"Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet die Leitzinsbandbreite um 25 Bp auf 1,50% bis 1,75% gesenkt. In der schriftlichen Erläuterung zum Zinsentscheid nahm die Fed – wie schon beim letzten Mal – nur sehr wenige Änderungen gegenüber der vorangegangenen Sitzung vor. Bei der Beschreibung der aktuellen Lage ist nahezu alles beim Alten geblieben. Demnach setzt sich in den Augen der Fed das moderate Wirtschaftswachstum fort. Der Abschwächung bei den Unternehmensinvestitionen steht nach wie vor ein robuster Konsum gegenüber, der von der anhaltenden Arbeitsmarkterholung profitiert.
Die einzige wesentliche Anpassung im Statement findet sich beim Zinsausblick. Hier heisst es nicht mehr, man werde »die eingehenden Daten analysieren und angemessen agieren, um die Wirtshaft zu stützen«, sondern man werde »die eingehenden Daten analysieren, um den angemessenen Leitzinspfad abzuschätzen«.
Notenbankpräsident Jerome Powell erklärte sofort am Beginn seiner Pressekonferenz, was mit dieser veränderten Formulierung gemeint ist: Aus Sicht der Fed ist das mittlerweile erreichte Zinsniveau angemessen, wenn sich die Wirtschaft weiter so entwickelt, wie von den Währungshütern erwartet. Mit anderen Worten, die Fed hält gegenwärtig keine zusätzlichen Zinssenkungen für nötig.
Auf der anderen Seite betonte Powell aber auch, die Geldpolitik habe nicht auf Autopilot geschaltet. Wenn sich der Ausblick substanziell ändert, würden auch die Zinsen angepasst.
Wir gehen unverändert davon aus, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abrutscht, sondern Anfang 2020 wieder Fahrt aufnimmt. Gleichwohl deuten unsere Frühindikatoren kurzfristig auf eine Fortsetzung der konjunkturellen Abschwächung hin. In diesem Zuge dürften nicht zuletzt der Arbeitsmarkt und der private Konsum – die von der Fed gegenwärtig als Fels in der Brandung angesehen werden – unter Druck kommen (vgl. Abb. unten).
Aus diesem Grund halten wir an unserer Einschätzung fest, wonach die US-Notenbank ein weiteres Mal die Leitzinsen um 25 Bp reduzieren wird, bevor der Senkungszyklus endet. Da bis zur nächsten FOMC-Sitzung im Dezember nur wenige neue Daten zur Verfügung stehen, könnten die Währungshüter zunächst noch abwarten. Bis zum folgenden Treffen Ende Januar dürfte die Wirtschaft aber so weit an Schwung verloren haben, dass spätestens dann eine weitere geldpolitische Lockerung angebracht ist."
Dr. Andreas A. Busch, Senior Analyst Economic Research, Bantleon