Hat sich die EZB selbst zum Scheitern verurteilt?
„Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat betont, wie wichtig die bevorstehende Sitzung im Dezember für die Festlegung der Politik über den März 2022 hinaus ist, wenn das pandemische Notkaufprogramm (PEPP) ausläuft. Es dürfte allerdings schwierig sein, die hohe Messlatte, die sich der EZB-Rat selbst gesetzt hat, zu erreichen.
Gleich mehrere Aspekte machen diese geldpolitische Sitzung zu einer besonderen Herausforderung. Es handelt sich um eine vielschichtige Entscheidung, bei der eine große Anzahl von Variablen zu berücksichtigen ist. Werden die Ankäufe von Vermögenswerten über Ende März nächsten Jahres hinaus ohne zeitliche Befristung erfolgen oder ein bestimmtes Enddatum haben? Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Schaffung von zusätzlichem politischem Spielraum sowie nach der Flexibilität, dem Risiko einer Fragmentierung des Euroraums in Echtzeit zu begegnen. Es scheint unwahrscheinlich, dass der EZB-Rat auf einer einzigen Sitzung eine Einigung in all diesen politisch sensiblen Fragen erzielen kann, geschweige denn in einer Zeit, in der durch das Auftauchen von Omikron zusätzliche Unsicherheit herrscht.
Es besteht jedoch die konkrete Gefahr, dass die bloße Ankündigung eines Ausstiegs aus dem PEPP bei gleichzeitiger Aufschiebung von Entscheidungen über andere wichtige Aspekte der Politik in Europa als falscher Kurswechsel gewertet wird. Der Markt ist angesichts des Kurswechsels der US-Notenbank bereits für solche Botschaften sensibilisiert. Zusicherungen, dass die Ankäufe von Vermögenswerten über den kommenden März hinaus erheblich ausgeweitet werden, um weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen zu gewährleisten, könnten dazu beitragen, dieses Risiko zu mindern, während wir auf weitere Entscheidungen zu anderen Aspekten der Geldpolitik warten.”