„Die Analysten von Barclays schätzen den globalen Fleischmarkt auf 1,4 Billionen US-Dollar (USD). Pflanzenbasierte Fleischalternativen machen bislang nur ein Prozent dieses riesigen Marktes aus. Die Wachstumschancen für pflanzliche Proteinhersteller sind also beträchtlich“, sagt Thorsten Becker, Fondsmanager bei J O Hambro Capital Management (JOHCM).
Tatsächlich schätzt J.P. Morgan, dass der globale pflanzliche Proteinmarkt in den nächsten zehn bis 15 Jahren auf 100 Milliarden USD wachsen könnte. Einen Vorgeschmack darauf hat Anfang Mai das Börsendebüt des 2009 gegründeten Fleischersatzproduzenten Beyond Meat gegeben. Nach dem Motto „Schmeckt wie Fleisch, ist aber keins“ hat das in Los Angeles ansässige US-Unternehmen den Lebensmittelmarkt im Sturm erobert. „Pflanzliche Lebensmittel und Getränke werden in den USA immer beliebter“, berichtet Becker. 2018 sei der Inlandsumsatz mit pflanzlichem Fleischersatz im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent gestiegen.
Zweistelliges Umsatzwachstum für Fleischalternative in Testmärkten
Der Erfolg von Beyond Meat bei Einführung seiner Produkte in amerikanischen Restaurantketten wie TGI Fridays und Carl's Jr. stimmt äußerst zuversichtlich. Während der Verkauf von Rindfleisch-Sandwiches in den letzten sechs Jahren stagniert habe, sei der Verkauf von Hühner- und Nicht-Fleisch-Sandwiches im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich gewachsen, sagt Becker. Als erste große US-amerikanische Fast-Food-Kette hat sich Burger King mit dem Beyond-Mitbewerber Impossible Foods zusammengetan und den Impossible Whopper, einen rein pflanzlichen Burger, auf den Markt gebracht. Der Fast-Food-Riese verzeichnet in wichtigen Testmärkten ein zweistelliges Umsatzwachstum für die Fleischalternative.
Konkurrent McDonald‘s ist in den USA noch zurückhaltender, beobachtet den Siegeszug aber sehr genau. In Deutschland hat das Unternehmen Ende April den 100 Prozent fleischlosen Big Vegan TS in allen rund 1.500 Filialen eingeführt. Das pflanzliche Burger-Pattie liefert Garden Gourmet aus dem Hause Nestlé.
Aber auch in Deutschland hat der Börsenneuling Beyond Meat mit seinem proteinhaltigen Fleischersatz aus Erbsen, Bambus, Kokosnuss, Kartoffeln und rote Beete bereits für Aufsehen gesorgt. Ende Mai nahm Lidl als erster Lebensmitteldiscounter die Patties erstmals in sein Sortiment auf. Die Regale waren zum Unmut vieler Kunden in kürzester Zeit leergekauft. Mittlerweile gibt es weitere Anbieter, denn die Nachfrage ist groß.
„In Segment der Anbieter von pflanzlichem Fleischersatz gibt es noch viel Raum für weitere Gewinner“, prophezeit Becker. Der Schlüssel zum Erfolg seien innovative Mehrwertprodukte, die sowohl den Magen als auch das Gewissen befriedigten. „Für Investoren bietet sich die Möglichkeit, schon jetzt nach Unternehmen Ausschau zu halten, die diese enorme Chance nutzen.“