Die EZB-Entscheidung enthält alle Schlüsselelemente, die ich erwartet hatte. Erstens hält sie an der seit langem angekündigten Zinserhöhung um 50 Basispunkte fest, um die Inflation zu bekämpfen. Gleichzeitig erkennt die EZB in ihrer aktuellen Ankündigung die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten an, um nicht den Eindruck zu erwecken, man würde sie ignorieren. Zweitens wurde nicht erwähnt, dass das Tempo der quantitativen Lockerung über das zweite Quartal hinaus beschleunigt werden soll, was meiner Meinung nach die richtige Entscheidung ist. Darüber hinaus wurden die Liquiditätsinstrumente sowie die regulatorische und aufsichtliche Überwachung innerhalb der Eurozone bekräftigt – starke Fundamentaldaten in der Region, die es hervorzuheben gilt. Drittens enthält die Erklärung eine bemerkenswerte Verschiebung hin zu einem gemäßigteren Grundtenor, indem die Datenabhängigkeit betont und auf die Ankündigung weiterer Zinserhöhungen verzichtet wird. Dies ist eine wichtige Änderung, die die Möglichkeit eröffnet, dass diese Zinserhöhung die letzte sein könnte – zumindest für die absehbare Zukunft. In der Tat könnte eine Veränderung der makroökonomischen Fundamentaldaten dies rechtfertigen: Europa ist bei der Kreditvergabe an die Realwirtschaft stärker auf Banken ausgerichtet, so dass die jüngsten Turbulenzen unter sonst gleichen Bedingungen zu einer Verschärfung der Finanzbedingungen führen würden. Darüber hinaus haben sich die Finanzbedingungen laut der letzten EZB-Umfrage zur Kreditvergabe der Banken bereits rapide verschärft und die Binnenwirtschaft überhitzt nicht annähernd in dem Maße wie in den USA.
Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income