Kurzumfrage unter staatlichen Investoren: USA, China und der Aufstieg von Private Credit

Invesco | 18.03.2025 12:00 Uhr
Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco / © e-fundresearch.com / Invesco
Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco / © e-fundresearch.com / Invesco

  • Staatliche Investoren halten den US-Markt weiter für attraktiv, machen sich angesichts der erratischen US-Politik jedoch zunehmend Sorgen über die Auswirkungen eines Zollkriegs auf Inflation und Handel
  • Für China werden sowohl Herausforderungen als auch Chancen in der wirtschaftlichen Neuausrichtung gesehen
  • Private Credit entwickelt sich von einer taktischen zu einer strategischeren Allokation für Staatsinvestoren, mit Infrastrukturfinanzierungen als neuem Anlageschwerpunkt

Trotz der zunehmenden Unsicherheit in Bezug auf die Handels- und Geopolitik sehen Staatsinvestoren weiterhin attraktive Anlagechancen in den USA und China und passen ihre strategischen Allokationen im Fixed-Income-Bereich im Jahr 2025 an, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Invesco.

Im Vorgriff auf die Veröffentlichung der Invesco Global Sovereign Asset Management Study 2025 im Sommer 2025 hat Invesco eine Umfrage unter einer kleinen Gruppe staatlicher Investoren mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 1 Billion US-Dollar durchgeführt. 

Die geführten Gespräche zeigen, dass die Makrounsicherheit im Zusammenhang mit der politischen Agenda der US-Regierung und ihrer Handels- und Zollpolitik den Staatsfonds und Zentralbanken zunehmend Sorgen bereitet, obwohl sie die US-Märkte weiterhin für attraktiv halten. Die befragten Institutionen erhöhen ihre Allokationen in festverzinsliche Anlagen und Private Credit und wägen bei ihrem China-Engagement zwischen den wirtschaftlichen Herausforderungen und Chancen dieses Marktes ab. 

Anlageentscheidungen in einem unsicheren handels- und geopolitischen Umfeld

Die befragten Staatsinvestoren sehen eine zunehmende Divergenz zwischen den USA und Europa. Während die außergewöhnliche Wachstumsstory der USA andauert und die marktfreundliche Politik und Deregulierungsagenda der neuen Administration als attraktiv für ausländische Investoren betrachtet werden, hat Europa mit strukturellem Gegenwind zu kämpfen. Dadurch fließt weiterhin ein hoher Anteil staatlicher Anlagegelder in den US-Markt. Ein Grund dafür ist die Schwäche der europäischen Industrie. Die Staatsinvestoren betrachten diese als besonders akut und sehen wenig Hinweise auf eine Erholung.

Allerdings machen sich die Staatsinvestoren auch erhebliche Sorgen über die Auswirkungen der US-Zölle auf die Inflation und damit die Zinsen. Ebenfalls besorgt äußern sie sich über die wachsenden Handelsspannungen, die sich über den Konflikt zwischen den USA und China hinaus auf Mexiko und Kanada ausgeweitet haben. Da diese Handelskonflikte neu sind, werden die Auswirkungen als ungewisser angesehen.

Wie ein asiatischer Staatsfonds kommentierte, „wird die Inflation in den Industrieländern durch die protektionistischere Handelspolitik wahrscheinlich noch länger erhöht bleiben. Wir betrachten die Deglobalisierung als Risiko für unsere Anlagerenditen.“

Vor diesem Hintergrund rechnen die staatlichen Investoren mit einer höheren Volatilität, sehen aber auch potenzielle Vorteile für sich. So können sie als langfristige Investoren kurzfristige Volatilitätsschübe aussitzen und Chancen durch Marktverwerfungen nutzen.

China: Abwägen zwischen wirtschaftlichen Herausforderungen und Chancen

Die Staatsinvestoren sehen mehrere Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Übergang der chinesischen Wirtschaft zu einem neuen Wachstumsmodell, darunter das schwache Vertrauen im privaten Sektor und regulatorische Risiken.

Trotz dieser Herausforderungen sehen Staatsinvestoren auch positive Faktoren, wie zum Beispiel Chinas führende Position in strategischen Sektoren wie Elektrofahrzeuge, Batterien und KI sowie die Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie. Einige Staatsanleger äußern daher auch ein größeres Vertrauen in die langfristige Ausrichtung Chinas. In Verbindung mit einer Neubewertung des „China-Abschlags“ angesichts attraktiver werdender Bewertungen führt dies zum Aufbau langfristiger strategischer Positionen in China, vor allem im Private-Market-Bereich. 

Fixed Income: vom sicheren Hafen zum Alpha-Motor

Staatliche Investoren nehmen strategische Anpassungen an ihren Fixed-Income-Allokationen vor und bauen diese aus, um Renditechancen zu nutzen und vom Wachstum des Private Credit-Marktes zu profitieren. Private Credit entwickelt sich von einem eher taktischen Investment zu einem Portfolio-Kernbaustein. Mit ihren höheren Private Credit-Allokation helfen die Staatsinvestoren, die Lücke zu füllen, die durch den regulatorisch und strategisch bedingten Rückzug der Banken aus der Kreditvergabe in bestimmten Märkten entstanden ist.

Innerhalb dieses Segments kristallisieren sich Infrastrukturkredite insbesondere bei verbindlichkeitsorientierten Staatsinvestoren als neuer Anlageschwerpunkt heraus, da die Anlageklasse sowohl Rendite als auch Inflationsschutz bietet. Im Infrastructure Debt-Bereich werden Investments mit KI-Bezug wie Rechenzentren als bedeutende Wachstumschance betrachtet, da sie staatlichen Investoren besseren Zugang zu diesem wachstumsstarken Sektor mit seinem erheblichen laufenden Kapitalbedarf eröffnen.

Wie die Invesco-Umfrage zeigt, haben einige Staatsinvestoren die wachsende Bedeutung von Private Credit zum Anlass genommen, eigene Spezialistenteams für Origination und Strukturierung einzurichten. Diese verringern auch ihre Abhängigkeit von externen Managern.

So erklärt ein nordamerikanischer Staatsfonds: „Die Herausforderung besteht nicht nur darin, Transaktionen zu identifizieren, sondern auch darin, Teams aufzubauen, die Kredite direkt ausreichen und strukturieren können. Wir entwickeln uns von reinen Investoren zu Kreditgebern.“

Mit dem Ausbau der Private Market-Allokationen gewinnt auch das Liquiditätsmanagement an Bedeutung. Höhere Allokationen in illiquide Investments erfordern ausgefeiltere Strategien, um sicherzustellen, dass die Staatsfonds ihren Verpflichtungen nachkommen, sich aber zugleich eine ausreichende Flexibilität erhalten, um neue Chancen auf volatilen Märkten zu nutzen.

Da die Staatsinvestoren zudem meinen, sich nicht mehr in gleichem Maße wie früher auf die traditionelle Absicherungsfunktion festverzinslicher Anlagen verlassen zu können, halten sie nach neuen Absicherungsstrategien für ihre Portfolios Ausschau. Aufgrund der sich wandelnden Korrelationen zwischen Anleihen und Aktien betrachten sie festverzinsliche Anlagen zudem als weniger effektiven Portfoliostabilisator. Aus diesem Grund beschäftigen sich Staatsinvestoren vermehrt mit derivatebasierten Strategien und Ansätzen, die auf alternative Risikoprämien abstellen, um in einem volatilen Zinsumfeld eine verlässlichere Verlustabsicherung zu erhalten.

Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco, sagt: „Die Staatsinvestoren sehen sich mit einem zunehmend komplexen geopolitischen Umfeld konfrontiert. Die Herausforderungen für die strategische Asset Allokation werden durch eine erratische Politik sowie Handels- und Zollkonflikte verstärkt. Gleichzeitig betrachten die staatlichen Investoren Chinas Fortschritte in strategischen Bereichen jedoch auch als Chance und können die kurzfristig von den USA ausgehende Volatilität dank ihres langfristigen Anlagehorizonts aussitzen.  Zudem verändert sich die Rolle der Fixed Income-Anlagen in ihren Portfolios. Zuvor als Nischeninvestments betrachtete Allokationen wie Immobilienkredite, Private Credit und Infrastructure Debt werden dank ihrer Fähigkeit, sowohl eine attraktive Rendite als auch langfristige strategische Vorteile zu liefern, zu Kernallokationen.“

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