Konsumenten, nicht Investoren, wählen disruptive Champions

Für Anleger ist es interessant und lukrativ, möglichst früh auf Unternehmen zu setzen, die durch ihr disruptives Geschäftsmodell ganze Märkte und Branchen verändern. Mark Baribeau, Head of Global Equity bei Jennison Associates, dem fundamental orientiertem Aktienmanager von PGIM Investments, und Portfoliomanager des PGIM Jennison Global Equity Opportunity Fonds, erklärt, wie er solche künftigen Champions aufspürt. PGIM Investments | 19.02.2020 10:42 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wenngleich der Begriff ‘Disruption’ zweifellos eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte in der Investmentwelt ist, so ist es dennoch kein neues Konzept. Die Geschichte der Finanzmärkte ist übersät mit innovativen Unternehmen, deren innovative oder disruptive Ideen bestenfalls angezweifelt, schlimmstenfalls aber verachtet wurden.

Es war jedoch schon immer eine sehr schwierige Aufgabe zu verstehen, welche Innovationen und Disruptionen nachhaltig sind, um den Unternehmen, die dahinterstehen und Veränderungen vorantreiben, einen entsprechenden Wert beizumessen. Auch wenn ein Leben ohne Google heute schwer vorstellbar ist, wird oft vergessen, dass es sehr umstritten war, in den Google-Börsengang im Jahr 2004 zu investieren. Google hatte damals bereits einen Umsatz von etwa drei Milliarden US-Dollar und dennoch gab es viele Zweifel an der Beständigkeit und dem Wert eines Geschäftsmodells, das auf einer Suchmaschine basiert. Seit damals ist der Umsatz unaufhaltsam auf rund 150 Milliarden US-Dollar gestiegen – ein Beispiel dafür, dass Nutzer die Bequemlichkeit und den Wert der Suchmaschine erkennen, Investoren häufig jedoch nicht.

Tatsächlich geht der Markt oft davon aus, dass disruptive Unternehmen überbewertet sind, was auf eine gewisse Voreingenommenheit hindeutet. Es wird natürlich immer überbewertete Aktien geben. Für Investoren, die jedoch in der Lage sind eine tiefgreifende Fundamentalanalyse durchzuführen und dadurch ein besseres Verständnis über die Dauer und das Ausmaß des Wachstums eines Unternehmens erhalten, bietet es zahlreiche außerordentliche Investitionsmöglichkeiten in Unternehmen, die an der Spitze dessen stehen, was wir bei PGIM Investments die ‚Next Economy‘ nennen. Erfahrene Investoren, die sich ausschließlich auf diese Unternehmen konzentrieren, werden einen Vorteil beim Identifizieren dieser haben, weil sie deren Geschäftsmodelle besser verstehen und diese letztlich auch genauer bewerten können.    

Die Konsumenten entscheiden

Wie können also Investoren ein überbewertetes disruptives Unternehmen von einem unterscheiden, dass eine Branche auf Jahre dominieren wird? Für uns ist der wichtigste Faktor die Nachfrage der Konsumenten. Das Problem ist, dass die meisten Investoren meinen, herausfinden zu müssen, welches Produkt oder welche Dienstleistung besser ist – was aus unserer Sicht schlichtweg falsch ist. Es sind die Konsumenten, die darüber entscheiden! Die Informationen zu Marktanteilen liefern zudem konkrete Daten darüber, was die Verbraucher derzeit bevorzugen. Häufig gibt es eindeutige Anzeichen für eine sehr starke Nachfrage. Nicht nur, dass die Konsumenten oft förmlich nach einem Produkt oder einer Dienstleistung schreien, auch die Marktanteile fließen in Richtung des möglichen Gewinners. Bing und Yahoo mögen Funktionen gehabt haben, die Google nicht hatte, aber welche Suchmaschine benutzen Sie jetzt?

Innovation treibt Veränderung

Wenn es heute um das Thema Disruption geht, ist der Automobil-Innovator Tesla das wohl umstrittenste Unternehmen. Es ist noch nicht lange her, dass der Markt die Fähigkeit von Tesla, sein Produkt in der Masse zu produzieren schlichtweg ausgeschlossen hat. Auch, weil es kein Beispiel eines Autoherstellers ohne etablierte Marke gab, der Marktanteile gewinnen konnte. Wenngleich Tesla zeitweise Produktionsschwankungen hatte, so ist die heutige Realität, dass jedes Auto verkauft wird, das vom Band läuft.

 Mark Baribeau, Head of Global Equity bei Jennison Associates, dem fundamental orientiertem Aktienmanager von PGIM Investments, und Portfoliomanager des PGIM Jennison Global Equity Opportunity Fonds


Der Marktanteil von Tesla wächst rasant und das Modell 3 erlebt eine beispiellose Akzeptanz bei den Konsumenten. Obwohl sich Porsche und Audi bemühen, High-End-Elektro-Konkurrenten auf dem Markt zu etablieren, übertrifft Tesla weiterhin alle Neueinsteiger in diesem Segment in Bezug auf Reichweite, Beschleunigung und Funktionen, wie der innovative Autopilot. Diese illustren Konkurrenten bringen Elektrofahrzeuge auf den Markt, die nicht einmal mit der 2012er-Version des Tesla Model S mithalten können. Es ist wie damals bei Nokia, die versuchten mit einem Smartphone ohne Apps auf den Markt zu kommen.

Traditionelle Modelle umgehen

Tesla ist für uns ein Technologieunternehmen und kein traditioneller Automobilhersteller. Wie konnte also Tesla ohne eine etablierte Marke oder Vertriebskanal Konsumenten davon überzeugen, 100.000 US-Dollar oder mehr für ein Fahrzeug zu bezahlen? Das Unternehmen hat es schlichtweg verstanden, dass wenn es seinen Konkurrenten einen Schritt voraus sein will, es ein beeindruckendes Produkt entwickeln muss, sowohl ästhetisch als auch technologisch, und zudem seinen technologischen Vorsprung kontinuierlich weiterentwickeln muss.

Die Automobilbranche hat auch lange Zeit die Erfolgsaussichten von Tesla abgetan, das traditionelle Händlermodell zu umgehen, um Autos online zu verkaufen. Die Kunden haben nun jedoch die Wahl zwischen einem Verkaufsmodell zu wählen, das oft mit dem Schröpfen des Kunden assoziiert wird, und einer neuen Online-Erfahrung. Daher ist es völlig verständlich, dass sich die Käufer von einem transparenten Modell angesprochen fühlen, bei dem die üblichen Händlergebühren wegfallen.

Wenngleich die Investoren vermutlich auch weiterhin mit von Twitter-Ausbrüchen getriebener Volatilität durch den exzentrischen Gründer Elon Musk rechnen müssen (Governance ist ein Thema, das die Größe unserer Position begrenzt), erwarten wir auch weiterhin, dass Tesla seinen Skeptikern die Stirn bieten wird. Tesla ist vielleicht nicht für die gleiche Wachstumsexplosion ausgelegt, wie Google in den letzten 15 Jahren. Dennoch sollten Investoren nicht die enorme Macht der Unternehmen unterschätzen, die an der Spitze des Zeitalters der Disruption stehen. 

Über den Autor: Mark Baribeau ist Head of Global Equity bei Jennison Associates, dem fundamental orientiertem Aktienmanager von PGIM Investments, und Portfoliomanager des PGIM Jennison Global Equity Opportunity Fonds

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