Rezessionsgefahren in den USA
Der Kursaufschwung nach der Präsidentschaftswahl gilt nur mehr für den Goldpreis, die zwischenzeitlich gestiegenen US-Zinsen sind wieder gesunken, und der US-Dollar hat an Wert verloren. Grund ist die Befürchtung, dass die Zölle die Preise in die Höhe treiben und das Wachstum verlangsamen. Ein solches Umfeld würde die Aufgabe der Fed in der Tat erschweren, da zu lange zu hohe Zinssätze in einer Rezession münden könnten.
Ansatzpunkt Langfristzinsen
Während seiner ersten Amtszeit betrachtete Trump den S&P 500 als Erfolgsmaßstab. Dieses Mal liegt der Fokus auf dem Rentenmarkt. Fünf Jahre nach der Corona-Pandemie laufen viele Schulden aus – sinkende Zinsen erleichtern die Refinanzierung. Niedrigere Zinsen helfen der Regierung auch dabei, das reale BIP-Wachstum auf 3% zu bringen. Allerdings war der Druck der neuen Regierung auf die Fed, die kurzfristigen Zinsen zu senken, nicht erfolgreich. Jetzt geht es um Wachstumsförderung durch niedrigere langfristige Zinsen. Diese lassen sich erreichen durch Haushaltskonsolidierung oder die Verpflichtung von Handelspartnern, große Mengen langlaufender US-Anleihen zu kaufen. Dies würde auch dabei helfen, das Haushaltsdefizit auf 3% des BIP zu senken.
KI-Konkurrenz und Ungewissheit
Seit der Einführung von ChatGPT im Jahr 2022 glaubten viele, dass die Fortschritte im Bereich KI die Vormachtstellung der größten Firmen stärken würden. Seitdem haben die chinesischen Tech-Unternehmen denen die Augen geöffnet, die China für einen bloßen Produktionsriesen hielten, der Innovationen den USA überlässt.
Die erhöhte politische Unsicherheit wirkt sich negativ auf die Stimmungsindikatoren aus, und es wird interessant sein zu sehen, inwieweit das die Risikobereitschaft der Geschäftsbanken beeinträchtigt.
Europa räkelt sich
In der Eurozone beschleunigt sich derweil der Bankkreditzyklus, insbesondere in den Niederlanden und im Süden. Breitet sich diese Entwicklung auf andere Länder aus und geht sie mit einem starken fiskalischen Impuls einher, wird das Wachstum die Erwartungen übertreffen. Aber so weit sind wir noch nicht. Der Bericht von Mario Draghi hat gezeigt, dass Europa viele Probleme zu bewältigen hat – darunter die hohen Energiekosten, die den Industriesektor belasten. In nächster Zeit ist daher nicht mit einer spürbaren Erholung der Unternehmensgewinne zu rechnen.
Zudem haben die angekündigten Erhöhungen der öffentlichen Ausgaben die langfristigen Zinsen stark ansteigen lassen. Das wiederum dämpft die zukünftigen Ausgaben des Privatsektors. In der Regel wirken sich diese verschärften finanziellen Bedingungen innerhalb von zwei bis drei Monaten negativ auf die Konjunktur aus. Möglicherweise bedeuten sie das Ende der Outperformance europäischer Aktien.
Von Bruno Lamoral, Portfoliomanager bei DPAM