Der US-Starinvestor Howard Marks ist bekannt für seine durchdachten und nuancierten Ansichten zum Investieren: »Um überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen, muss eine Investition nicht nur preiswert sein, sondern auch einen Katalysator für die Wertrealisierung haben«, fasst er eine wichtige Komponente des Value-Investierens zusammen. Denn es reicht nicht aus, nur unterbewertete Aktien zu finden. Es muss auch einen Auslöser oder Katalysator geben, der den Markt dazu bringt, den wahren Wert der Aktien zu erkennen. Für das derzeit historisch günstig bewertete Aktiensegment Infrastruktur könnte das Finanzpaket der neuen deutschen Bundesregierung ein solcher Auslöser sein. Mit dem am 21. März vom Bundesrat genehmigten Finanzpaket setzt sie nämlich ein klares Signal: Massive Investitionen in die Infrastruktur stehen im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Mit dem Sondervermögen von 500 Mrd. Euro wird gezielt in Versorgungsnetze, Straßen, Schienen und die digitale (Sicherheits-)Infrastruktur investiert. Damit wird eine beispiellose Investitionswelle in Deutschland angeschoben.
Deutschlands Infrastruktur-Plan: Zündfunke für Europa
Das Schuldenpaket soll drei Schwerpunkte haben: 100 Mrd. Euro für Klimaschutz (erneuerbare Energien, CO₂-Reduktion), 100 Mrd. Euro für regionale Infrastruktur (Verkehr, Digitalisierung) und 300 Mrd. Euro für Bundesprojekte (Schienen, Straßen, digitale Sicherheit). Die Schuldenbremse erlaubt den Bundesländern zusätzliche Schulden von bis zu 0,35% des BIP (16 Mrd. Euro jährlich), um Infrastruktur-Projekte voranzutreiben. Das Finanzpaket setzt damit auf eine Kombination aus staatlichen Investitionen und der Mobilisierung privaten Kapitals, um den Strukturwandel in Deutschland langfristig zu finanzieren.
Das geplante Infrastruktur-Paket der Bundesregierung könnte ein starkes Signal für ganz Europa senden und ähnliche Initiativen zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit anstoßen. Bereits der Draghi-Plan vom Herbst 2024 betonte die zentrale Bedeutung umfangreicher Infrastruktur-Investitionen. Um den Rückstand gegenüber China und den USA aufzuholen und Europa wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen, bleiben der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Stärkung der europäischen Energie-Infrastruktur entscheidende Kernbereiche.
Doppelter Bewertungsabschlag für europäische Infrastruktur-Aktien
Das Giga-Fiskalpaket der Bundesregierung trifft auf ein Segment, das in den vergangenen zwei Kalenderjahren um fast 30%-Punkte hinter den globalen Aktienmärkten zurückgeblieben ist. Trotz soliden operativen Wachstums sind die Bewertungen von Infrastruktur-Aktien auf ein ungewöhnlich niedriges Niveau gesunken. Derzeit liegt das Verhältnis des durchschnittlichen Unternehmenswerts zu den operativen Ergebnissen (EV/EBITDA) bei 10,5x, im Jahr 2021 betrug es noch 13,6x. Der Bewertungsabschlag zum Gesamtmarkt beträgt fast 20%, was ungewöhnlich ist, da Infrastruktur-Aktien aufgrund ihrer stabilen Erträge und hochwertigen Vermögenswerte in der Vergangenheit in der Regel einen Bewertungsaufschlag hatten. Seit der Auflegung des Infrastruktur-Aktienindex S&P Global Infrastructure im Jahr 2007 waren die Aktien von Infrastruktur-Unternehmen im Vergleich zum MSCI World noch nie so günstig.
Zudem sind europäische Infrastruktur-Aktien im Vergleich zu ihren Pendants aus den USA erheblich günstiger bewertet. Beispielsweise liegt das EV/EBITDA von US-Versorgern derzeit bei 11,7x, jenes von europäischen Versorgern bei rund 7,8x. Obwohl die Aktien europäischer Versorger in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich mit einem Abschlag gegenüber US-Unternehmen gehandelt wurden, ist der aktuelle Abschlag von 33% bemerkenswert. Entwickelten sie sich doch in den vergangenen Jahren trotz Inflation Reduction Act in den USA operativ besser. Der historisch hohe Bewertungsabschlag deutet auch regional auf Aufholpotenzial hin, wovon unter anderem der Publikumsfonds Bantleon Select Infrastructure profitieren sollte, der einen Fokus auf europäische Infrastruktur-Aktien hat.
Fundamentale Aktienanalyse entscheidend
Der neue Rückenwind sollte mehrere Infrastruktur-Sektoren in Europa beflügeln: Energieversorger, Umweltdienstleister, Erneuerbare Energien, Netzbetreiber und die Bauwirtschaft. Um die Unternehmen mit den vorteilhaftesten Assets und Investitionsplänen in Deutschland zu identifizieren, ist eine fundamentale Aktienanalyse entscheidend, denn nur eine Handvoll der begünstigten Unternehmen sind auch in Deutschland beheimatet. Zu den potenziellen Profiteuren zählen der deutsche Projektentwickler Energiekontor, die belgische Elia Group, die über ihre Tochter 50 Hertz das deutsche Hochspannungsnetz betreibt, sowie die französischen Infrastruktur-Konzerne Vinci und Eiffage, die im deutschen Straßenbau etabliert sind. Gleichzeitig gilt es, das Risiko steigender Inflation und damit einhergehend steigender Zinsen bei der Aktienauswahl zu berücksichtigen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das von Howard Marks beschriebene Szenario – eine preiswerte Investition mit einem klaren Katalysator zur Wertrealisierung – im Infrastruktur-Sektor Gestalt annimmt.
Infrastruktur-Aktien bei Bantleon
Bantleon bewirtschaftet Infrastruktur-Aktien in dem Publikumsfonds Bantleon Select Infrastructure (LU1989515793), der 2022 vom Magazin Cash mit einem Financial Advisors Award und 2021 sowie 2024 mit einem €uro FundAward ausgezeichnet wurde sowie von MSCI mit einem Nachhaltigkeitsrating von »AA« eingestuft wird und damit zu den nachhaltigsten Infrastruktur-Aktienfonds zählt. Der Fonds investiert vorwiegend in europäische Infrastruktur-Unternehmen.
Von Johannes Maier, Portfolio Manager - Globale Infrastruktur-Aktien bei BANTLEON