Fed behält Neigung zu weiteren Leitzinsanhebungen bei
Nach der Pause im Juni hat die Fed erwartungsgemäß den Straffungsprozess wieder aufgenommen und die Leitzinsbandbreite im Rahmen der gestrigen Notenbanksitzung um 25 Bp von 5,00% bis 5,25% auf 5,25% bis 5,50% angehoben. Es ist die elfte Leitzinserhöhung seit März 2022 und das höchste Leitzinsniveau seit dem Jahr 2001. Mit anderen Worten wurde nunmehr auch der Zinserhöhungszyklus der Jahre 2004 bis 2006 (endete bei 5,25%) übertroffen.
Notenbankpräsident Jerome Powell ließ überdies keinen Zweifel daran, dass die Fed an ihrer Neigung zu einer weiteren monetären Straffung festhält. Im Juni hatte die Mehrheit der FOMC-Mitglieder den Hochpunkt der Leitzinsbandbreite bei 5,50% bis 5,75% gesehen.
Wann dieser nächste Schritt erfolgen soll, ließ Powell allerdings völlig offen. Dies sei bereits im September, aber auch im November oder noch später möglich. Die Entscheidung sei vollkommen datenabhängig. Bis zum September könne die Fed unter anderem noch zwei weitere Inflations- und Arbeitsmarktberichte auswerten. Je nach Datenlage werde die Notenbank dann zur Tat schreiten oder es auch unterlassen.
Inflation: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Die aktuelle Wirtschaftslage schätzte die Fed kaum anders ein als im Juni. Das Wirtschaftswachstum sei etwas robuster als erwartet. Darüber hinaus wird die Situation am Arbeitsmarkt immer noch als sehr angespannt bezeichnet. Immerhin gebe es einige Anzeichen für eine Abschwächung (unter anderem geht die Zahl der offenen Stellen zurück und das Lohnwachstum ebbt ab). Die jüngsten unerwartet deutlichen Rückgange bei der Inflationsrate (CPI) begrüßte der Notenbankpräsident, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass ein Datenpunkt noch zu wenig sei, um die Währungshüter von einer nachhaltigen Disinflation zu überzeugen.
Dabei gebe es durchaus Fortschritte auf dem Weg zum 2%-Inflationsziel. Bei den Güterpreisen mache sich die Entspannung auf der Angebotsseite positiv bemerkbar. Um den Teuerungsdruck bei Dienstleistungen (ohne Mieten) zu mindern, sei die Fed noch gefordert, eine weitere Absenkung des Lohnwachstums zu erzwingen. Powell ist außerdem guter Dinge, dass der Fed ein Soft Landing gelinge. Der Mitarbeiterstab der Fed würde nunmehr in seiner Prognose nicht einmal mehr ein milde Rezession unterstellen.
Leitzinssenkungen sieht Powell noch in weiter Ferne. Eine geldpolitische Lockerung könne erst dann erfolgen, wenn klar erkennbar sei, dass das Inflationsziel in naher Zukunft erreicht werde. Dies werde aber in seinen Augen frühestens im Laufe des kommenden Jahres der Fall sein.
Leitzinshoch dürfte aller Wahrscheinlichkeit erreicht sein
Insgesamt hielt die Notenbanksitzung wenige Überraschungen parat. Hinsichtlich des nächsten Zinsschritts will sich die Fed alle Optionen offenhalten. Wir gehen davon aus, dass zumindest die Inflationsdaten in den nächsten Monaten weiter rückläufig sind. Dies sollte der Fed den Spielraum eröffnen, im September nicht gleich wieder nachzulegen, sondern erst einmal abzuwarten. Bis in den November (übernächste Sitzung) dürften sich auch die Konjunkturdaten so stark abgekühlt haben, dass die Fed von einer nochmaligen monetären Straffung absieht. Insbesondere sollte dann auch der Arbeitsmarkt zusehends unter Druck geraten sein. Summa summarum ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Zinserhöhungszyklus heute, nach 16 Monaten und Leitzinsanhebungen um 5,25%-Punkte, zu Ende gekommen ist.
Von Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Asset Managers BANTLEON