„In der vergangenen Woche hat die EZB das Pandemie-Anleihekaufprogramm geringfügig reduziert und, wenn man die ausbleibende Marktreaktion nach der Ankündigung betrachtet, den Markt recht erfolgreich davon überzeugt, dass es sich dabei nicht um ein Tapering handelt. Es ist nicht klar, dass die Anleger diesen Schritt als ein Signal hinsichtlich des geldpolitischen Kurses interpretieren sollten; wir sind vielmehr der Meinung, dass die Senkung als Ergebnis eines besseren Funktionierens der Märkte seit dem Ausbruch der Pandemie zu sehen ist.
Das leicht verlangsamte Tempo zeigt, dass sich der Markt auf die Zukunft der allgemeinen Stimulierungsmaßnahmen der EZB konzentriert, wenn die Zentralbank im März 2022 das PEPP im März 2022 ablöst. Unserer Ansicht nach wird es für die Mitglieder des EZB-Ratsmitglieder zunehmend schwierig angesichts ihrer Meinungsverschiedenheiten zur Entwicklung von Wachstum und Inflation sowie zu Schlüsselfragen wie die Anhebung des Emittentenlimits für Anleihekäufe.
Die jüngste Erholung der Inflation und des Wachstums in Europa erscheint uns vorübergehend und deutet darauf hin, dass im Euroraum weitere Anreize erforderlich sind. Unsere Wirtschaftsprognosen stimmen weitgehend mit den Schätzungen der EZB überein, wonach sich die Inflation von 2,2 % in diesem Jahr auf 1,7 % bzw. 1,5 % in den Jahren 2022 und 2023 abschwächen wird. Die EZB wird ihre Projektionen für 2024 im Dezember veröffentlichen, was eine gewisse Klarheit über die politischen Ansichten der Beamten nach März 2022 schaffen wird. Das Risiko besteht darin, dass sich die kurzfristige Inflation als anhaltend hoch erweisen wird, was die Argumente der konservativen Ratsmitglieder für eine deutliche Aufstockung des regulären APP-Konjunkturprogramms nach dem Auslaufen des Pandemic-Programms schwächen würde.
Die EZB besteht zwar darauf, dass es sich bei der Anpassung nicht um ein „Tapering“ handelt, doch unterstreicht dies den Trend, dass die Zentralbanken ihre geldpolitische Unterstützung reduzieren oder eine Verringerung ankündigen. Dazu gehören die Zentralbanken in Kanada, Australien und Polen. Wir gehen davon aus, dass die Fed im vierten Quartal mit dem Tapering in Höhe von etwa 15 Mrd. USD/Monat beginnen wird, aber in der Zwischenzeit könnten auch Bedenken aufkommen, dass die Fed hinter die Inflationskurve zurückfällt.“