Allerdings glauben sie, dass sich die meisten bedeutenden Volkswirtschaften in der späten Expansionsphase des Konjunkturzyklus befinden. Da eine Rezession früher oder später unausweichlich sei, könne die Zeit gekommen sein, das Risiko schrittweise zu reduzieren, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Insgesamt bevorzugen die Investmentexperten eine diversifizierte Auswahl von vier Anlagewerten, die ihrer Ansicht nach gute mittelfristige Erträge liefern werden, sich aber auch kurzfristig auszahlen könnten: japanische Aktien, Emerging-Market-Immobilien, Staatsanleihen der Schwellenländer und USD-Liquidität.
„Wir meinen aus zwei Gründen, dass der Zeitpunkt für eine ultra-defensive Aufstellung noch nicht gekommen ist“, sagt Paul Jackson, Head of Multi-Asset Research. „Erstens glauben wir nicht, dass die US-Wirtschaft in Kürze in eine Rezession abrutschen wird. Zweitens halten die Regierungen und Zentralbanken dagegen.“ Wie Jackson erläutert, scheint der Trend bei den Unternehmensgewinnen und -investitionen in den USA immer noch aufwärts zu zeigen. In der Vergangenheit habe das generell dafür gesprochen, dass eine Rezession unwahrscheinlich ist. Daher würden die Multi-Asset-Experten von Invesco die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne und -investitionen in den USA genau im Auge behalten, um bei ersten Hinweisen auf eine Verschlechterung reagieren zu können.
Was das monetäre Umfeld angeht, scheinen die US-amerikanische Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank eine akkommodierendere Haltung eingenommen zu haben als zuvor. Allerdings glauben die Investmentexperten von Invesco, dass die bedeutenden Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und Zentralbank eher realwirtschaftliche Auswirkungen haben werden als die der Fed und EZB. Da die chinesischen Behörden alle Hebel bewegen, um das Wachstum anzukurbeln, rechnen die Investmentexperten in China im ersten Halbjahr mit einer wieder stärkeren Dynamik, vor allem, falls es zu einer Einigung im US-chinesischen Handelsstreit kommen sollte.
Insgesamt gehen sie davon aus, dass sich die Weltkonjunktur 2019 abkühlen wird, das BIP-Wachstum aber bei rund 3% liegen wird und damit ausreichen sollte, um die Finanzmärkte zu stützen, und es der Fed erlauben sollte, die Zinsen ein weiteres Mal anzuheben, um dem stärkeren Lohndruck zu begegnen. Ihrer Ansicht nach werden andere große Notenbanken die Geldpolitik in den nächsten zwölf Monaten nicht straffen, während die chinesische Zentralbank auf weitere Lockerungsmaßnahmen setzen dürfte.
In einem Umfeld, in dem Investoren „zwischen niedrigen Anleiherenditen und enttäuschenden Wirtschaftsdaten gefangen sind“, erwarten die Multi-Asset-Experten von Invesco mittelfristig höhere Renditen aus Aktien- und Immobilienanlagen als aus Anleihen. Wie Jackson anmerkt, sind die Dividendenrenditen von Aktien in den meisten Regionen derzeit höher als die jeweiligen Staatsanleiherenditen. In einigen Fällen seien sie sogar höher als die Renditen lokaler Investment-Grade-Anleihen, wobei die Immobilien (REIT-) Renditen noch darüber lägen.
Mit Ausnahme der USA, der einzigen Region, in der das zyklisch bereinigte KGV über der historischen Norm und dem Durchschnitt anderer Regionen liegt, halten die Investmentexperten von Invesco die globalen Aktienmärkte für vernünftig bewertet. Sie glauben, dass die mittel- bis langfristigen Renditen aus US-Aktien im Vergleich zu denen in anderen Regionen enttäuschend ausfallen werden. Aktien aus der Eurozone sehen sie aber ebenfalls skeptisch, da dieser scheinbar günstigere Markt bislang keine besseren Renditen geliefert hat und aufgrund der strukturellen Probleme der Eurozone in einer Rezession besonders schwer getroffen sein könnte. Die besten mittelfristigen Renditen erwarten die Invesco-Experten aus japanischen und britischen Aktien. Während sie in Japan mit weiterem Dividendenwachstum rechnen, glauben sie, dass britische Aktien mehr schlechte Nachrichten eingepreist haben könnten, als ihrer Ansicht nach gerechtfertigt ist.
Im Anleihenbereich betrachten die Investmentexperten die historisch hohe Unternehmensverschuldung in den USA mit Sorge. Zum einen erhöhe sich dadurch das Risiko von Kreditanlagen im Vorfeld einer Rezession, zum anderen könne es den Abschwung verstärken, zumal diese Schulden vor allem für Aktienrückkäufe verwendet worden seien und weniger für Kapazitätsausweitungen oder Produktivitätssteigerungen. In den meisten Schwellenländern sei die Verschuldung dagegen kein so großes Problem. Wie die Invesco-Experten erläutern, bieten Emerging-Market-Anleihen in lokaler Währung immer noch einen attraktiven Renditeaufschlag gegenüber dem globalen Durchschnitt. Auch haben sie keine Vorbehalte bezüglich Lokalwährungsanlagen, da sie die Schwellenländerwährungen für weitgehend fair bewertet halten.
Rohstoffanlagen meiden die Multi-Asset-Experten von Invesco weiterhin, da sie der Ansicht sind, dass die Rohstoffe insgesamt deutlich über dem historischen Durchschnitt notieren und ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht haben. Über einen Anlagehorizont von fünf Jahren rechnen sie mit einer annualisierten USD-Gesamtrendite von 14%, 11% und 4% aus drei der von ihnen favorisierten Anlageklassen – japanischen Aktien, Emerging-Market-Immobilien bzw. Staatsanleihen der Schwellenländer. USD-Liquidität, die sie vor allem als Diversifikator schätzen, wird über einen Zeitraum von fünf Jahren ihren Erwartungen nach eine annualisierte Gesamtrendite von 3% liefern.