Das Jahr 2021 ist bislang im Allgemeinen von einer hohen Risikobereitschaft an den Aktienmärkten gekennzeichnet. Die Aktien der Industrieländer entwickeln sich sehr gut und haben die Erträge globaler Anleihen bei Weitem übertroffen. Angesichts der kräftigen Erholung – sowohl der Wirtschaft als auch der Unternehmensgewinne – in den USA, der niedrigen Leitzinsen und der anhaltenden Wertpapierkäufe der US-Notenbank haben US-Aktien eine besonders gute Performance erzielt. Dabei liegen im Vergleich der großen Marktindizes US-REITs und US-Aktien vorn.
KONJUNKTURAUSBLICK
- Die Weltwirtschaft erholt sich weiter spürbar von dem von der Pandemie ausgelösten Abschwung – trotz Anzeichen, dass die wirtschaftliche Aktivität im 3. Quartal durch die weltweite Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus gebremst wurde. Neue Lockdowns in einigen Ländern und die größere Vorsicht und Zurückhaltung unter den Verbrauchern drücken die Erwartungen zum Wachstum im 3. Quartal unter die vorherigen Schätzungen – und unter das enorm hohe Niveau des 2. Quartals.
- Sobald die Delta-Variante auf dem Rückzug ist, wird unserer Ansicht nach das Wachstum zum Jahresende hin wieder anziehen. Die Delta-Variante dürfte dem Wachstum vorübergehend einen Schlag versetzen, der aber nicht verhindern wird, dass sich das solide globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 fortsetzen wird.
- In Anbetracht der Belastungen durch die Delta-Variante dürfte sich das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 3. Quartal abschwächen, verglichen mit annualisiert 6,6% im 2. Quartal. Im Gegensatz dazu erwarten wir, dass das BIP der Eurozone im 3. Quartal infolge der hohen Impfquoten zweistellig wachsen wird.
- In China dürfte das Wirtschaftswachstum im 2. Halbjahr 2021 nachlassen und schwächer ausfallen als im 1. Halbjahr – auch wegen des harten Durchgreifens staatlicher Aufsichtsbehörden in einigen Sektoren. Die Fiskal- und Geldpolitik dürfte aber noch mehr Unterstützung bieten, um das Wachstum zu schützen.
- Der Preisauftrieb ist beharrlich stark, und die Diskussionen über die Inflation dauern an. Noch ist nicht entschieden, ob der Anstieg der Inflation nur „vorübergehend“ ist oder nicht.
- Kurzfristig dürfte die Inflation weiter unter Aufwärtsdruck stehen, und zwar aufgrund von Faktoren, die mit dem Schock durch die Pandemie zu tun haben. Durch das starke Nachfragewachstum, die geringen Lagervorräte und eine Normalisierung der Preise im Dienstleistungssektor dürfte sie nur ganz allmählich abklingen.
- Insgesamt halten die Zentralbanken der Industrieländer an ihrer expansiven Geldpolitik fest, wenngleich zuletzt ein leichter Trend zu einer restriktiveren Haltung zu beobachten war: Die US-Notenbank ist auf dem besten Wege, im November mit der Drosselung ihrer Wertpapierkäufe zu beginnen, die Norges Bank hat als erste Zentralbank eines Industrielandes die Zinsen erhöht, und die Bank of England lässt verlauten, dass eine Zinserhöhung früher kommen könnte als erwartet.
- In den Schwellenländern bleiben die Zentralbanken gespalten: Einige erhöhen die Zinsen wegen der steigenden Inflation (Russland, Brasilien, Mexiko, Peru, Pakistan und Chile), andere stützen ihre Wirtschaft, um sie vor den virusbedingten Abwärtsrisiken zu schützen (Indien, China und ASEAN-Länder).
INVESTMENTAUSBLICK
- Wir halten an einer moderat risikofreundlichen Anlagestrategie fest, denn das Wirtschaftswachstum dürfte sich zum Jahresende hin – wenn die Wirkung der Delta-Variante auf die Wirtschaft nachlässt – wieder beschleunigen. Zudem dürften die geldpolitischen Bedingungen in aller Welt akkommodierend bleiben.
- Was die Asset-Allokation angeht, bleiben wir in Aktien, Immobilien und Rohstoffen im Vergleich zu Barmitteln und Anleihen übergewichtet. Aktien und Rohstoffe dürften sich weiterhin sehr gut entwickeln und die Zinssätze dürften steigen, wenn die Risiken durch die Delta-Variante abnehmen und die Anleger ihr Hauptaugenmerk auf die anschließende Erholung legen.
- Substanz-, zyklische und niedrig kapitalisierte Aktien haben in den letzten Monaten Rückschläge erlitten, bleiben aber attraktiv bewertet. Diese Segmente könnten vor einer erneuten Outperformance stehen, denn die Wirtschaft wächst weiter kräftig, und die von der Delta-Variante ausgehenden Risiken nehmen ab.
- Bis die Risiken in China in jüngster Zeit zu Turbulenzen auslösten, hatten US-amerikanische und globale Aktien bei einer geringen Volatilität und sehr begrenzten Schwächephasen in diesem Jahr unablässig zugelegt.
- Ein Kreditereignis in China, wie zum Beispiel ein Zahlungsausfall bei Evergrande, könnte eine überfällige Korrektur an den globalen Aktienmärkten auslösen. Aufgrund der zugrunde liegenden Stärke der Weltwirtschaft und der Gewinne sowie der geringen Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Rezession glauben wir jedoch, dass dies nur eine kurze Schwäche und daher eine recht gute Kaufgelegenheit sein würde.
- Die Anleihenrenditen dürften wieder in Richtung der Niveaus aus dem 1. Halbjahr steigen, wenn die Risiken durch die Delta-Variante den Zenit erreicht haben und wieder abnehmen. Die Zinsen dürften jedoch – jedenfalls vorläufig – aufgrund der strukturellen Trends und der Politik der Zentralbanken auf historisch niedrigen Niveaus bleiben.
- Im Anleihenbereich gehen wir selektiv vor. Den Schwerpunkt legen wir auf Spread-Sektoren wie Hochzinsanleihen, die wir wegen der Stärke der weltweiten Erholung gegenüber Anleihen der Kernländer (Bloomberg Barclays Aggregate Index) bevorzugen.
- Das größte Risiko für Anleger besteht in nächster Zeit darin, dass die politischen Entscheider (in der Fiskal- und der Geldpolitik) zu verschwenderisch bleiben und die Inflation zu lange über Niveaus steigen lassen, die nach dem Geschmack der Anleger gut sind. Für eine defensivere Ausrichtung ist es unseres Erachtens aber noch zu früh.
- Die Aussichten für reale Vermögenswerte wie Aktien aus den Bereichen natürliche Ressourcen, Midstream-Energie / MLPs und Rohstoffe beurteilen wir in Anbetracht der guten Perspektiven für das Wirtschaftswachstum, der Engpässe auf der Angebotsseite und der wachsenden Inflationsrisiken nach wie vor positiv.
Interessierte LeserInnen können sich hier den vollständigen Ausblick ansehen.