Fondsmanagerin Baumann: Europäische Unternehmensanleihen anfällig in turbulenten Finanzmärkten

Europäische Unternehmensanleihen guter Bonität haben sich in den vergangenen Monaten widerstandsfähiger als die Aktienmärkte gezeigt. Trotzdem verzeichneten sie seit Jahresanfang einen Verlust von 0,40%. Auf Sektorenebene standen insbesondere die Autohersteller und -zulieferer auf der Verliererseite. BANTLEON | 30.10.2018 11:30 Uhr
Rosemarie I. Baumann, Senior Portfolio Manager, Bantleon / © Rainer Wolfsberger
Rosemarie I. Baumann, Senior Portfolio Manager, Bantleon / © Rainer Wolfsberger
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Europäische Unternehmensanleihen guter Bonität zeigten sich in den vergangenen Monaten widerstandsfähiger als die Aktienmärkte, die ihre Talfahrt zuletzt stark beschleunigt haben. Trotzdem fiel die Bilanz für sie ernüchternd aus: Seit Jahresanfang verzeichneten sie einen Verlust von 0,40%. Damit schnitten sie schlechter ab als Hochzinsanleihen, die auf -0,04% kommen. Auf Sektorenebene standen insbesondere die Autohersteller und -zulieferer auf der Verliererseite: Wegen des Abgasskandals, der zunehmenden Handelsspannungen und der Brexit-Unsicherheit kamen sie im Jahresverlauf immer stärker unter Druck und die Risikoprämien weiteten sich um mehr als 64 Basispunkte aus. Bis in das 1. Quartal 2019 hinein dürfte sich der Ausblick für die Kreditmärkte weiter eintrüben, sodass die Abwärtsrisiken gegenüber den Chancen überwiegen werden. Zwar erwarten die Ratingagenturen weiterhin tiefe Ausfallraten. Aber trotz rückläufiger Ausfallwahrscheinlichkeiten und solider Fundamentaldaten sehen wir weiterhin kaum Spielraum für sinkende Risikoprämien europäischer Unternehmensanleihen.

Gegenwind durch konjunkturelle Abkühlung und geopolitische Störfeuer  

Die europäischen Kreditmärkte, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Kreditzyklus befinden, dürften anfällig für Korrekturen bleiben. So werden die Risikoprämien durch den anhaltenden Handelsstreit der USA mit einigen Ländern und die nachlassende Wachstumsdynamik in der Eurozone im 2. Halbjahr 2018 in die Höhe getrieben. Der Gegenwind durch die abkühlende Konjunktur sollte anhalten. Darüber hinaus dürfte die aktuelle Berichtssaison der Eurostoxx600-Unternehmen die Kreditmärkte belasten. Während bisher die Berichtssaison für das 3. Quartal in den USA die Anleger weitgehend überzeugen konnte, ist es in Europa bereits zu vermehrten und auch deutlichen Gewinnwarnungen führender Unternehmen gekommen.

Darüber hinaus werden nachlassende Käufe durch die EZB und das voraussichtliche Ende des Anleihenkaufprogramms zum Jahresende Spuren bei Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade hinterlassen. Hat doch die EZB das Volumen aller monatlichen Anleihenkäufe Anfang Oktober nochmals halbiert: auf 15 Mrd. EUR. Sollte die EZB das derzeitige Kauftempo beibehalten, dürfte das Volumen der monatlichen Nettokäufe von Unternehmensanleihen im 4. Quartal bei rund 3 Mrd. EUR liegen. Das wird zu einer weiteren Nachfragereduzierung führen. Dazu tragen auch die hohen Mittelabflüsse bei europäischen Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade bei. Im 4. Quartal dürften sich die Abflüsse zwar etwas abschwächen, aber insgesamt fortsetzen. Die Nebenwirkungen des EZB-Exits ließen sich nur verringern, wenn die EZB den Kapitalschlüssel des Anleihenkaufprogramms aufweicht und Rückflüsse zwischen den Programmen zugunsten von Unternehmensanleihen moderat umleitet. Diese Umsetzungsvariante für Reinvestionen hat im Dezember jedoch nur höhere Chancen, wenn im 4. Quartal ein Krisenszenario eintritt.

Fazit: Untergewichtung zugunsten der sicheren Häfen

Vor diesem Hintergrund sehen wir uns in unserer seit Monaten bestehenden defensiveren Ausrichtung bestätigt: Wir halten an unserem Untergewicht von europäischen Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade zugunsten von Top-Staatsanleihen und Covered Bonds fest und haben in den vorranging unbesicherten Financials ein Untergewicht gegenüber der Benchmark. Insbesondere italienische Emittenten, allen voran die Banken mit hohen Positionen in heimischen Staatsanleihen, meiden wir. Ihre Performance dürfte angesichts der hohen Unsicherheit um Italiens Haushaltsdisziplin volatil bleiben.

Obwohl die Risikoprämien von Unternehmensanleihen schon einige schlechte Nachrichten enthalten und sie deshalb etwas attraktiver bewertet sind, bleiben wir vorsichtig. Zwar ist der Renditevorsprung gegenüber Bundesanleihen markant gestiegen, aber dennoch ist das Renditeniveau noch immer historisch niedrig. Zudem dürfte die Risikobereitschaft der Anleger im Umfeld einer abnehmenden EZB-Unterstützung solange fragil bleiben, wie die Risiken von Konjunktur und Politik weiter anhalten. Bis Ende 2018 rechnen wir mit einer weiteren Ausweitung der Risikoprämien um 5 bis 15 Basispunkte, wobei das Ende der Fahnenstange noch nicht in Sicht ist. Unter dem Strich dürfte Ende 2018 bestenfalls ein sehr bescheidener Gesamtertrag stehen.

zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken
zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken

Rosemarie I. Baumann, Senior Portfolio Manager, Bantleon

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.