Anleiherisiko niedrige Zinsen
Vieles spricht für niedrige Zinsen: Sowohl der aktuelle Lock-Down light in Europa als auch die erwarteten Schritte im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) durch die Europäische Zentralbank (EZB). Auf der anderen Seite verbreiten die Impfstoffhersteller die verhaltene Zuversicht, dass die Pandemie vielleicht schneller als erwartet vorübergehen könnte. „Tritt dieser Fall ein, wird die Inflation schnell zur Realität. Anleger sollten das bereits heute in ihrer Asset Allokation berücksichtigen“, rät Giorgio Caputo, Senior Fund Manager und Leiter des Multi-Asset-Value-Teams von J O Hambro Capital Management (JOHCM), und fügt hinzu: „Investoren, die sich für ein Inflationsszenario positionieren, sollten ihre traditionellen Annahmen hinsichtlich Anleihen verwerfen.“
Rückblick und Ausblick: Taper Tantrum
Denn es wäre nicht das erste Mal, dass steigende Zinsen für Verluste am Anleihenmarkt sorgen. Im Juni 2013 verkündete Ben Bernanke, der Vorstandsvorsitzende der Federal Reserve, das absehbare Ende des Anleihekaufprogramms. Dem sogenannten Taper Tantrum folgte ein starker Zinsanstieg, verbunden mit hohen Verlusten im Anleihemarkt und Zuwächsen bei Value Aktien. „2013 ist ein gutes Beispiel, wie steigende Zinsen die Renditen von Anlageklassen beeinflussen“, so Giorgio Caputo. Anleger sollten daher aufmerksam die Neuausrichtung der Währungs- und Finanzpolitik im Blick behalten.
Aktien statt Anleihen und Value statt Growth
Für eine robuste Portfoliopositionierung für das Inflationsszenario rät der Experte dazu, drei wesentliche Faktoren zu beachten. „Das Taper Tantrum hat gezeigt, welche Risiken ein Niedrigzinsumfeld für Investoren mit sich bringen kann. Aktien - abseits der Wachstumstitel - können einen robusten Portfoliobaustein darstellen“, so Caputo. Bei Value-, Dividenden- und Vorzugsaktien sieht der Experte Renditen, die aktuell im historischen Durchschnitt angesiedelt sind. Hierbei sollten Investoren die volatilen Sektor-Schwergewichte Finanzen und Energie außen vorlassen. Growth-Titel übertreffen weiterhin Value-Aktien. Hier sei jedoch eine Trendabkehr in Sicht. „In den kommenden Jahren wird die Welt reichlich Kapital benötigen, um den Kohlenstoffausstoß zu verringern und die Infrastruktur zu verbessern. Das bietet auch für Value Investoren Potential“, schließt der Experte.