Bantleon-Ökonom zur Fed-Sitzung: Notenbank fasst zügige geldpolitische Straffung ins Auge

Lesen Sie die Einschätzungen von Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist der BANTLEON BANK AG, zum gestrigen geldpolitischen Entscheid der US-Notenbank. BANTLEON | 27.01.2022 07:00 Uhr
Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist der BANTLEON BANK AG / © e-fundresearch.com / Bantleon
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Fed kündigt erste Zinserhöhung für März an und steuert auf Bilanzabbau zu

Wie erwartet hat die Fed im Nachgang der jüngsten FOMC-Sitzung klare Signale gesendet, wonach bereits beim nächsten Treffen der Währungshüter Mitte März die Leitzinsen angehoben werden dürften. Zum einen heisst es neu in den schriftlichen Erläuterungen zum geldpolitischen Entscheid, es »werde bald angebracht sein, die Fed Funds Rate anzuheben«. Fed-Präsident Jerome Powell präzisierte diese Aussage dann im Rahmen der Pressekonferenz überraschend deutlich: »der Offenmarktausschuss sei bereit, die Leitzinsen im März anzuheben«.

Darüber hinaus rückt das Abschmelzen der Notenbankbilanz näher. In Anlehnung an seine Äusserungen vor dem US-Senat vor wenigen Wochen wiederholte Powell, dass die Fed in den nächsten FOMC-Sitzungen diskutieren werde, wie genau dieser Prozess ablaufen und wann er starten soll. Im Gegensatz zum Bilanzabbau im Nachgang der Finanzkrise werde dieses Mal aber früher nach der ersten Zinserhöhung damit begonnen und auch das Tempo würde höher ausfallen. Wir rechnen nach wie vor im 2. Quartal dieses Jahres mit dem Startschuss für die Bilanzreduktion

Aktuelle wirtschaftliche Lage unterscheidet sich in den Augen der Fed deutlich von den Jahren 2015 bis 2018

Bei der Beschreibung der aktuellen wirtschaftlichen Lage liess der Fed-Präsident keine Gelegenheit aus, um die Unterschiede zu den Jahren 2015 bis 2018 aufzuzeigen, als die Fed zum letzten Mal die geldpolitischen Zügel angezogen hatte. So sei gegenwärtig erstens die Inflation deutlich höher. Zweitens würde die Wirtschaft viel dynamischer wachsen und drittens befinde sich der Arbeitsmarkt in einer weitaus robusteren Verfassung. Nicht zuletzt bei der Frage, ob der bald startende Zinserhöhungszyklus im gleichen Rhythmus ablaufen würde, wie die 2015 begonnenen geldpolitischen Straffungen, wies Powell mit Nachdruck auf diese Unterschiede hin. Damals wurden die Leitzinsen ungefähr einmal pro Quartal, also bei jeder zweiten FOMC-Sitzung angehoben.

Konkreter wollte Powell nicht werden, als er zum Tempo der künftigen Zinserhöhungen befragt wurde – wohl auch deshalb, weil der Leitzinspfad immer von der jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung abhängt. Gleichwohl sehen wir in seinen beharrlichen Hinweisen auf die Andersartigkeit des aktuellen Umfelds ein klares Signal, dass 2022 mit zügigeren Leitzinsanhebungen als 2015 bis 2018 zu rechnen ist.

Leitzinserhöhungszyklus dürfte steiler ausfallen als beim letzten Mal

Wir haben bereits seit Langem darauf hingewiesen, dass die Fed zur Eindämmung der Inflationsgefahren im Umfeld eines weiterhin kräftigen Wirtschaftswachstums und eines heiss laufenden Arbeitsmarkts die Leitzinsen langfristig stärker anheben wird, als von den Geldterminmärkten unterstellt. Nach den jüngsten Äusserungen Powells gehen wir nun davon aus, dass das Tempo schon in diesem Jahr höher ausfallen wird. Wir sehen es mithin als wahrscheinlich an, dass es 2022 zu sechs, im Extremfall sogar sieben 25-Bp-Schritten kommt – natürlich immer vorausgesetzt, dass Wirtschaft und Finanzmärkte nicht von Schocks getroffen werden. Zum Ende des Jahres würde der Mittelpunkt der Zielbandbreite der Fed-Funds-Rate folglich bei mindestens 1,625% liegen. Die Geldterminmärkte unterstellen aktuell ein Niveau von rund 1,25% – das Korrekturpotenzial ist entsprechend hoch, weswegen Treasury-Renditen weiterhin deutliches Aufwärtspotenzial besitzen.

Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist der BANTLEON BANK AG

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