„Sollten institutionelle Investoren bei aller Konzentration auf Technologie-IPOs ihre Allokation in Venture Capital erhöhen? Kurz gesagt, nein! Es sei denn, Sie verfügen über eine sehr gute Beziehung zu einem der führenden Venture-Capital-Unternehmen. Viele Jahre war ich der Überzeugung, dass Venture Capital keine Anlageklasse für die meisten großen institutionellen Investoren ist und besser zu High-Net-Worth-Portfolios passt. Mein jüngster Besuch im Silicon Valley hat mich in meiner Ansicht bestärkt. Drei für mich wichtige Takeaways habe ich von der Reise mitgenommen:
Erstens, Venture-Capital-Renditen, wenn man die durchschnittliche Rendite akzeptieren muss, entspricht nicht den Risiko-Rendite-Zielen eines langfristig orientierten Investors. Hinzu kommt, dass Venture-Capital-Unternehmen seit dem Jahr 2000 durchschnittlich nur 3 Prozent Rendite und kein Netto-Alpha generiert haben. Schaut man hinter den Durchschnitt, so existiert da selbstverständlich eine enorme Varianz. Die Renditen führender Venture-Capital-Unternehmen sind natürlich viel attraktiver, da sie nachhaltiger sind und sich mit der Zeit sogar noch erhöhen können.
Zweitens, es ist äußerst schwierig ausreichend Geld einzusetzen, selbst für größere Fonds. Hier gilt zu berücksichtigen, dass die seit dem Jahr 2014 aufgelegten Fonds, durchschnittlich nur 140 Millionen US-Dollar eingesammelt haben. Es existieren darüber hinaus nur etwa zwei Dutzend Fonds, die 2 Milliarden US-Dollar und mehr eingesammelt haben. Für einen großen institutionellen Investor bedeutet dies, dass selbst wenn er einen Anteil von 100 Millionen US-Dollar bekommen würde, keine großen Auswirkungen auf sein Portfolio haben wird – selbst dann nicht, wenn eine attraktive Rendite erzielt wird. Das Risiko, die operative Komplexität und die notwendige Beaufsichtigung sind meines Erachtens zu groß für eine Anlageklasse, die am Ende keinen nennenswerten Beitrag zur Rendite des Portfolios liefert.
Drittens, wird heute von Tag zu Tag mehr Kapital in Venture Capital gesteckt. Die Preise für Venture-Capital-Unternehmen sind zudem heute viel höher als noch vor wenigen Jahren – was die Renditen für das laufende Jahr drücken dürfte. Als Beispiel; die durchschnittliche Finanzierung der Serie C lag vor zehn Jahren bei rund 9 Milliarden US-Dollar. Heute liegt sie bei etwas über 40 Milliarden US-Dollar. Diese Erhöhung hilft diesen Unternehmen, viel länger privat zu bleiben, was wiederum bedeutet, dass Venture-Capital-Investoren einen längeren Zeithorizont haben, Renditen zu erwirtschaften.
In den vergangenen fünf Jahren haben 425 neue Firmen Venture-Capital-Strategien angeboten – insgesamt wurden sogar mehr als 2.300 lanciert. Einige von ihnen mögen in dieser Phase des Zyklus zu optimistisch gewesen sein. Eine bessere Erklärung ist jedoch, dass viele Unternehmen Venture Capital nicht als Anlageklasse, sondern als Forschung und Entwicklung betrachten. Es bietet ihnen Zugang zu neuen Technologien, neuen Geschäftsmodellen und neuer Management-Denke. Viele Unternehmen sind daher dazu bereit, dafür zu bezahlen. Zwar mögen diese Investoren, wenn sie durch eben diese Brille schauen, mit ihrer Investition durchaus zufrieden sein. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass dadurch die zukünftigen Renditen für alle Investoren sinken.“
David Hunt, CEO, PGIM
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