Wer die Forschung zum Klimawandel in den letzten Jahren verfolgt hat, für den dürften die Ergebnisse des neuen Berichts der IPCC-Arbeitsgruppe I keine große Überraschung sein. Die wichtigste Neuigkeit ist die Erkenntnis, dass der Einfluss des Menschen auf das Klima „unbestreitbar“ ist. Für viele mag das wie eine längst überholte Aussage klingen, doch für eine Studie, die von den Regierungen fast aller Länder der Welt gebilligt werden muss – auch derjenigen, die noch stark vom Kohlenstoff abhängen – ist es eine recht bahnbrechende Aussage.
Zum Teil spiegelt eine solch kühne Erklärung die wachsende globale Anerkennung der Bedrohung durch den Klimawandel wider, selbst in den Teilen der Welt, die dem eher zurückhaltend gegenüberstehen, was angesichts der wachsenden Zahl von klimabedingten Katastrophen in den letzten Jahren unausweichlich gewesen sein dürfte. Es zeugt aber auch von der zunehmenden Raffinesse der Klimawissenschaft, deren Vorhersagen heute wesentlich präziser und leider meist auch alarmierender sind als zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Pariser Abkommens.
Ebenso wichtig ist, dass der 6. Bewertungsbericht endlich die Risiken potenzieller Kipp-Punkte in den Vordergrund rückt, die zu einer unkontrollierbaren Erwärmung und einer abrupten Neukonfiguration des gesamten Klimasystems führen könnten. Während diese Risiken in früheren IPCC-Berichten (und damit auch in den meisten Diskussionen über finanzielle Klimarisiken) heruntergespielt oder ausgeklammert wurden, heißt es in dieser Fassung ganz klar, dass solche Ereignisse nicht ausgeschlossen werden können und Teil der Risikobewertung sein müssen.
Zusammenfassend stellt der Bericht der Arbeitsgruppe, der sich speziell mit den physikalischen Grundlagen des Klimawandels befasst, klar, dass der Klimawandel eine reale Bedrohung darstellt, die bereits heute spürbar ist und sich weiter verschärfen wird. Selbst im günstigsten Fall wird aufgrund historischer und festgehaltener Emissionen mit einem weiteren Temperaturanstieg bis mindestens Mitte des Jahrhunderts gerechnet. Danach, so warnen die Autoren unmissverständlich, werden wir uns auf eine Erwärmung von mehr als 2°C zubewegen, sofern nicht sofort mit tiefgreifenden und nachhaltigen Emissionsreduzierungen begonnen wird. Dies könnte sogar noch vor Mitte des Jahrhunderts geschehen, wobei die potenziellen Risiken für die Gesellschaft mit jedem zusätzlichen Bruchteil eines Grades größer werden.“
John Ploeg, ESG Specialist bei PGIM Fixed Income