Die heutige politische Entscheidung markiert einen besorgniserregenden Rückschritt für die EZB
Nach mehreren Monaten mutigen, aggressiven und koordinierten Handelns der EZB markiert die heutige Entscheidung eine besorgniserregende Rückkehr zu den Tagen Ende 2019, als die Mitglieder des EZB-Rats über die Notwendigkeit weiterer geldpolitischer Lockerungen vor dem Hintergrund einer rückläufigen Inflation gespalten waren. Damals bestand die Gefahr einer Aufhebung der inflationären Absicherung nach unten. Was wir heute gelernt haben, ist, dass dieses Risiko immer noch sehr präsent ist.
Die Ankündigung, dass die Geldpolitik auf Eis gelegt wird, wurde allgemein erwartet, und die Tatsache, dass sich die politischen Entscheidungsträger bei der EZB auf die Auswirkungen der Euro-Aufwertung konzentrieren und entschlossen sind, das PEPP in vollem Umfang zu nutzen, ist beruhigend. Das Problem allerdings ist, dass die EZB nach ihren eigenen aktualisierten Prognosen ihr Ziel deutlich unterschreitet. Darüber hinaus ließ der allgemeine Tenor der Pressekonferenz relativ wenig Besorgnis über die niedrigen Inflationsaussichten erkennen. Dies lässt den Schluss zu, dass der EZB-Rat eher unbesorgt darüber ist, dass er sein Mandat nicht erfüllt und Gefahr läuft, als Zentralbank mit Inflationsziel weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Mit einer bevorstehenden Überprüfung des geldpolitischen Rahmens und einem deutlichen Rückgang des monatlichen Programms zum Kauf von Vermögenswerten, das nach Dezember erwartet wird, schließt sich für die EZB das Fenster, um diesen Eindruck zu korrigieren. Andere Zentralbanken, die in die disinflationäre Falle getappt sind, würden wahrscheinlich zu schnellem Handeln raten.
Katherine Neiss, Chief European Economist, PGIM Fixed Income