Die wichtigsten Ergebnisse der gestrigen Sitzung:
- Die US-Notenbank hat wie erwartet an der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung festgehalten. Demnach werden erstens die Anleihenkäufe im Umfang von gegenwärtig 120 Mrd. USD pro Monat fortgesetzt, solange bis »wesentliche weitere Fortschritte bei der Erreichung des Vollbeschäftigungs- und Inflationsziels gemacht wurden«. Zweitens wird die Leitzinsbandbreite bei 0,00% bis 0,25% belassen, »bis Vollbeschäftigung erreicht wurde, die Inflationsrate auf 2% gestiegen ist und sich auf Kurs befindet, das 2%-Ziel für einige Zeit zu überschreiten«.
- Bei der Beschreibung des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds waren die Währungshüter etwas zurückhaltender als im Dezember. Neu heisst es in den schriftlichen Erläuterungen zum Zinsentscheid, die Erholung habe aufgrund der Belastungen durch die Cornavirus-Pandemie zuletzt an Schwung verloren.
- Im Gegenzug zu dieser kritischeren Einschätzung erläuterte Notenbankpräsident Jerome Powell in der Pressekonferenz, dass sich die Aussichten auf eine dynamische Erholung im 2. Halbjahr mit den vor Kurzem begonnenen Impfungen aufgehellt hätten. Er schränkte diese optimistische Sicht jedoch auch wieder etwas ein, indem er auf die beachtlichen Abwärtsrisiken mit Blick auf die künftige Entwicklung der Pandemie hinwies.
Unsere Einschätzung:
- Alles in allem hat die Fed keinen Zweifel daran gelassen, dass es aktuell geboten ist, angesichts der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit und der zu tiefen Inflation an der ultraexpansiven Geldpolitik festzuhalten. Powell kam mehrmals auf die über 9 Mio. Arbeitslosen zu sprechen. Um diese wieder in Lohn und Brot zu bringen, sei ein kräftiger Aufschwung vonnöten, zu dem die Fed mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln beitragen will. Entsprechend sei es noch zu früh, um beispielsweise über eine Reduktion der Anleihenkäufe nachzudenken. Letztlich befindet sich die Fed damit in einer abwartenden Haltung
Unser Ausblick:
- Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft zwar kurzfristig durch die aktuelle Zuspitzung der Coronavirus-Pandemie gebremst wird – die Fed dürfte daher an ihrer abwartenden Haltung zunächst festhalten. Unser übergeordnet positiver Konjunkturausblick für das laufende Jahr hat jedoch ungeachtet der aktuellen Unsicherheiten weiterhin Bestand. Solange die Impfstoffe auch gegenüber mutierten Coronaviren ihre Wirksamkeit behalten, sehen wir gute Chancen, dass die Pandemie im Laufe der ersten Jahreshälfte zurückgedrängt werden kann. Die seit Beginn der Coronavirus-Krise lancierten geld- und fiskalpolitischen Stimuli sollten in diesem Umfeld nicht nur eine »normale« Erholung begünstigen, sondern zu einem kräftigen Konsumboom führen.
- Der im 1. Halbjahr des vergangenen Jahres zu beobachtende Wirtschaftseinbruch würde in der Folge viel schneller wettgemacht, als das normalerweise nach Rezessionen der Fall ist. Entsprechend sollte die Inflation zügiger als derzeit von der Fed unterstellt anziehen, die mit dem Erreichen des 2%-Ziels erst Ende 2023 rechnet.
- In Anbetracht dessen gehen wir davon aus, dass die Fed bereits Ende 2021/Anfang 2022 mit der Rückführung der Anleihenkäufe beginnt. Die erste Leitzinsanhebung erwarten wir anschliessend in der ersten Jahreshälfte 2023. Die Geldterminmärkte rechnen damit hingegen erst in der zweiten Jahreshälfte 2023, sodass wir hier Korrekturpotenzial sehen, dass sich mittelfristig in steigenden Tresaury-Renditen niederschlagen sollte
Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist der BANTLEON BANK AG