchtbaren Boden, den aktive Manager erfolgreich bestellen können. Dank ihrer Analysen und ihres Urteilsvermögens können sie vorübergehende Störungen von dauerhaften Veränderungen unterscheiden und falsch bewertete Vermögenswerte identifizieren. Mit Disziplin und die Konzentration auf den inneren Wert können sie Marktineffizienzen nutzen und sich damit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil sichern.
Von Aurélien Duval, Fundmanager bei DPAM
1 Quelle: JPMorgan