Die Treiber des hohen Goldpreises könnten nicht von Dauer sein

Trotz des Anstiegs der realen Renditen und des Dollars zeigte sich Gold im Jahr 2022 sehr stark. Auch in diesem Jahr gehört das Edelmetall bisher zu den besser performenden Anlageklassen und nähert sich auf realer Basis einem langfristigen historischen Höchststand. Abgesehen von den jüngsten Problemen im US-Bankensektor und dem US-Schuldenstreit könnten Inflation, Geopolitik und Wertverluste von Kryptowährungen erklären, warum sich Gold so gut gehalten hat. Diese Faktoren könnten sich jedoch als kurzlebig erweisen, argumentiert Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco, in der aktuellen Ausgabe der Invesco-Publikation Uncommon Truths. Invesco | 01.06.2023 10:15 Uhr
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco / © e-fundresearch.com / Invesco
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco / © e-fundresearch.com / Invesco
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Das Global Market Strategy Office von Invesco hat eine umfassende Analyse des Verhaltens von Gold durchgeführt, nachdem sich das Edelmetall im Jahr 2022 nicht so entwickelt hat, wie es das ökonometrische Modell des Teams erwarten ließ. Während der vom Modell errechnete faire Wert für Gold angesichts des starken Anstiegs der US-Staatsanleiherenditen und der Dollaraufwertung im vergangenen Jahr unter 1.000 USD fiel, bewegte sich der tatsächliche Preis zwischen 1.620 USD und 2.050 USD. Das ökonometrische Goldpreismodell von Invesco basiert auf Daten von Januar 2007 bis April 2020 und berücksichtigt die historische Beziehung zwischen Gold und drei Variablen: den realen US-Staatsanleiherenditen (der 10-jährigen TIPS-Rendite), den Inflationserwartungen (den 10-jährigen Breakeven-Rates in den USA) und dem handelsgewichteten US-Dollar. Darüber hinaus wurde im November 2016 eine Dummy-Variable eingeführt, um dem plötzlichen Anstieg des Goldpreises im Umfeld des Wahlsiegs von Präsident Trump Rechnung zu tragen.

Nach Ansicht des Global Head of Asset Allocation Research von Invesco könnte die jüngste Abweichung des Goldpreises von seinen modellbasierten Verhaltensmustern dadurch zu erklären sein, dass Gold zuletzt anders auf die genannten erklärenden Variablen reagiert hat. Es könnten aber auch eine oder mehrere neue Variablen ins Spiel gekommen sein. „Naheliegende Gründe wären der Anstieg der Inflation und die zunehmende Nutzung von Gold zur Inflationsabsicherung durch Zentralbanken und andere Akteure, die geopolitischen Spannungen, die bei den Zentralbanken der Schwellenländer den Wunsch nach einer größeren Diversifizierung ihrer Reserven verstärkt haben könnten, oder die allgemeine Realisierung, dass Kryptowährungen vielleicht keinen geeigneten Wertspeicher darstellen,“ erklärt Jackson.

Als Instrument, das traditionell zur Inflationsabsicherung genutzt wird, sollte Gold von einem so hohen Preisdruck, wie wir ihn zuletzt erlebt haben, profitieren. Wie Jackson feststellt, ist der Zusammenhang zwischen Goldpreis und Inflation jedoch nicht so eindeutig, wie man vielleicht meint. Die Invesco-Analyse signalisiert, dass die Korrelation zwischen Gold und den Inflationserwartungen weniger konsistent - in Bezug auf das Verhältnis von positiven zu negativen Korrelationen - ist als die Korrelation zwischen Gold und dem US-Dollar. Nachdem sie im Jahr 2022 positiv war, war die Korrelation mit den Inflationserwartungen zuletzt wieder negativ, genauso wie die Korrelation mit den Realrenditen.

Ein weiterer, möglicherweise temporärer Faktor für den Anstieg des Goldpreises im vergangenen Jahr waren laut Jackson die ungewöhnlich hohen Aktivitäten der Notenbanken auf dem Goldmarkt. Nach 450 Tonnen im Vorjahr haben die globalen Zentralbanken im Jahr 2022 ein rekordhohes Goldvolumen von 1.136 Tonnen angekauft, während das Gesamtangebot im Jahr 2022 nach Schätzungen des World Gold Council um 2% auf 4.755 Tonnen gestiegen ist. Wie der Investmentexperte von Invesco anmerkt, werden die Goldkäufe der Zentralbanken seit geraumer Zeit von den Zentralbanken der Schwellenländer dominiert. Im Jahr 2022 könnten diese besonders aktiv gewesen sein, um die Auswirkungen der Inflation auf den Wert ihrer Reserven abzumildern. „Offiziellen Meldungen zufolge war die türkische Zentralbank im Jahr 2022 der größte Nettokäufer von Gold - gleichzeitig erlebte das Land einen extremen Inflationsschub“, sagt Jackson. Er vermutet, dass derartige vorsorgliche Goldkäufe zurückgehen könnten, wenn die weltweite Inflation nachlässt.

Andere Goldankäufe wie die der russischen und chinesischen Zentralbanken könnten durch den Wunsch nach einer Diversifizierung ihrer Reserven motiviert gewesen sein, im Falle Russlands insbesondere als Reaktion auf die nach dem Einmarsch in die Ukraine verhängten Sanktionen. Jackson zufolge können derartige Käufe mit den geopolitischen Spannungen zu- und abnehmen. Im Zuge der Bemühungen der Schwellenländer um eine Verringerung der Abhängigkeit von den USA - Stichwort „Entdollarisierung“ - könnten sie jedoch auch künftig eine wichtige Nachfragequelle darstellen.

Schließlich glaubt der Investmentexperte, dass Gold im Jahr 2022 vom Einbruch von Kryptowährungen profitiert haben könnte, da einige Marktteilnehmer diese Anlagewerte genauso wie Gold für ein gutes Instrument zur Absicherung gegen Inflation und Finanzkrisen halten. „Wenn das ein Faktor war, sollte er jetzt gegen Gold wirken, da sich die Kryptowährungen zuletzt erholt haben“, so Jackson.

Der Global Head of Asset Allocation Research von Invesco ist skeptisch, ob sich der Goldpreis auf seinem derzeitigen Niveau halten kann. „Die Inflation lässt nach, die geopolitischen Spannungen sind mal stärker und mal schwächer und die Kryptowährungen haben sich erholt. Jetzt  hatten wir zwar eine Bankenkrise und den US-Schuldenstreit als Sorgenfaktoren. Im Vergleich zur historischen Norm erscheint Gold jedoch teuer - es sei denn, man glaubt an eine Rückkehr zu einer Art Goldstandard. Unseren Berechnungen zufolge müsste Gold mit etwa 8.800 USD bewertet sein, um alle im Umlauf befindlichen US-Dollar zu decken.“

Lesen Sie die vollständige Invesco-Publikation "Uncommon Truths".

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