Invesco-Stratege Jackson weiter optimistisch für zyklische Anlagen, Renditepotenzial aber verhaltener

Das Global Market Strategy Office (GMS) von Invesco hat seinen vierteljährlichen Asset Allocation Outlook für Q4 2021 veröffentlicht, in dem die Anlageexperten erläutern, wie die ihrer Ansicht nach optimale Vermögensaufteilung für die nächsten zwölf Monate aussieht. Invesco | 01.10.2021 11:25 Uhr
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Global Thought Leadership bei Invesco / © Invesco / Canva
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Global Thought Leadership bei Invesco / © Invesco / Canva
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Obwohl das globale Wachstum zuletzt an Fahrt verloren hat, glauben die Invesco-Experten, dass wir es aktuell mit dem Übergang zu einem nachhaltigeren Wachstumspfad zu tun haben und nicht mit dem Beginn einer Rezession. „Die Volkswirtschaften scheinen an Dynamik zu verlieren – wir glauben jedoch, dass dieser Aufschwung noch nicht vorbei ist“, sagt Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Global Thought Leadership.

Präferenz für zyklische Assets

Im aktuellen, ihrer Ansicht nach früh- bis mittzyklischen Umfeld, haben die Invesco-Experten eine Präferenz für die Art von zyklischen Anlagen, die gemäß ihren historischen Analysen in einem derartigen Umfeld gut abschneiden. Sie erwarten weiterhin höhere Erträge aus Aktien, Immobilien (REITS), Hochzinsanleihen und Rohstoffen gegenüber geldmarktäquivalenten Produkten, Investment-Grade-Anleihen und Staatsanleihen. Die GMS-Experten halten die zuletzt höhere Inflation für ein vorübergehendes Phänomen, behalten die Preisentwicklung aber genau im Auge, da es ihren historischen Analysen zufolge nicht leicht wäre, Vermögenswerte zu finden, die die Auswirkungen der höheren Inflation abmildern könnten.

Verhaltenes Renditepotenzial

Da die Bewertungen der meisten Vermögenswerte inzwischen überzogen seien, während die Renditen am unteren Ende der historischen Spanne lägen, schätzen sie das Renditepotenzial selbst bei einer Bevorzugung zyklischer Anlagen künftig verhaltener ein. „Wir glauben zwar, dass der Zyklus aktienähnliche Anlagen begünstigen wird, halten viele dieser Anlagen aber bereits für so hoch bewertet, dass wir nur noch begrenzt Spielraum nach oben sehen. Die Bewertungen der zyklischen Vermögenswerte signalisieren, dass viele gute Nachrichten bereits eingepreist sind. Daher sehen hier wir jetzt weniger Aufwärtspotenzial als zu Beginn des Jahres“, betont Jackson.

Abschwächung, aber kein Ende des aktuellen Konjunkturzyklus

Ihre Hypothese, dass die aktuelle Wachstumsabschwächung eine Pause und nicht das Ende des aktuellen Konjunkturzyklus darstellt, sehen die Invesco-Strategen durch mehrere Faktoren untermauert: Erstens sei das zuvor höhere Wachstum zum Teil auf einmalige fiskalische Unterstützung zurückzuführen (vor allem in den USA). Zweitens hätten Lieferkettenstörungen zu Engpässen bei einigen wichtigen Produkten geführt; gleichzeitig würden die Verbraucher nicht mehr nur Produkte, sondern auch wieder „Erlebnisse“ kaufen. Drittens seien die privaten Sparquoten im historischen Vergleich weiterhin sehr hoch, und schließlich würden die Zentralbanken der Wirtschaft weiterhin sehr großzügig unter die Arme greifen.

Tapering keine Bedrohung für zyklische Anlagen

Auch durch die absehbare Rückführung der Assetkäufe („Tapering“) der Zentralbanken sehen die Experten von Invesco keine Bedrohung für zyklische Anlagen. „Wir gehen zwar davon aus, dass die Fed irgendwann in diesem Jahr mit dem Tapering beginnen wird, glauben aber nicht, dass dies risikoreichere Anlagen für einen längeren Zeitraum aus dem Gleichgewicht bringen wird“, so Jackson. So habe auch die EZB mit ihrer am 9. September 2021 gemachten Ankündigung einer Rückführung ihrer Anleihenkäufe kaum negative Marktreaktionen hervorgerufen. Außerdem zeigen die Analysen des Global Market Strategy Office von Invesco, dass Straffungszyklen der Fed in der Vergangenheit mit positiven Aktienrenditen verbunden waren – sogar in der jüngeren Vergangenheit, als die Fed ihre Assetkäufe zurückgeführt und ihre Bilanz geschrumpft hat.

Volatiler Herbst dürfte keine Überraschung darstellen

Jede Verlangsamung der Weltwirtschaft dürfe jedoch zu Unsicherheit und Marktvolatilität führen, wenn die Anleger die neuen Daten „verdauen“. Darüber hinaus seien die Aktienmärkte in Phasen eines schwachen Wirtschaftswachstums generell volatiler und der Herbst sei häufig die volatilste Jahreszeit für Aktien. Daher würde es die Invesco-Experten nicht überraschen, wenn die Märkte in den kommenden Monaten unruhig werden, vor allem, da die US-Notenbank erwägt, ihre Assetkäufe zu reduzieren. 

Ihren Prognosen für die nächsten zwölf Monate liegen die folgenden Annahmen zugrunde: Die Zentralbanken halten die Leitzinsen stabil und kaufen weiter Anleihen an, beginnen aber mit der Rückführung ihrer Assetkäufe. Durch die Tapering-Aussicht werden die Zinskurven steiler und die Renditen in den USA steigen stärker als in den meisten anderen Märkten. Die Investment-Grade- und High-Yield-Spreads nähern sich historischen Tiefständen und die Ausfallraten sinken. Gestützt durch die Spreadentwicklung wertet der USD auf. Die Aktiendividenden erholen sich weiter, aber die Dividendenrenditen steigen leicht an (wie die Anleiherenditen). Die Ausschüttungen aus Immobilienanlagen (REITs) ziehen wieder an und die Immobilienrenditen stabilisieren sich. Rohstoffe konsolidieren die jüngsten Gewinne und der Goldpreis sinkt aufgrund der steigenden Anleiherenditen und des steigenden Dollars.

Gegenüber Immobilienanlagen am optimistischsten eingestellt

Das GMS-Team von Invesco erwartet die höchsten Erträge aus Aktien, Immobilien, Hochzinsanleihen und Rohstoffen. Am optimistischsten sind die Experten für Immobilienanlagen, da die erhöhten REIT-Renditen den Aufwärtsdruck durch steigende Anleiherenditen abfedern dürften. Covid-19 könnte zwar zu einer geringeren Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen führen. Die Invesco-Strategen halten die Immobilienrenditen jedoch für relativ attraktiv, da viele schlechte Nachrichten bereits eingepreist zu sein scheinen, und rechnen hier im Zuge der wirtschaftlichen Erholung auch wieder mit einem höheren Wachstum.

Anstieg der Aktienkurse war zuletzt mehr als gerechtfertigt

Was Aktienanlagen angeht, haben sich die Bewertungen im Vergleich zu Festzinsanlagen ihrer Meinung nach sogar verbessert, da der Anstieg der Aktienkurse in den letzten Monaten durch die höheren Gewinne und Dividenden mehr als gerechtfertigt sei. In US-Aktien bleiben die Invesco-Experten jedoch untergewichtet. Sie halten diesen Markt für teuer und glauben, dass er vom Anstieg der Anleiherenditen stärker als andere Märkte belastet werden wird.

Cash als bevorzugter Diversifikator

Dagegen werden die steigenden Staatsanleiherenditen ihrer Erwartung nach zu einer negativen Gesamtrendite aus Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen führen. Angesichts des erwarteten Anstiegs der US-Staatsanleiherenditen und der damit verbundenen erwarteten Aufwertung des US-Dollars prognostizieren sie negative Renditen aus Goldanlagen. Cash bleibt ihr bevorzugter Diversifikator.

Die beste Performance erwarten die Investmentexperten auf Sicht der nächsten zwölf Monate aus britischen Aktien, Immobilienanlagen in Schwellenländern, EM-Staatsanleihen und USD-Liquidität. Auf regionaler Ebene favorisieren sie die Emerging Markets und Großbritannien als ihrer Ansicht nach größte Gewinner eines globalen Aufschwungs und untergewichten US-Anlagen.

Die vielleicht wichtigste Einzelprognose: Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe steigt auf 2,20%

Wie Jackson betont, ist die vielleicht wichtigste Einzelprognose seines Teams, dass die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe auf 2,20% ansteigen wird, was größtenteils auf einem Anstieg der realen Rendite im Zuge der Rückführung der Assetkäufe der Fed beruht. Wie in diesem Jahr bereits zu beobachten gewesen sei, könne dies mehrere wichtige Auswirkungen haben: einen stärkeren Dollar, eine Outperformance des Value-Stils gegenüber dem Growth-Stil, Abwärtsdruck auf den Goldpreis, eine geringere Begeisterung für andere Rohstoffe und erneute Zweifel an der Fähigkeit der Schwellenländer, ihre Schuldenlast zu finanzieren (wobei der letzte Punkt am stärksten gegen die Präferenz des Teams für EM-Anlagen spräche).

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