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Die wichtigsten Ergebnisse der Sitzung:
- Die EZB hat heute wie erwartet an ihrer bisherigen geldpolitischen Ausrichtung festgehalten. Demnach sollen die Netto-Anleihenkäufe im Rahmen des APP wie geplant im laufenden Quartal ausgehend von 40 Mrd. EUR im April bis auf 20 Mrd. im Juni reduziert werden.
- Gleichzeitig wird aber etwas deutlicher als im März in Aussicht gestellt, dass die Käufe im 3. Quartal tatsächlich komplett eingestellt werden. Wie es in den schriftlichen Erläuterungen zum geldpolitischen Entscheid heisst, hätten die seither eingegangenen Daten die Währungshüter in ihrer damals noch etwas unsicheren Erwartung eines baldigen Endes der Käufe bestätigt. Christine Lagarde nutzte wenig später die Pressekonferenz, um diese leicht geänderte Sicht besonders zu betonen.
- Die Leitzinsen bleiben derweil unverändert (Hauptrefinanzierungssatz: 0,00%, Spitzenrefinanzierungssatz: 0,25%, Einlagensatz: -0,50%). Was den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung angeht, wurde die im März angepasste Formulierung wiederholt: Demnach sollen die Leitzinsanhebungen einige Zeit nach Beendigung des APP starten und mit massvollem Tempo vonstattengehen. Mithin könnte die erste Zinsanhebung sehr bald nach dem Ende der Wertpapierkäufe erfolgen, muss aber nicht – die EZB setzt hier weiterhin auf Flexibilität.
Unsere Einschätzung:
- Ungeachtet der aktuell unveränderten geldpolitischen Ausrichtung war den Ausführungen Christine Lagardes im Rahmen der Pressekonferenz zu entnehmen, dass der EZB-Rat die hohen Inflationsraten mit immer mehr Sorge betrachtet. Vor allem die Lohnentwicklung müsse angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit aufmerksam beobachtet werden. Ausserdem würden allererste Anzeichen nach oben ausbrechender Inflationserwartungen zur Vorsicht mahnen.
- Im Gegenzug hätten zuletzt aber die Wachstumsrisiken merklich zugenommen, die aus dem Ukraine-Krieg resultieren. Dieses Spannungsfeld dürfte mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Notenbank keine klareren Signale zur künftigen geldpolitischen Entwicklung gegeben hat. Stattdessen verwies Lagarde auf die kommende Ratssitzung Anfang Juni. Dann würden turnusgemäss die Konjunktur- und Inflationsprojektionen aktualisiert, auf deren Basis der Ausblick konkretisiert werden könnte.
Unser Ausblick:
- Wir schätzen den wachsenden Teuerungsdruck bereits seit Langem als problematisch ein und rechnen im laufenden Jahr mit einer allenfalls geringen Entspannung. Bis zum Jahresende dürfte die Inflationsrate von aktuell 7,5% lediglich in Richtung 5,0% nachgeben. Das 2%-Ziel der EZB wird damit weiterhin um Längen überschritten – auch 2023 dürfte die Teuerung darüber liegen. Als ein zentraler Preistreiber wird nach unserer Einschätzung immer mehr der wachsende Lohndruck fungieren. Angesichts des 40-jährigen Rekordtiefs der Arbeitslosenquote ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Saläre deutlich schneller steigen. Angekurbelt wird die Lohndynamik dabei auch von den aktuell hohen Inflationsraten, die mehr und mehr Arbeitnehmer veranlassen, einen Ausgleich für die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu fordern. Die befürchtete Lohn-Preis-Spirale beginnt mithin Fahrt aufzunehmen.
- In unserem Basisszenario einer gewissen Deeskalation im Ukraine-Konflikt in den kommenden Monaten sehen wir es entsprechend als sehr wahrscheinlich an, dass die EZB nicht nur schon im Laufe des 3. Quartals den Startschuss für die Leitzinserhöhungen geben muss. Darüber hinaus dürfte sie nicht umhinkommen, die Leitzinsen über das neutrale Niveau von 1,50% bis 2,00% hinaus anzuheben. Denn nur durch eine restriktiv ausgerichtete Geldpolitik kann die in Gang gekommene Überhitzung am Arbeitsmarkt eingedämmt werden.
- Die Geldterminmärkte haben ihre Leitzinserhöhungserwartungen in den zurückliegenden Wochen bereits deutlich nach oben korrigiert – der Höhepunkt wird derzeit auf rund 1,50% veranschlagt. Verglichen mit unserer Prognose besteht damit aber immer noch ein gewisses Korrekturpotenzial. Das gilt spiegelbildlich auch für die Staatsanleihenrenditen, wenngleich wir hier gute Chancen sehen, dass der grösste Teil des im vergangenen Jahr begonnenen Renditeanstiegs inzwischen hinter uns liegt.
Dr. Andreas A. Busch, Senior Economist der BANTLEON
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