Die Pandemieentwicklung prägt weiterhin den Konjunkturverlauf der Eurozone, wobei das Coronavirus zusehends an Schrecken verliert. Dank hoher Impfquoten verlief die vierte Pandemiewelle im Sommer ohne nennenswerte Belastung des Gesundheitssystems. Im Winterhalbjahr ist zwar von erneut steigenden Neuinfektionszahlen auszugehen, welche die Konjunkturerholung bremsen werden, im Verlauf des nächsten Jahres wird die Pandemie jedoch weiter abebben, sodass einer nochmaligen wirtschaftlichen Belebung von dieser Seite nichts im Weg stehen sollte.
Insbesondere beim privaten Konsum und bei den Investitionen gibt es noch nennenswertes Aufholpotenzial. Nicht zuletzt, weil Haushalte und Unternehmen erzwungenermassen gewaltige Ersparnisse gebildet haben, die mit dem erwarteten Wegfall fast aller Restriktionen im nächsten Jahr für Ausgaben bereitstehen. Rückenwind ist darüber hinaus von der Fiskalpolitik zu erwarten. Anders als im Anschluss an die Weltfinanzkrise wird es dieses Mal keine Konsolidierung bei den Staatsfinanzen geben – im Gegenteil: Mit dem Wiederaufbaufonds der EU werden die Ausgaben zusätzlich angeheizt. Vor diesem Hintergrund sollte das BIP in diesem und im nächsten Jahr um jeweils etwa 5,0% wachsen.
2023 erwarten wir ebenfalls ein Plus oberhalb des Wachstumspotenzials von 1,5%. Die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten werden dann überausgelastet sein, es droht eine konjunkturelle Überhitzung mit weiter steigendem Preisdruck. Durch rechtzeitiges Handeln kann die EZB einer solchen Entwicklung aber entgegenwirken.
Lesen Sie hierzu die Analyse von Jörg Angelé, Senior Economist der BANTLEON BANK AG.
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