Das Jahr 2018 war letztlich auch für Technologieaktien nicht erfreulich. Nach einer sehr starken Performance bis zum Ende des dritten Quartals mussten Anleger am Jahresende mit einem Minus von knapp 5% leben. Vom Jahreshoch aus ging es freilich satt zweistellig nach unten. Für Anleger des DAX sah es jedoch noch düsterer aus. Und schon melden sich wieder die Zweifler zu Wort, die reflexartig einen Abgesang auf Technologieaktien anstimmen. Langfristig orientierte Anleger sollten stattdessen die aktuelle Marktphase als Chance sehen: Auch wenn das Kaufen in der Hausse leichter fällt und weniger Fragen aufwirft, werden langfristig diejenigen Investoren die höchsten Renditen mit Aktien erwirtschaften, die in Korrekturen zukaufen, anstatt sich aus dem Markt schütteln zu lassen oder die neu investieren.
Dies gilt vor allem für das Segment der Technologieaktien. In den vergangenen zehn Jahren gab es immer wieder Phasen, in denen Technologiewerte kräftig nachgegeben haben. Investoren werden sich an das Phänomen dieser zeitweisen Korrekturen von 10 bis 15% gewöhnen müssen, die immer wieder schnell und unerwartet kommen. Verstärkt und beschleunigt werden diese starken Kursausschläge durch Handelsstrategien, die von Computern gesteuert werden und teilweise auf Algorithmen basieren. Im Spätsommer 2015 und Anfang 2016 beispielsweise brachen die globalen Aktienmärkte innerhalb weniger Tage um mehr als 10% ein, im vierten Quartal 2018 betrug der Einbruch mehr als 15%. Auslöser waren Sorgen vor einer einbrechenden Konjunktur in China (2015 und 2016), der VW-Skandal (2015) sowie globale Konjunktursorgen wie derzeit.
Und wenn dann das globale Wirtschaftswachstum einen deutlichen Dämpfer bekommt, wie im Herbst 2018, ziehen Anleger schnell ihr Geld aus Technologieaktien ab und schichten es in defensive Marktsegmente um. Die Folge ist ein starkes Überschießen des Marktes, bei dem auch die Kurse solider Unternehmen massiv unter Druck kommen. Wegen der hohen Bewertungen im Sommer waren die Einbrüche im zweiten Halbjahr besonders groß. Wenn Anleger sich davon irritieren lassen, denken sie jedoch zu kurz: Die Schere zwischen Technologiewerten und dem breiten Markt schließt sich immer nur für relativ kurze Zeit. Langfristig werden Investoren für wachstumsstarke Aktien stets mehr bezahlen als für Aktien von Unternehmen, die nicht oder nur sehr wenig wachsen. Umso mehr macht es Sinn, in den Schwächephasen günstige Bewertungen von Technologieaktien zu nutzen und in sie zu investieren. Und da man fast nie den Tiefpunkt erwischt, ist es ratsam, dies schrittweise zu tun.
Das dürfte auch derzeit der beste Weg sein: Die unklare Lage hinsichtlich des globalen konjunkturellen Ausblicks und der Notenbankpolitik lässt zwar keine Aussage über den Tiefpunkt des Aktienmarktes zu. So können die Aktienkurse auch in den nächsten Wochen durchaus noch weiter fallen. Allerdings sind die Bewertungen zahlreicher Unternehmen sehr günstig, während die Marktstimmung enorm pessimistisch ist. Dies ist eine gute Mischung, um in Technologieaktien zu investieren. Das unklare Umfeld ändert nämlich nichts an deren genereller Attraktivität als Wachstumsaktien.
Dabei sollten Anleger nicht nur die allseits bekannten Namen wie Amazon, Apple und Netflix im Blick haben. Auch Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnologie (wie Tabula Rasa Healthcare Inc.), Industrie 4.0 (etwa ABB aus der Schweiz oder Fanuc aus Japan) und Mobilität (wie Voltabox, Nvidia, Infineon oder Osram als Kaufkandidat mit Übernahmefantasie während eines noch holprigen ersten Quartals) bieten langfristig überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Die Voraussetzung für ein gutes Investment ist, dass die Geschäftsmodelle und die Bilanzen der Unternehmen solide sind. Der Anlagehorizont sollte wegen der relativ hohen Kursschwankungen mindestens fünf Jahre betragen. Wer sich diese Zeit nimmt, kann nicht nur gelassen zwischenzeitliche Turbulenzen an den Aktienmärkten beobachten, sondern langfristig auch mit überdurchschnittlichen Wertzuwächsen rechnen.
Andreas Dagasan, Leiter Globale Aktien, Bantleon