1. Ausverkauf, keine grundlegende Neueinschätzung
Im Februar und März führten Wachstums- und Momentum-Aktien den Ausverkauf an, insbesondere im Technologiebereich. Es war die Gegenbewegung zur konzentrierten Kursrally nach den US-Wahlen. Ursache scheint mehr die Positionierung der Anleger zu sein als eine Verschlechterung der Daten. Die Gewinnerwartungen sind denn auch weitgehend unverändert. Die Korrektur wurde eher durch eine Herabstufung in überfüllten Marktsegmenten als durch eine grundlegende Neueinschätzung verursacht.
2. Rotation in Value- und defensive Sektoren
Anleger suchten ihr Heil in defensiven Sektoren. Insbesondere die Bereiche Basiskonsumgüter, Telekommunikation und Pharma haben sich gut behauptet. Die Verlagerung hat jedoch die Bewertungen einiger defensiver Werte auf ein überzogenes Niveau ansteigen lassen, gemessen an ihren Wachstumsaussichten. Auch weniger beliebte Value-Aktien zeigten sich widerstandsfähig, da die direkten Auswirkungen der Zölle auf Sektoren wie Banken und Energie gering sind. Aktien aus dem Verteidigungssektor wurden nach den europäischen Ankündigungen neuer Verteidigungsinvestitionen neu bewertet.
3. Auswirkungen der Zölle variieren je nach Sektor
Inzwischen verlagert sich der Fokus von stimmungsbedingten Kursbewegungen auf die realen wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle. Einige Sektoren dürften unmittelbare Auswirkungen spüren. Unternehmen mit globalen Lieferketten – insbesondere, wenn sie wie Apple, Adidas und Nike in Asien produzieren – spüren erhöhten Kostendruck. Discounter und nicht-amerikanische Autohersteller könnten aufgrund ihrer Preissensibilität und Abhängigkeit von Importen ebenfalls überproportional betroffen sein.
Dagegen sind Unternehmensdienstleister und Softwareunternehmen nur in begrenztem Umfang direkt von Zöllen betroffen und dürften von den direkten Auswirkungen eher verschont bleiben. Dasselbe gilt für Medizintechnik und Haushaltsprodukte.
4. Rezessionsrisiko und Grenzen der Geldpolitik
Die Zölle wurden zu einer Zeit verkündet, in der die US-Wirtschaftsdaten bereits nachgeben, hauptsächlich aufgrund der angespannten Geldpolitik. Höhere Zölle könnten die Inflation vorübergehend anheizen und das Wachstum schwächen. Das schränkt die Möglichkeiten der Fed ein, die Zinsen zu senken. Sollte dieser Druck zu einer Rezession führen, rechnen wir damit, dass zyklische Sektoren wie Banken, Nicht-Basiskonsumgüter, Grundstoffe und Industrie stärker unter Druck geraten. Im Gegensatz dazu schneiden Unternehmen mit wiederkehrenden Umsätzen, hohen Margen, geringer Verschuldung und wesentlichen Dienstleistungen in Zeiten wirtschaftlicher Abschwünge tendenziell besser ab. Die Bewertungen für Qualitätswachstum wurden bereits deutlich zurückgesetzt. In der nächsten Phase werden wahrscheinlich marktweite Gewinnrevisionen vorgenommen.
5. Unklarheiten nicht beseitigt
Hinter einigen Sektoren stehen weiterhin Fragezeichen. Halbleiter beispielsweise profitieren vom langfristigen KI-Investitionszyklus, sind aber nach wie vor stark zyklisch. Entscheidend wird sein, ob die Investitionen in KI auch in einem Abschwung robust bleiben. Die Bewertungen sind in der jüngsten Korrektur schon deutlich gesunken.
Unternehmen wie Blackstone und KKR sind ebenfalls interessant. Sie entwickeln sich zwar sehr marktabhängig, haben aber widerstandsfähige Geschäftsmodelle. Sie könnten davon profitieren, wenn Investoren angesichts instabiler öffentlicher Märkte ein größeres Engagement in Private Assets anstreben.
6. Globale Auswirkungen
In Ländern mit erheblichen Handelsüberschüssen und einer starken Abhängigkeit von der verarbeitenden Industrie – insbesondere in Europa und Teilen Asiens – könnten sich Konjunktur und Anlegerstimmung eintrüben. Weitere Abwärtsbewegungen könnten dann von den konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Zölle verursacht werden. Diese Auswirkungen werden für Sektoren wie Warenexporteure, konsumabhängige und zyklische Unternehmen größer sein. Hochwertige Unternehmen mit soliden Bilanzen, wiederkehrenden Einnahmen, strukturellem Wachstum und starken Geschäftsmodellen dürften sich in einem schwierigeren Umfeld als zunehmend wertvoll erweisen.