ESG: Argumente gegen den Net-Zero-Exodus

DPAM | 26.02.2025 11:11 Uhr
Gerrit Dubois, SRI-Spezialist, und Ronald Van Steenweghen, Rentenfondsmanager bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
Gerrit Dubois, SRI-Spezialist, und Ronald Van Steenweghen, Rentenfondsmanager bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM

Der Widerstand gegen den weltweiten Vorstoß für Net-Zero-Emissionen wächst, insbesondere in den USA. Dort wenden sich immer mehr Investmenthäuser von den Verpflichtungen der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAM) ab. SRI-Spezialist Gerrit Dubois und Rentenfondsmanager Ronald Van Steenweghen von DPAM brechen eine Lanze für den europäischen Weg:

Wie kam es zum Net-Zero-Exodus?

In der politisierten US-Klimadebatte werden viele Argumente gegen Net Zero ins Feld geführt. Sie lassen sich leicht widerlegen.

  • Kritik: NZAM steht mit ihrem Vorrang für Klimaziele im Widerspruch zu treuhänderischen Pflichten, bei denen es primär um finanzielle Erträge geht.
  • Tatsächlich: Die NZAM-Verpflichtung ist eher langfristig als unmittelbar. Investmentportfolios bleibt die Flexibilität, um den Übergang in angemessenem Tempo zu vollziehen und treuhänderische Ertragsziele beizubehalten. Anpassungsstrategien, die ein Gleichgewicht zwischen finanzieller Leistung und Dekarbonisierung herstellen, sind möglich.

  • Kritik: Klimaziele sind aufgrund politischer Veränderungen und wirtschaftlicher Verschiebungen zu instabil und für ein langfristiges Engagement ungeeignet.
  • Tatsächlich: Die US-Regierung lehnt Klimainitiativen ab, aber mehr als 24 US-Bundesstaaten unterstützen nach wie vor das Pariser Abkommen. Langfristige Klimaziele sind für Unternehmen, Investoren und andere Interessengruppen daher weiterhin von großer Bedeutung. Angesichts des Klimawandels müssen Investoren abwägen: kurzfristige politische Anpassung oder nachhaltiger, langfristiger Wandel.
     
  • Kritik: NZAM kann den Wettbewerb verzerren, indem es Assetmanagern ähnliche Anlagestrategien aufzwingt.
  • Tatsächlich: NZAM ist kein starrer Rahmen, sondern bietet Raum für individuelle Entscheidungen und unterschiedliche Ansätze. NZAM schränkt nicht den Wettbewerb ein, sondern fördert eine branchenübergreifende Zusammenarbeit, die für den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft notwendig ist.

Nichthandeln kommt teuer

Gesamtwirtschaftlich wird Nichtstun viel teurer als Handeln. Laut Schätzungen von BlackRock würde ein geordneter Übergang bis 2040 zu 25% mehr Wachstum führen als ein disruptiver oder gar kein Übergangsszenario (paradoxerweise ist BlackRock kürzlich aus NZAM ausgestiegen). Die zehn kostspieligsten Extremereignisse im Jahr 2024, die alle durch die Klimakrise verschärft wurden, verursachten jeweils Schäden in Milliardenhöhe. Dieses Ausmaß verdeutlicht überdies, dass Klimaresilienz dringend eine größere Rolle spielen muss.

Pragmatismus statt Regulierung

Kann die EU die Lücke schließen, die ihr transatlantischer Nachbar hinterlässt? Solange die EU-Politik aufeinander abgestimmt ist, werden EU-Vorschriften und -Standards die globalen Märkte beeinflussen. Die Klimaziele Europas haben bereits zu Maßnahmen wie dem verbesserten Emissionshandelssystem Chinas und zu globalen Taxonomien inspiriert.

Die EU hält an ihren Klimazielen fest und nimmt Reformen ihrer grünen Agenda ins Visier, um Dekarbonisierungsbemühungen mit der Industriestrategie in Einklang zu bringen. Investitionen in saubere Energie sollen das reale Wirtschaftswachstum vorantreiben und nicht die Wettbewerbsfähigkeit zu untergraben. Neue EU-Initiativen und -Vorschläge sowie geplante Aufhebungen sollen die ehrgeizigen Übergangsziele praxistauglich machen.

Anders als im KI-Bereich hat Europa bei grünen Technologien immer noch einen klaren Vorteil. Die EU sollte interne Hindernisse beseitigen und Innovationen fördern. Dies wird grünen Champions zu Erfolgen im globalen Wettbewerb verhelfen – eine langfristige Investmentchance!

Einem neuen Pragmatismus folgend, baut die EU nicht auf endlose Gesetzgebung oder Berichtspflichten, sondern reduziert in stark regulierten Sektoren – wie Stahl, Batterien, Metalle und Chemikalien – die Bürokratie. Sie vereinfacht Berichtspflichten, beschleunigt Genehmigungsverfahren und sichert Versorgungsketten über traditionelle Handelspartner hinaus, um Energie stabil und zu angemessenen Kosten verfügbar zu halten. Jetzt muss sie Tempo und Reformen ins Gleichgewicht bringen, damit der Übergang auf Kurs bleibt.

Die positiven Nettoeffekte von Net-Zero

Mit optimierten Richtlinien versucht die EU, ihre Position als wichtiger Akteur im Klimawandel zu stärken. Diese Position hat das Potenzial, die anhaltende Phase schwacher Innovation und schleppenden Produktivitätswachstums in Europa zu beenden, mit weitreichenden Auswirkungen auf die Bewertung von Vermögenswerten.

Kritiker konzentrieren sich weiterhin auf traditionelle Wirtschaftsindikatoren und übersehen die wachsenden Kosten des Nichtstuns. Wir dagegen freuen uns auf einen einheitlichen Ansatz der EU und konzentrieren uns auf strategische, strukturelle Veränderungen. Laut EU werden zusätzlich zu den bestehenden 764 Milliarden Euro weitere 477 Milliarden an Investitionen pro Jahr benötigt, um das Ziel der Treibhausgasreduzierung bis 2030 zu erreichen. Klimabezogene Investitionen werden weiter zunehmen, sowohl bei der Eindämmung als auch für die Anpassung. Klimainvestitionen sind längst nicht am Ende. Es beginnt jedoch eine neue Phase des Pragmatismus, Realismus und profitabler, zielgerichteter Investmentchancen.

Von Gerrit Dubois, SRI-Spezialist, und Ronald Van Steenweghen, Rentenfondsmanager bei DPAM

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