- Persönliche Überzeugungen als Treiber im Kampf gegen den Klimawandel statt Risiko- und Renditeüberlegungen
- Geopolitische und makroökonomische Ereignisse mit starkem Einflussauf ESG-Sichtweisen
Zum dritten Mal nach 2018 und 2021 hat Deutschlands älteste Privatbank Institutionelle Investoren, Vermögensverwalter und Privatanleger zu ihren Einstellungen zu ESG-Themen befragt. Teilgenommen haben 156 Investoren, überwiegend aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Im Mittelpunkt der diesjährigen Umfrage stand der Klimawandel. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer zu ihren Prioritäten bezüglich der Nachhaltigkeitsziele (Social Development Goals – SDGs) der Vereinten Nationen befragt. Überlegungen der Anleger zur Zukunft verantwortungsvollen Investierens runden die Studie ab.
„Auf die Frage hin, welcher Treiber am wirksamsten für die Berücksichtigung des Klimawandels in Anlageentscheidungen ist, nannten 43 Prozent der Befragten die persönliche Überzeugung, gefolgt von 37 Prozent, die politische und regulatorischen Bedingungen benannten“, sagt Dr. Rupini Deepa Rajagopalan, Head of ESG-Office bei Berenberg. „Das hat uns überrascht.“ Nur für 14 Prozent der Anleger galten Risiko und Rendite als wirksamste Treiber für die Berücksichtigung des Klimawandels in Anlageentscheidungen. „Angesichts der eindeutigen Risiken des Klimawandels, könnte das Ergebnis darauf hindeuten, dass es Anlegern schwerfällt, finanzielle Risiken dieses Wandels umfassend zu berücksichtigen“, interpretiert Dr. Rajagopalan die Ergebnisse.
Klimaschutz an Eins
Wie in den beiden vorherigen Studien wurden die Investoren auch umfassend im Zusammenhang mit den SDGs und deren Einfluss auf ihr Investitionsverhalten befragt. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bilden ein Rahmenwerk zur Bewältigung der wichtigsten globalen Herausforderungen. Während sich die 17 Ziele und ihre 169 Unterziele vornehmlich an Regierungen richten, wurden sie von vielen Akteuren der Finanz- und Investmentbranche als Rahmen übernommen, um Kapital in Projekte, Produkte und Dienstleistungen zu lenken, die die SDGs fördern.
„Die diesjährigen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass geopolitische und makroökonomische Ereignisse starken Einfluss auf Anleger haben – mit potenziellen Auswirkungen auf ihre Anlageentscheidungen,“ fasst Dr. Rajagopalan zusammen. Zu den drei wichtigsten SDGs zählt nach Meinung der Befragten zum ersten Mal auch SDG 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. Hier hat sich die Zahl der Nennungen verdoppelt. Auch SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ ist mit starken Wachstumsraten unter den Top-3-Nennungen. Unangefochten auf Platz eins findet sich – wie im Vorjahr – SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“.
Unternehmen müssen glaubwürdig sein
Im dritten Teil der Studie wurden die Investoren zur Relevanz von niedrigen ESG-Bewertungen und den Einfluss neuer Vorschriften auf die weitere Entwicklung des ESG-Bereiches befragt. „Siebenundachtzig Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie bereit sind, Investments in Unternehmen mit niedriger ESG-Bewertung zu tätigen“, sagt Dr. Rajagopalan. Anbietern von ESG-Ratings fehle es weiterhin an einer einheitlichen ESG-Bewertungsmethodik, an einer ausreichenden Verfügbarkeit von materiellen ESG-Daten und global einheitlichen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Angesichts solcher Mängel ist es nachvollziehbar, dass die Befragten bereit sind, auch Investments in Unternehmen mit niedriger ESG-Bewertung zu tätigen. Allerdings müssen diese Unternehmen glaubwürdige und messbare Verpflichtungen zu einer Verbesserung ihrer ESG-Anstrengungen eingehen.“