Fed-Sitzung: Zinspause im Dezember möglich

Die US-Notenbank hat die Zinsen gesenkt und eine Pause im Dezember in Aussicht gestellt. Dr. Felix Schmidt, Senior Economist bei Berenberg, analysiert die geldpolitischen Aussichten und den potenziellen Einfluss der nächsten US-Regierung: Berenberg | 08.11.2024 12:29 Uhr
Dr. Felix Schmidt, Leitender Volkswirt bei Berenberg / © e-fundresearch.com / Berenberg
Dr. Felix Schmidt, Leitender Volkswirt bei Berenberg / © e-fundresearch.com / Berenberg

„Wie erwartet hat die US-Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt und könnte im Dezember eine Pause einlegen. Fed-Chef Jerome Powell gab zwar keine konkreten Hinweise auf den weiteren Kurs, räumte jedoch ein, dass die Stärke der US-Wirtschaft zuletzt überraschend positiv ausgefallen ist und die Kerninflation hartnäckiger bleibt als noch im September prognostiziert. Das deutet darauf hin, dass die gestrige Zinssenkung die letzte in diesem Jahr gewesen sein könnte.

Mögliche Pause im Dezember – stärkere Wachstumsprognosen für 2025

Die jüngsten Wirtschaftsdaten lassen erwarten, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 18. Dezember ihre Prognosen für das BIP-Wachstum und die Inflation anheben wird. Auch die sogenannten Dot Plots, die Zinsprognosekurven der Fed, dürften weniger Zinssenkungen als die noch im September vier erwarteten 25-Basispunkte-Senkungen anzeigen. Zwar betonte Powell, dass das Wahlergebnis kurzfristig keinen Einfluss auf die Geldpolitik haben wird, doch könnte das Tempo der geldpolitischen Lockerungen im Jahr 2025 stark von den wirtschaftspolitischen Entscheidungen des erneut gewählten Präsidenten Donald Trump abhängen.

Geringere Zinssenkungen als erwartet

Aktuelle Wirtschaftsdaten wie das starke BIP-Wachstum im dritten Quartal und die anhaltend hohe Kerninflation geben der Fed wenig Anlass, die Zinsen weiter zu senken. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß künftiger Zinssenkungen im Jahr 2025 dürften darüber hinaus stark von der neuen Regierung abhängen. Es sieht danach aus, dass Donald Trump nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus auch eine republikanische Mehrheit im Kongress haben wird. Es ist daher mit einer lockeren Fiskalpolitik, starker Nachfrage und höheren Verbraucherpreisen zu rechnen – teilweise bedingt durch Importzölle. Dies könnte die Fed dazu zwingen, vorsichtiger und in geringerem Ausmaß Zinssenkungen vorzunehmen als ursprünglich angenommen. Geplant waren ursprünglich drei weitere Zinssenkungen von je 25 Basispunkten, jetzt jedoch könnte die US-Notenbank den Leitzins nur noch einmal Anfang 2025 senken. Die Zielspanne für den Leitzins würde dann bei 4,25 bis 4,5 Prozent liegen statt bei den vorhergesehenen 3,75 bis 4,0 Prozent.

Trump und die Fed – wer hat das letzte Wort?

Donald Trump hat deutlich gemacht, dass er nach einer Wiederwahl mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Fed nehmen möchte. Doch unter geltendem Recht und den etablierten Normen sind die Möglichkeiten eines Präsidenten, die Geldpolitik direkt zu beeinflussen, begrenzt. Powell kann nicht einfach entlassen werden, und er signalisierte auf der Pressekonferenz seine Bereitschaft, bis zum Ende seiner Amtszeit zu bleiben. Der einzige realistische Weg für Trump, die Fed-Politik langfristig in seinem Sinne zu beeinflussen, wäre das klassische Warten auf das Ende der Amtszeiten der Vorstandsmitglieder und dann die Ernennung eigener Kandidaten. Dies setzt Geduld voraus, da die erste mögliche Stelle erst im Januar 2026 vakant wird, wenn die Amtszeit von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler endet. Powells Amtszeit als Fed-Chef endet im Mai desselben Jahres. Erst dann könnte Trump eigene Kandidaten in den Vorstand bringen und gegebenenfalls zum Vorsitzenden machen. Dieser Prozess würde allerdings dann 16 Monate nach dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten abgeschlossen sein. Der größte Einfluss Trumps auf die Fed dürfte indirekt über seine Wirtschaftspolitik erfolgen, die die Entwicklung von Wirtschaft und Inflation maßgeblich beeinflussen und damit die Notenbank zum Handeln zwingen könnte. Somit könnten Trumps wirtschaftspolitische Entscheidungen die Rahmenbedingungen für die Fed erheblich prägen.“

Von Dr. Felix Schmidt, Leitender Volkswirt bei Berenberg

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