Vor noch nicht allzu langer Zeit, vor vielleicht zehn Jahren, rief die Idee, dass Unternehmen auf Software im Internet zugreifen oder wichtige Daten auf einem externen Server speichern, noch Verwunderung hervor. Warum sollte ein erfolgreiches Unternehmen für seine kritischen Anforderungen einer Technologie vertrauen, die sich in der so genannten „Cloud“ befindet, wenn es doch intern über viele Computer, Software und Supportmitarbeiter verfügt, denen man allesamt vertrauen kann?
Heute irritiert dieses Konzept niemanden mehr. Der Cloud-Umsatz von Unternehmen, die diese Dienstleistungen anbieten - so genannte Cloud-Service-Provider (CSPs) -, betrug 2018 ungefähr USD 200 Mrd. und wird Erwartungen zufolge bis 2022 auf USD 331 Mrd. steigen.¹ Ein immer größerer Teil der IT-Budgets entfällt auf Cloud-Computing, denn Unternehmen praktisch aller Branchen profitieren davon, dass CSPs es ermöglichen, die Kosten zu senken, Geschwindigkeit und Sicherheit zu erhöhen und an mehreren Orten einheitliche IT-Ressourcen anzubieten.
Zu diesen Vorteilen kommt hinzu, dass schon aufgrund des Volumens an bereitstehenden Daten häufigere Softwareupdates erforderlich sind, um die Informationen eingehender analysieren und besser darauf reagieren zu können. Weltweit werden Tag für Tag 2,5 Trillionen Bytes an neuen Daten generiert². Mit 2,5 Trillionen Pfennigmünzen könnte man die Erdoberfläche fünf Mal abdecken. Außerdem wurden 90% der weltweiten Daten in den letzten beiden Jahren erzeugt, aber weniger als 1% davon wurden analysiert.² Aus diesem Missverhältnis ergeben sich Möglichkeiten für Unternehmen, diese Daten auszuwerten und zu speichern, Geschäftsmodelle anzupassen und zeitnah Kundenlösungen bereitzustellen.
Cloud-Computing ist ein Schlüsselbestandteil eines revolutionären Trends, der so genannten NEXT Economy (New EXceptional Technologies, disruptive Technologien). Zusammen mit E-Commerce-Plattformen und digitalen Zahlungsverarbeitern werden cloudbasierte Technologien eingesetzt, um zahlreiche disruptive Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die von den Kunden nachgefragt werden. Obwohl im Cloud-Computing zurzeit ein paar wenige Technologieriesen den Ton angeben, findet in dieser jungen Branche ein schneller Wandel statt, sodass viele Gelegenheiten für Innovationen entstehen. Daher ist es für Anleger schwierig, die langfristigen Gewinner zu erkennen.
Um diese Branche besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, welche Segmente des Cloud-Computings es gibt und wie diese den Kunden bereitgestellt werden.
Cloud-Segmente
Quelle: Statista, Gartner; CAGR = Gesamtwachstumsrate 2018-2022.
- Software as a Service (SaaS) – SaaS ist das größte Cloud-Segment. Es entspricht mehr als der Hälfte des Umsatzes auf dem Cloud-Markt und knapp der Hälfte der Cloud-Budgets der Nutzer.³ Kunden erhalten damit Zugriff auf Software und Datenbanken (in der Regel abonnementbasiert), wobei die Infrastruktur und die Plattformen vom CSP verwaltet werden. Beliebte SaaS-Anwendungen sind CRM- (Customer Relationship Management) und ERP- (Enterprise Resource Planning) Software. Microsoft ist der Gesamtmarktführer in der SaaS-Branche, während Salesforce das CRM- und Oracle das ERP-Segment beherrscht.
- Infrastructure as a Service (IaaS) – Dieses Segment stellt Kunden Offsite-Support durch Speicherung, Server, virtuelle Maschinen und Netzwerke bereit. Amazon ist führend in diesem Segment und beherrscht ein Drittel des Marktes, also mehr als die drei nächstgrößten Provider - Microsoft, Google und Alibaba zusammen.³
- Platform as a Service (PaaS) – Dieses Segment unterstützt Kunden bei der App-Entwicklung durch Testumgebungen (u.a. Betriebssysteme, Webserver, Datenbanken und Programmiersprachen). Amazon dominiert diesen Bereich mit einem Marktanteil von 25%, aber auch Salesforce und Microsoft sind gut positioniert.³
Cloud-Bereitstellung
- Öffentliche Cloud: Nach diesem Modell besitzt der CSP die Cloud-Ressourcen wie z.B. Rechenzentren und ist für die Verwaltung und Wartung verantwortlich. Er stellt diese Dienstleistungen der Öffentlichkeit online bereit, in der Regel über ein nutzungsbasiertes Zahlungsmodell (Pay-Per-Use). Dieser Ansatz richtet sich an Unternehmen, die eine kostengünstige Lösung für die schnelle Bereitstellung neuer Produkte oder die Anpassung ihrer Dienstleistungen an den Speicherbedarf suchen.
- Private Cloud: Diese Option bedeutet, dass die Cloud im internen Rechenzentrum eines Unternehmens oder in einem Rechenzentrum eines externen Anbieters untergebracht ist. In beiden Fällen ist die Sicherheit der gesamten Unternehmensdaten dank einer Firewall gewährleistet. Diese Lösung bietet zwar ein hohes Maß an Sicherheit, ist aber auch teuer, denn für die Verwaltung und Wartung der Rechenzentren ist das Unternehmen selbst verantwortlich.
- Hybride Cloud: Weil ein einheitliches Standardmodell für viele Firmen nicht geeignet ist, werden hybride Clouds immer beliebter. Da solche Hybridlösungen öffentliche und privates Cloud miteinander kombinieren, können Unternehmen Daten zwischen ihren eigenen Rechenzentren vor Ort und öffentlichen, von Dritten betriebenen Rechenzentren verschieben. Diese Option verschafft Unternehmen mehr Flexibilität, Rechenleistung und Kosteneffizienz und unterstützt sie so dabei, ihre Rechenressourcen besser zu verwalten.
Die Cloud-Branche ist zwar noch jung, aber schon ein großer Markt, der von wenigen Hauptakteuren beherrscht wird. Amazon ist zurzeit der Cloud-Marktführer; allerdings sind 2018 die Cloud-Sparten von Microsoft, Google und Alibaba schneller gewachsen.³ Da die Nachfrage weiter steigt und sich außerdem wandelt, suchen die Branchenakteure weiter nach neuen Wegen, um ihre Plattformen zu vergrößern und zu verbessern. Dies trug 2018 zu einem massiven Anstieg der Übernahmen in der Cloud-Branche bei.
Konsolidierung ist oftmals ein Anzeichen für eine Wachstumsverlangsamung einer Branche, aber das ist beim Cloud-Computing nicht der Fall. Cloud-Plattformen sind vielfältig und bieten Vorteile für ein breites Spektrum von Unternehmen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen geschäftlichen Anforderungen wahrscheinlich mehrere Plattformen einsetzen müssen. Innovative Anbieter von disruptiven Produkten wie etwa selbstfahrenden Autos und Operationsrobotern sind auf neuartige cloudbasierte Technologien angewiesen. Dieser Trend verschafft sowohl den Schwergewichten der CSP-Branche als auch kleinen, flexiblen CSPs Gelegenheiten, neue Dienstleistungen zu entwickeln und ihren Marktanteil auszubauen.
Eine erfolgreiche Anlage in CSPs und den Unternehmen, die deren Dienstleistungen nutzen, setzt ein tiefgehendes Verständnis der technischen Entwicklung, der Branchendynamik und des Wachstumspotenzial voraus. Erfahrene aktive Manager mit einer starken Erfolgsbilanz können nützliche Einblicke in so komplizierte Branchen wie Cloud-Computing bieten.
Seit 50 Jahren identifiziert Jennison Associates Unternehmen, die bahnbrechende Technologie entwickeln, und investiert frühzeitig in diese, um die langfristigen Renditen zu optimieren. Lesen Sie mehr über Jennisons Anlageprozess und andere interessante langfristige Themen im Bericht Wo bieten sich derzeit die besten Wachstumschancen?
1 Quelle: Statista, Gartner
2 Quelle: DOMO, U.S. Chamber of Commerce; IDC Digital Universe Study, 2016
3 Quelle: Statista