Die US-Notenbank hat nach einem ausserplanmässigen Treffen des Offenmarktausschusses eine Leitzinssenkung um 50 Bp bekannt gegeben. Neu liegt der Zielkorridor für die Fed-Funds-Rate bei 1,00% bis 1,25%. Als Begründung für die geldpolitische Lockerung nannten die Währungshüter die wachsenden wirtschaftlichen Risiken durch die Coronavirus-Epidemie.
In der knappen Erläuterung zum Zinsentscheid weist die Fed ausserdem darauf hin, dass sie die künftigen Entwicklungen aufmerksam beobachten und ihre Instrumente entsprechend einsetzen wird, um die Wirtschaft zu stützen. Wenn die Fed diese Formulierung in der Vergangenheit verwendet hatte, folgte bei der jeweils nächsten FOMC-Sitzung eine erneute geldpolitische Lockerung. Allein deswegen gehen wir davon aus, dass die Fed am 18. März eine weitere Zinssenkung bekannt gibt.
Wie umfangreich diese ausfallen wird, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Zum einen von der Entwicklung der Covid-19-Neuinfektionen in den USA, auf die Jerome Powell als Belastung für die US-Wirtschaft verwiesen hat. Zum anderen davon, wie die Finanzmärkte darauf reagieren. Denn hierin sieht die Fed den entscheidenden Beitrag zur Abmilderung der wirtschaftlichen Schäden durch die Virusepidemie: Mit Zinssenkungen könnte einer Verschärfung der Finanzierungskonditionen entgegengewirkt werden.
Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen in den USA in den kommenden Wochen – wie in anderen Ländern zuvor – deutlich in die Höhe schnellen wird. Zu befürchten ist, dass damit eine neue Verunsicherungswelle an den Finanzmärkten einhergeht. In der Folge ist es in unseren Augen wahrscheinlich, dass sich die Fed im März erneut gezwungen sieht, die Fed-Funds-Rate um 50 Bp zu senken. Dabei könnte sie es vorerst bewenden lassen. Sollte jedoch trotz abklingender Neuinfektionszahlen die wirtschaftliche Verunsicherung fortbestehen, weil inzwischen eine konjunkturelle Abwärtsspirale in Gang gekommen ist, könnte die Leitzinsbandbreite schliesslich bis auf 0,00% bis 0,25% gesenkt werden – worin wir gegenwärtig indes nur ein Risikoszenario sehen.
Dr. Andreas A. Busch, Senior Analyst Economic Research, Bantleon