„Vor dem Hintergrund widersprüchlicher makroökonomischer Signale preisen die Märkte eine düstere Kombination aus höherer Inflation und geringerem Wachstum im Vereinigten Königreich ein. Unter diesen Vorzeichen wird der britische Finanzminister noch in diesem Monat das Haushaltsbudget für das kommende Jahr vorlegen. Ein Ende der Kurzarbeit und eine Verlangsamung des globalen Wachstums lassen eine konjunkturelle Schwäche erwarten, und auch strukturelle Faktoren sprechen für einen Rückgang.
Engpässe auf dem Arbeitsmarkt in Sektoren, in denen vor dem Brexit in der Regel eine große Zahl von EU-Bürgern beschäftigt war, sowie noch nie dagewesene Probleme in den globalen Lieferketten erhöhen den Inflationsdruck. Wie der britische Notenbankchef betonte, kann die Geldpolitik nur wenig tun, um diese Probleme auf der Angebotsseite auszugleichen. Folglich richten sich alle Augen auf den Finanzminister. Seit Beginn dieses Jahres hat das Vereinigte Königreich im Vergleich zu den anderen Ländern einen restriktiveren finanzpolitischen Kurs eingeschlagen.
Während die Eurozone und die USA für die kommenden Jahre erhebliche Haushaltsausgaben beschlossen haben, wird das Vereinigte Königreich wohl zu seinem vor der Pandemie eingeschlagenen Sparkurs zurückkehren. Ein erfolgreicher Übergang zu einer grünen Wirtschaft, höhere Ausgaben für das Gesundheitswesen und eine Industriestrategie nach dem Brexit wären teuer und setzen ein Wirtschaftswachstum voraus. Ein zu frühes Sparen könnte nicht nur zur Folge haben, dass diese ehrgeizigen Ziele verfehlt werden, sondern könnte ebenfalls zu einem rückläufigen Wachstum führen.“
Katharine Neiss, Europäische Chefvolkswirtin bei PGIM Fixed Income