Warum Schwellenländeranleihen aktuell Opportunitäten bieten

Die Coronakrise führte an den Bondmärkten der Emerging Markets zu beträchtlichen Verwerfungen. Derzeit können Investoren ausgewählte Segmente dieser Anlageklasse in Betracht ziehen, wie PGIM Fixed Income in seinem Marktkommentar aufzeigt. PGIM Investments | 27.07.2020 13:59 Uhr
© Photo by Bob Jansen on Unsplash
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Ende Mai lagen die Risikoprämien deutlich über dem Vorkrisenniveau. Die Abweichung der Spreads zwischen Investment Grade- und High Yield-Anleihen ist noch immer erheblich größer als bei früheren Ausverkäufen. Dies reflektiert die Differenzierung des Marktes zwischen Emittenten, die Marktzugang haben, um ihren Liquiditäts- und Finanzierungsbedarf zu decken, und Emittenten mit niedrigerem Rating ohne Marktzugang.

In Zahlen ausgedrückt: der EM-Index für Staatsanleihen in Hartwährung (USD) umfasst sowohl Investment Grade als auch High Yield Emittenten. Während der bonitätsstarke Teil des Index auf 400 Basispunkte stieg und sich seitdem auf 232 Basispunkte einengte, weitete sich der renditestärkere Teil des Index auf 1.200 Basispunkte aus und ist seitdem erst auf 919 Basispunkte zurückgegangen.

Schwellenländeranleihen bieten absolut und auch im Vergleich zu anderen festverzinslichen Sektoren Potenzial, da sich die Spreads sowohl von Investment-Grade-, als auch von Hochzinstiteln aus den Industriestaaten weiter verengen. Darüber hinaus zeigt ein Blick in die Geschichte, dass die Verluste fast aller Sell-offs bei Hartwährungsbonds von mindestens 5%, die es seit 1994 in 16 aufstrebenden Staaten gegeben hat, innerhalb weniger Monate aufgeholt wurden. Unterstützend wirkt, dass Schwellenländer-Emittenten eine gewisse Absicherung durch den IWF sowie bilaterale Kredite seitens der G20 erhalten – auch wenn sie nicht durch die US-Notenbank unterstützt werden.

Strategisch wichtige chinesische Staatsunternehmen im Vorteil 

Mit Blick auf die Risikoanalyse empfiehlt es sich derzeit, den Fokus auf die Kriterien Qualität und Bewertung zu richten. Auf dieser Basis unterteilt PGIM Fixed Income die Staaten in die Kategorien „hoch“, „mittel“ und „gering“ ein – und „notleidend“ als gesonderte Rubrik.

Während staatliche sowie halbstaatliche asiatische Hartwährungsanleihen mit Investment Grade-Rating nach wie vor einen Mehrwert bieten, dürften Unternehmen, die nur hin und wieder Emissionen begeben, aber grundsätzlich gesund sind, in einem von einem erhöhten Angebot geprägten Umfeld am besten abschneiden. Opportunitäten bieten auch ausgewählte High Yields von Staaten, bei denen die Kurse die Risiken widerspiegeln wie beispielsweise Sri Lanka-Bonds mit kürzerer Laufzeit. 

In den Lokalwährungen bergen Länder wie China, Thailand und Indonesien gute Chancen, die über Zinssenkungspotenzial verfügen. Hinsichtlich Unternehmensanleihen sind größere, strategisch wichtige chinesische Staatsunternehmen zu empfehlen, bei denen die Spreads inzwischen deutlich über dem Vorkrisenniveau liegen. Darüber hinaus erscheinen indische Hochzinsanleihen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien, viel versprechend. Ein Beispiel für die Kategorie „notleidend“ ist Argentinien. Hier führten die Erwartungen auf ein für die Gläubiger positives Restrukturierungspaket bereits zu einem Kursanstieg von 0,25 auf 0,30 bis 0,40 Dollar. Eine weitere Erholung in den hohen 0,40er oder 0,50er Bereich ist möglich.

Keine nachhaltige Verschärfung des Zollstreits

Als Risiko könnten sich die zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und China herauskristallisieren. Zwar ist im Basisszenario nicht von einer Neuimplementierung der Zölle auszugehen, doch dürfte die Rhetorik weiter eskalieren und möglicherweise auf bestimmte Sektoren der einzelnen Volkswirtschaften übergreifen. Die Diversifizierung der Lieferketten sollte asiatischen Volkswirtschaften außerhalb Chinas zugutekommen – wenn auch zum Preis zumindest zeitweiliger Ineffizienzen.

Jenseits der politischen Spannungen bleibt die Frage, wie sich eine zweite Pandemiewelle auf die Anleihemärkte der Schwellenländer auswirken könnte. Kommt es zu einem Wiederaufleben, dürften sich die Emerging Markets verstärkt auf multilaterale Vereinbarungen stützen, während in den Industriestaaten zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen durch Zentralbanken und Finanzbehörden zu erwarten sind.

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