Bantleon-Experte Costa: Renditen von deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries testen kritische Marken

Das Momentum spricht kurzfristig für weiter steigende Renditen von deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries. Hierfür müssen jedoch wichtige charttechnische Widerstandsmarken überwunden werden. Diese können als richtungsweisend angesehen werden und entscheiden darüber, ob es sich um eine Trendwende oder nur um eine kurzfristige Verschnaufpause der Renditen handelt. BANTLEON | 22.10.2024 09:24 Uhr
Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON / © e-fundresearch.com / BANTLEON
Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON / © e-fundresearch.com / BANTLEON

Die relative Attraktivität von EUR-Anleihen gegenüber europäischen Aktien hat zuletzt etwas abgenommen. Gegenüber der Dividendenrendite des Eurostoxx von 3,8% bieten europäische Unternehmensanleihen – gemessen am »ICE BofA Euro Corporate Excluding Index« – mit einer durchschnittlichen Duration von 4,5 Jahren nur eine Rendite von 3,2%. Der EUR-Investor muss bei einer Investition in Anleihen daher einen Abschlag gegenüber der Dividendenrendite von Aktien hinnehmen. 1- bis 10-jährige USD-Anleihen – gemessen am »ICE BofA 1–10 Year US Treasury Index« – bieten eine etwas höhere Rendite von 4,5% und übertreffen sogar die Dividendenrendite von US-Dividendenaktien – gemessen am »Dow Jones Select Dividend Index«. Damit sind US-Anleihen relativ zu Aktien attraktiver als EUR-Anleihen.

Unterschiedliche Charttechnik-Aussage für Bundesanleihen und US-Treasuries 

Aus der charttechnischen Perspektive hat das Bild für die Renditen von 10-jährigen deutschen Bundesanleihen jüngst gedreht und lässt kurzfristig moderat steigende Renditen erwarten. Das mittlere Bollinger-Band wurde bei einem Renditeniveau von 2,17% nach oben durchbrochen, was kurzfristig auf einen Trendwechsel hindeutet. Gleichzeitig wurde die Abwärtstrendlinie überschritten. Der MACD-Indikator bestätigt dies und lässt ebenfalls steigende Renditen vermuten. Technischen Widerstand könnten die Renditen auf dem Niveau der 200-Tage-Linie bei 2,36% erfahren. Auf diesem Niveau befindet sich gleichzeitig auch das zyklische September-Hoch. Entsprechend wäre noch Platz für einen Renditeanstieg von 10 Basispunkten. Sollte diese Marke durchbrochen werden, wäre der Weg bis auf einen Renditestand von 2,50% geebnet. Eine Rückkehr unter das Renditeniveau von 2,18% würde hingegen eine Fortsetzung des Abwärtstrends implizieren.

Übergeordnet ist der 40-jährige Abwärtstrendkanal bei 10-jährigen Bundesanleihen-Renditen noch intakt. Hier testen die Renditen gerade das obere Ende des Trendkanals. Sollte ein Ausbruch nach oben gelingen, wäre dies auch auf mittlere Sicht ein bearishes Zeichen für die Anleihenmärkte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Renditen zunächst den Abwärtstrend verlassen haben. Es bleibt abzuwarten, ob das der Beginn eines Aufwärtstrends oder lediglich eine temporäre Verschnaufpause ist.

Für 10-jährige US-Treasuries zeigt sich das charttechnische Bild etwas positiver. Zwar sind die Renditen jüngst um mehr als 0,35%-Punkte gestiegen, blieben aber innerhalb des Abwärtstrendkanals. Auch hier deuten der MACD-Indikator und die Bollinger-Bänder zunächst auf weiteres Aufwärtsmomentum hin. Hierfür müssen die Widerstandsmarken bei 4,10% (Abwärtstrendlinie) und 4,17% (200-Tage-Linie) aber zunächst überschritten werden. Erst dann wäre der Weg bis auf 4,30% und 4,50% geebnet. Wahrscheinlicher scheint hingegen eine Fortsetzung des Abwärtstrends innerhalb des Trendkanals. Kurzfristig bleibt jedoch abzuwarten, ob die genannten Marken halten. Damit ist das Bild für 10-jährige Treasuries angesichts des Aufwärtsmomentums bei gleichzeitig intakten Abwärtstrends als neutral zu werten.

Von Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON

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