"Der von Saudi Arabien nach dem Scheitern der 'OPEC+'-Gespräche angezettelte Preiskrieg beim Öl hat nicht nur zu einem drastischen Kollaps des Ölpreises geführt, sondern auch eine zunehmende Kapitulation bei Aktien ausgelöst. Mit dem weiteren Abverkauf haben europäische Aktien nun ca. 20% über die letzte 2-3 Wochen verloren und sind auf Niveaus nahe den Tiefständen von Ende 2018 gefallen. Die zu Jahresbeginn bereits eingepreiste Konjunkturerholung ist damit wieder ausgepreist. Der Markt setzt bestenfalls noch auf eine Stabilisierung des Wachstums im Jahresverlauf, das heißt Einkaufsmanagerindizes der Industrie nahe 50 im zweiten Halbjahr. Angesichts des zunehmenden geld- und fiskalpolitischen Rückenwindes und der Erwartung, dass die Ausbreitung des Coronavirus zwar eine schwere, aber letztlich vorübergehende Belastung der Realwirtschaft darstellt, sind die Chancen und Risiken an den Märkten damit aus unsere Sicht zunehmend ausgeglichen.
Die systematischen, regelbasierten Anleger haben Aktienpositionen weitgehend abgebaut und dürften im historischen Vergleich bei Aktien untergewichtet positioniert sein. Die relative Bewertung von Aktien hat sich gegenüber Staatsanleihen nochmals deutlich verbessert. Bei europäischen Aktien ist die Differenz zwischen Dividendenrendite und der Rendite von Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen hoher Qualität wieder in die Nähe der historischen Höchststände gestiegen. Das Marktsentiment ist sehr pessimistisch und der Markt ist überverkauft. Wir erwarten weiterhin volatile Aktienmärkte, erachten die aktuellen Kursniveaus aber mittelfristig als Kaufgelegenheiten."
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege Wealth & Asset Management bei Berenberg