US-Treasuries und Bundesanleihen dürften sich kurzfristig unterschiedlich entwickeln

BANTLEON | 18.04.2025 09:18 Uhr
Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON / © e-fundresearch.com / BANTLEON
Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON / © e-fundresearch.com / BANTLEON

Die Anleihenmärkte werden derzeit von zwei Seiten beeinflusst: Einerseits sind sie durch eine hohe Volatilität geprägt, weshalb Anleihen in Kombination mit der weltweit steigenden Staatsverschuldung nicht mehr so attraktiv wie Gold sind. Dies spricht für eine anhaltende Rotation von Anleihen in Gold. Andererseits sprechen die aktuell hohe Aktienvolatilität und die relativ hohen Renditen für eine Umschichtung von Aktien in Anleihen. Liegt doch die laufende Verzinsung vieler Anleihen derzeit nahe der Dividendenrendite von Aktien. Während die Renditen von US-Treasuries ihren Abwärtstrend verlassen haben, dürften die Renditen von deutschen Bundesanleihen zunächst weiter sinken.

Während diverse Risikoindikatoren in der Phase des Abverkaufs an den Aktienmärkten viel Panik gespiegelt haben, sind die US-Anleihenrenditen – anders als üblich in Risk-off-Phasen – gestiegen. Berichten zufolge waren Hedgefonds gezwungen, ihren sogenannten Basis-Trade abzubauen – eine Arbitragestrategie, bei der US-Staatsanleihen gehebelt gekauft und gleichzeitig Treasury-Futures verkauft werden, um von der Preisdifferenz zwischen Kassamarkt und Futures zu profitieren. Dies führte zu einem raschen Angebotsdruck, insbesondere bei lang laufenden US-Treasuries, deren Renditen am stärksten anzogen. Gleichzeitig bestand die Sorge, dass Zölle und die Rückverlagerung von Produktionsstandorten inflationär wirken könnten. Zudem kursierten Gerüchte, wonach China – als größter ausländischer Gläubiger der USA – durch den Verkauf von Treasuries ein Warnsignal im Zollstreit an das Weiße Haus senden wollte. In Summe verloren US-amerikanische Anleihen – gemessen am »ICE BofA US Broad Market Index« – in der ersten Aprilhälfte rund 0,9% an Wert. Der europäische »ICE BofA Euro Broad Market Index« verzeichnete hingegen ein Plus von 0,9%.

Rezessionswahrscheinlichkeit zuletzt gestiegen

Die Wahrscheinlichkeit für eine (technische) US-Rezession im Jahr 2025 stieg gemäß der US-Wettplattform Polymarket temporär bis auf über 70%, fiel jedoch nach Verkündung der Zollpause wieder auf 50%. Ende März hatte die Wahrscheinlichkeit noch bei 35% gelegen. Dabei handelt es sich aber lediglich um die Wahrscheinlichkeit einer technischen Rezession (zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum), durch die die Anleihen- und Aktienmärkte hindurchschauen könnten. Andererseits folgte auf einen solchen Aktienmarkteinbruch historisch in 9 von 13 Fällen eine ausgedehnte Rezession. In jedem Fall würde eine wachsende Rezessionswahrscheinlichkeit mit zunehmenden Zinssenkungen der Fed einhergehen, was für tiefere US-Renditen sprechen würde. Gemäß den US-CFTC-Daten, einem wöchentlich veröffentlichten Bericht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), bestünde ausreichend Potenzial für Aufstockungen der Treasury-Bestände institutioneller Anleger. So liegt der Anteil der Long-Positionen in 10-jährigen Treasury-Futures seit dem Zinsanstieg im Jahr 2022 auf einem sehr tiefen Niveau von nur 28%. Bei 2-jährigen Treasury-Futures beträgt der Anteil an Long-Positionen sogar nur 24%. Der historische Durchschnitt seit dem Jahr 2000 beträgt hingegen nahezu 50%.

Gold derzeit attraktiver als Anleihen

Begründen lässt sich dies durch die hohe Anleihenvolatilität seit dem Inflationsanstieg im Jahr 2022. So befindet sich der MOVE-Index als Volatilitätsbarometer für Anleihen seither auf einem Niveau über 100 und stieg jüngst auf ein zyklisches Hoch von 128. Damit sind Staatsanleihen aufgrund der Volatilität und der weltweit steigenden Staatsverschuldung nicht so attraktiv wie Gold. Und tatsächlich wuchsen die Gold-Long-Positionen – gemessen an den CFTC-Daten – seit dem Jahr 2023, während die Long-Positionen in US-Treasuries deutlich schrumpften. Dies spricht für eine anhaltende Rotation von Staatsanleihen in Gold. Drehen könnte sich dieser Trend, wenn das globale Wachstum anzieht, die Renditen attraktiver werden oder sich die Verschuldungssituation verbessert. Davon ist kurzfristig jedoch nicht auszugehen, weshalb die Präferenz für Gold gegenüber Staatsanleihen vorerst bestehen bleiben dürfte.

Anleihen punkten mit hoher laufender Rendite gegenüber Aktien 

Wer hingegen eine laufende Rendite wünscht, dürfte Anleihen gegenüber (Dividenden-)Aktien bevorzugen. Erstens spricht die aktuell hohe Aktienvolatilität für eine Umschichtung in Anleihen. Zweitens liegt die laufende Verzinsung vieler Anleihen derzeit nahe der Dividendenrendite von Aktien. So beträgt die erwartete Dividendenrendite des Eurostoxx, der die rund 300 liquidesten Titel umfasst, 3,3% und liegt damit lediglich 0,3%-Punkte über der Rendite des breiten Investment-Grade-Euro-Anleihenmarktes. In den USA übersteigt die Rendite des breiten Investment-Grade-US-Anleihenmarktes mit 4,8% sogar die Dividendenrendite des »Dow Jones Select Dividend Index« um 0,2%-Punkte. Sollten sich die konjunkturellen Perspektiven weiter eintrüben, ist mit geringeren Dividendenzahlungen zu rechnen.

US-Renditen haben Abwärtstrend verlassen

Charttechnisch notieren sowohl die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen als auch die 10-Jahres-Treasury-Renditen oberhalb der 200-Tage-Linie. Jüngst haben die US-Renditen ihren Abwärtstrend verlassen und sind in Richtung der 4,50%-Marke gestiegen. Wird diese Marke überschritten, dürfte ein Anstieg bis auf 4,80% (zyklisches Hoch) folgen. Sollte der jüngste Anstieg sich als Fehlausbruch erweisen, könnten sich die Renditen in Richtung der 200-Tage-Linie bei 4,22% bewegen. Eine Unterschreitung dieser Marke hätte einen weiteren Rückgang der Renditen bis auf 4,00% zur Folge. Die jüngst unerwartet niedrige US-Inflation lieferte hierfür einen guten Nährboden. Entscheidend dürfte dabei die Marke von 4,50% sein, die beim jüngsten Abverkauf der US-Anleihen aufgrund der Margin-Forderungen nicht überschritten wurde.

Abwärtstrend bei deutschen Bundesanleihen dürfte anhalten

Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen befinden sich seit Anfang März im Abwärtstrend und notieren derzeit bei 2,50% – in etwa dem Niveau vor der Verkündung des deutschen Schuldenpakets für Infrastruktur und Rüstung. Sollte sich der Abwärtstrend fortsetzen, wäre ein Rückgang bis auf 2,40% (200-Tage-Linie) zu erwarten. Fallen die Renditen unter die 200-Tage-Linie, dann würden sie Kurs auf die 2,00%-Marke nehmen – das Tief, das im vergangenen Jahr im Oktober und Dezember markiert wurde. Überschreiten die Renditen hingegen die Marke von 2,65%, (zyklisches Hoch) so ist ein Anstieg bis auf das Hoch von 2,95% zu erwarten. Kurzfristig ist davon auszugehen, dass der Verkaufsdruck der Hedgefonds nicht weiter anhält. Die Unsicherheit rund um den Zollstreit bleibt jedoch zunächst bestehen, weshalb eine Fortsetzung des Rendite-Abwärtstrends wahrscheinlicher ist. In Summe bleibt das charttechnische Bild jedoch zunächst neutral.

Von Marcio Costa, Senior Portfolio Manager, BANTLEON

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