Die globale „Net Zero“-Offensive ist in vollem Gange, angetrieben von immer ambitionierteren klimapolitischen Vorgaben und dem Druck der Konsumenten und Anleger. Aus den staatlichen Konjunkturpaketen sollen viele Milliarden in Klimaschutz und Energiewende fließen. Gleichzeitig investieren immer mehr Unternehmen in die Dekarbonisierung und eine Verbesserung ihres ökologischen Fußabdrucks.
Der Investitionsbedarf ist enorm: Die weltweite Umstellung auf eine saubere Energieversorgung wird voraussichtlich Investitionen in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erfordern. Die geschätzten 800 Milliarden US-Dollar1, die allein für die Umsetzung der Klimaschutzvorgaben des Pariser Abkommens erforderlich sein werden, sind nur der Anfang – die gesamte Energieinfrastruktur muss umgebaut und aufgerüstet werden.
Das eröffnet Anlagechancen in Unternehmen, die zur Energiewende und einem nachhaltigeren Umgang mit natürlichen Ressourcen beitragen oder davon profitieren. Das Anlageuniversum reicht von Unternehmen, die in den Bereichen Wind-, Solar- und Wasserkraft, Biokraftstoffe und anderen erneuerbaren Energieträgern tätig sind, bis hin zu Anbietern innovativer Technologien für Energieumwandlung, -speicherung, -einsparung und -effizienz.
Hinter dem Anlagethema „Clean Energy“ (saubere Energie) stehen drei wesentliche Treiber: der politische Imperativ, die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der erneuerbaren Energien und die geplanten Investitionen des öffentlichen und privaten Sektors in den Energiesektor.
Politische Dynamik nimmt Fahrt auf
Seit 196 Staaten mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 den Hebel in Richtung Klimaneutralität umgelegt haben, geben immer mehr Länder weltweit Pläne und konkrete Zeitfenster für die Realisierung des Ziels „null Emissionen“ bekannt.
Die Europäische Union und Großbritannien haben bereits konkrete Aktionspläne vorgestellt. In den USA hat die neue Regierung ihr Wahlversprechen einer zu 100 Prozent sauberen Energiewirtschaft mit Netto-Null-Emissionen bis spätestens 2050 und einer Dekarbonisierung der gesamten US-Stromerzeugung bis 2035 zwar noch nicht formalisiert – die Hoffnung auf einen Wandel in der US-Klimapolitik ist aber geweckt. Gleiches gilt für China, wo das von der Regierung ausgelobte Ziel, bis 2060 die Klimaneutralität zu erreichen, noch festgeschrieben werden und seinen Niederschlag in konkreten politischen Maßnahmen finden muss.
Im November findet der nächste Klimagipfel, COP26, statt. Bis dahin dürften sich noch mehr Länder zur Netto-Null verpflichten und andere ihre Ziele konkretisieren. Durch weitere gesetzliche und regulatorische Initiativen mit potenziell noch ambitionierteren Zielen könnte der Clean-Energy-Sektor also noch mehr Rückenwind erhalten.
Wirtschaftliche Alternativen
Genauso wichtig wie die staatlichen Verpflichtungen zum Ziel der Klimaneutralität ist, dass auch die Investitionsrechnung stimmt. Mittlerweile gibt es wirtschaftliche Alternativen zu fossilen Brennstoffen – tatsächlich wird die Solarenergie schon bald die kostengünstigste Stromquelle sein. Der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zufolge werden erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie schon weit vor 2040 billiger sein als Öl, Erdgas und Thermalenergie.
Durch den technologischen Fortschritt und Subventionen für eine effizientere Kapitalallokation im Energiesektor sind Investitionen in Erneuerbare-Energie-Anlagen deutlich effizienter geworden.
Mehr Geld für grüne Investitionen
Der dritte große Treiber des Clean-Energy-Wachstums sind die für die kommenden Jahre geplanten Investitionen. Nationale Regierungen und supranationale Institutionen unterstützen zunehmend ehrgeizige Ziele in Bezug auf die Umstellung auf erneuerbare Energien in allen Wirtschaftssektoren und unterstreichen damit die Bedeutung der Energieeffizienz in der Post-Covid-Welt. In der Europäischen Union sollen 30%2 der mit dem neuen EU-Haushalt bereitgestellten Mittel und 37%3 des Pandemie-Hilfsprogramms Recovery and Resilience Facility in grüne Investitionen fließen, d.h. in Technologien, die zu den von der EU definierten Umweltzielen beitragen.
Auch der private Sektor wird eine wichtige Rolle in der Finanzierung der „Net Zero“-Offensive spielen. Das ist nicht zuletzt eine Reaktion auf das deutlich klimabewusstere Konsumverhalten der Verbraucher und entsprechende nachfrageseitige Veränderungen. Bei Anlageentscheidungen spielen Nachhaltigkeit und ESG-Faktoren (Environmental, Social and Governance – Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) ebenfalls eine immer größere Rolle. Die hohen Anlagezuflüsse in Nachhaltigkeits- oder Klimastrategien und -produkte belegen dies sehr deutlich.
Für das Clean-Energy-Thema werden insbesondere der Versorgungs- und Energiesektor eine wichtige Rolle spielen. Beide verfügen über die nötige Liquidität und technische Expertise, um vielversprechende Innovationen voranzutreiben, und sind in diesem Bereich bereits sehr aktiv. Besonders hoch ist das Innovationstempo bei der erneuerbaren Stromerzeugung, Biokraftstoffen und Wasserstoff – drei Bereichen, die für die Regierungen von entscheidender Bedeutung sind, um ihre kurz- und längerfristigen Klimaziele zu erreichen.
Ausblick
Die Abwendung der Klimakatastrophe ist die größte und wohl drängendste Herausforderung unserer Zeit. Der durch die „Net-Zero“-Offensive angestoßene Paradigmenwechsel wird sich auf alle Wirtschaftssektoren auswirken, am meisten aber auf den Energiesektor. Denn: Dreh- und Angelpunkt der Lösungen für die Klimaherausforderung ist die Umstellung auf sauberere Energiequellen. In den nächsten 30 Jahren wird sich die Art und Weise, wie wir leben und Energie erzeugen, grundlegend verändern. Dadurch werden sich potenziell enorme Wachstumschancen in diesem vielfältigen und sich schnell entwickelnden Bereich eröffnen.
Beiträge zur Lösung der Umweltkrise sind ein wesentlicher Aspekt jeder ESG-Strategie. Mit einem Clean-Energy-Investment können Investoren ihr Portfolio nachhaltiger ausrichten und am Potenzial eines der größten Wachstumsthemen unserer Zeit teilhaben.
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1 Whitepaper Invesco, „Clean Energy: what’s driving the growth and where is the sector headed? “, Februar 2021.
2 Europäischer Aufbauplan, Dezember 2020.
3 „Green Recovery Tracker“ des Wuppertal Instituts und E3G, März 2021.