Niedrige oder auch negative Renditen sind nun Realität. Europäische Anleihenanleger könnten daher zu dem Schluss kommen, dass europäische Anleihen keine Chancen bieten. Schließlich bewegen sich die Zinssätze in Europa auf historischen Tiefstständen.
Doch Anleihen als Anlageklasse besitzen nach wie vor Ertragspotenzial – selbst in Anbetracht des Rückgangs der Rendite 10-jähriger US-Treasuries um fast 130 Bp. auf rund 1,7% im vergangenen Jahr. (Quelle: Bloomberg; Stand der Daten: Bloomberg 26. September 2019)
An der Frage, ob die Inversion der Renditekurve ein eindeutiges Zeichen für eine bevorstehende Rezession ist, scheiden sich die Geister. Auf jeden Fall legt sie aber einen flexibleren, innovativeren Ansatz bei Anlagen in Anleihen nahe – einen Ansatz, der nicht nur versucht, das Zinsrisiko zu begrenzen, sondern auch von den Total-Return-Merkmalen von Anleihen profitieren will.
Agil und aktiv
Anleihenanleger stecken weiterhin in der Zwickmühle: Sollen sie größere Risiken eingehen und auf diese Weise das Ertragspotenzial erhöhen? Oder sollten sie ihre Erwartungen überdenken?
Michael Collins von PGIM Fixed Income weist darauf hin, dass Anleger mit einer Absolute-Return-Strategie für Anleihen von Marktverzerrungen profitieren können. Solche Absolute-Return-Fixed-Income-Strategien sind an keine Benchmark gebunden, können gewöhnlich – je nachdem, wie der Manager den Markt einschätzt – mit Derivaten Short- und Long-Positionen aufbauen und zudem den Fokus auf die Erzielung positiver Erträge bei moderaten Schwankungen legen. Die geringe Korrelation mit den traditionellen Aktien- und Anleihenmärkten kann in Sachen Diversifizierung auch ein Vorteil sein.
Collins erklärt: „Das Wesentliche bei einer Absolute-Return-Strategie im Anleihenbereich ist, dass man in einem derartigen Fixed-Income-Portfolio einige Hebel bewegen kann, um das Risiko zu erhöhen oder zu verringern und dadurch die Ertragserwartungen hoch- und runterzuschrauben.“
Unterstützung erhalten die Portfoliomanager der Absolute-Return-Fixed-Income-Strategien von PGIM Fixed Income durch Sektorspezialistenteams, bestehend aus Portfoliomanagern und Research-Analysten. Diese führen gründliche Fundamental- und Relative-Value-Analysen durch, um Anleihen für die Strategie zu empfehlen.
Mit Risiken umgehen
Für die Beurteilung der Zins- und Kreditrisiken sowie zum Aufbau optimaler Portfolios stützen sich die Portfoliomanager von PGIM Fixed Income auf ein firmeneigenes Risikomanagementsystem und einen von uns selbst entwickelten Prozess zur Risikobudgetierung.
„Viele Absolute-Return-Fixed-Income-Strategien waren darauf ausgelegt, das Zinsrisiko zu minimieren“, merkt Collins an. „Doch im heutigen Niedrigzinsumfeld, das noch geraume Zeit andauern könnte, bereitet das Zinsrisiko den Anleger weniger Sorgen.“
Besitzen die EZB und andere Zentralbanken noch Spielraum für Zinserhöhungen?
„Das ist vom Tisch“, fährt Collins fort. „Die US-Notenbank (Fed) ist offenkundig auf einem Zinssenkungskurs und die Bank of Japan wird die Zinsen wahrscheinlich noch viele Jahre niedrig halten.
Die Menschen haben sich mit niedrigeren Zinssätzen abgefunden. Viel bedeutender sind nun die Kreditrisiken.“
„Da der Zyklus bereits weit fortgeschritten ist und das Rezessionsrisiko wächst, sollte man sich unbedingt darum bemühen, das Kapital der Anleger durch die Begrenzung des Gesamtkreditrisikos zu schützen. Vor allem sollte man in den richtigen Anleihen investiert sein.“
„Das Kapital der Anleger zu schützen, indem man auf eine gute Wertpapierauswahl achtet und die Verlierer meidet, ist von größter Bedeutung. In den kommenden Jahren werden wahrscheinlich noch sehr viel mehr Anleihen von Kreditproblemen betroffen sein.“
Zölle überschatten alles
Anleihen haben stets eine wichtige Rolle als defensiver Bestandteil von Portfolios gespielt. Die Störgeräusche durch die Unsicherheit rund um den Brexit, die größer werdende Kluft zwischen den politischen Visionen für Großbritannien und die Existenzfähigkeit der Eurozone unterstreichen aber, dass die Vermeidung von Verlusten Priorität hat.
Zum Thema politische Risiken sagt Collins, ihr Ansatz bestehe darin, sich eine klare, fundierte Meinung über den wahrscheinlichen Ausgang zu bilden und dies in eine Szenarioanalyse umzusetzen.
„Hinsichtlich des Handelskriegs zwischen den USA und China geht unser Basisszenario zum Beispiel davon aus, dass sich Trump und Xi, wenn die Belastungen für die Wirtschaft und die Märkte irgendwann groß genug sind, an einen Tisch setzen, die Gespräche wiederaufnehmen und wenigstens versuchen werden, Fortschritte zu erzielen und die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft und die Märkte einzudämmen. Und so viel steht fest: Trump hat bereits gezeigt, dass er durchaus Sensibilität für die Wirtschaftsdaten und das Verhalten der Märkte besitzt.“
„Es scheint jedoch, als würden die beiden Seiten trotz der Schwäche im globalen verarbeitenden Gewerbe und der Volatilität an den Märkten immer beharrlicher an ihren Standpunkten festhalten. Unserer Ansicht nach wird der Welthandel noch einige Zeit für Unsicherheit und Verunsicherung sorgen.“
Was das Branchenrisiko betrifft, wird dies weiterhin in die Bottom-up-Anlageentscheidungen von PGIM Fixed Income einfließen.
„Wir tendieren zum Beispiel zu einem eher geringen Engagement im Automobilsektor, weil dieser Sektor vom globalen Handelskrieg besonders stark betroffen ist.“
Eine positive Einschätzung
Da sich die Unsicherheit in mehreren Formen – von geopolitischen Risiken bis hin zu Kreditrisiken – äußert, sind Collins und das Team bei der Beurteilung der generellen Aussichten für Anleihen zurückhaltend. „Wenn das Wirtschaftswachstum von 3% auf 2% oder gar 1% nachlässt und bei vielen hoch verschuldeten Unternehmen in wettbewerbsintensiven Branchen der Margendruck wächst, dann drohen Kreditprobleme.“
„Wir erwarten, dass dies am Markt für Leveraged Loans, bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit Abstrichen und am Private-Debt-Markt so kommen könnte. Die Unternehmen haben hohe Schulden aufgenommen und sind auf Gewinnwachstum angewiesen, damit ihre Bilanzen nachhaltig und tragfähig sind.“
„Ein nachlassendes globales Wachstum und die daraus resultierenden titelspezifischen Kreditprobleme sind am Markt in vielen Fällen bereits eingepreist, wie die Kreditspreads zeigen, die sich noch immer deutlich über ihren historischen Tiefstständen bewegen. Da wir das Rezessionsrisiko für recht gering halten und die Spreads noch immer relativ attraktiv sind, ist unser Ausblick für Anleihen auf lange Sicht ziemlich positiv.“
Das Umfeld, in dem wir uns aktuell befinden, ist schwierig. Bedeutet dies das Ende traditioneller Anleihenanlagen? Nicht wirklich. Doch die Anleihenhausse neigt sich dem Ende zu, sodass flexible Ansätze immer stärker gefragt sind.
In vielen Fällen bieten Absolute-Return-Anleihenanlagen sehr brauchbare Lösungen.