Auf dem Weg in die Rezession - Früher oder Später
Die US-Notenbank Fed hat rasch gehandelt, um die Ansteckungsgefahren zu mindern, und dadurch die zuletzt starke Zunahme der finanziellen Unsicherheit nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank anscheinend gebremst. Die Aktienmärkte stabilisieren sich zwar, preisen aber auch eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit einer Rezession an den US-Anleihenmärkten ein. Dies scheint auch einen stärkeren Glauben an eine Rezession und/oder eine niedrigere Inflation widerzuspiegeln.
Die Inflation lässt nach und dürfte in diesem Jahr erheblich niedriger sein als 2022. Die Lohninflation bleibt jedoch hoch – sogar höher, als mit dem Inflationsziel der Fed von 2% vereinbar wäre. Bedenkt man dann noch die Probleme im Finanzsektor, wird klar, dass die Inflation möglicherweise noch geraume Zeit höher bleiben könnte, falls die Zentralbanken bei ihren Zinserhöhungen auf die Bremse treten, um die Stabilität des Finanzsektors zu gewährleisten. Längerfristig deuten der Anstieg der „grünen“ Investitionen sowie der Verteidigungsausgaben nach Russlands Angriff auf die Ukraine darauf hin, dass die Inflation in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich höher sein wird als in den letzten zehn Jahren. Die Marktvolatilität sowie die Zins- und Inflationssorgen könnten zu Rezessionsängsten führen. Aus unserer Sicht gibt es drei plausible Szenarien für die US-Wirtschaft:
- Sanfte Landung: Die Fed wird wahrscheinlich eine Zinspause einlegen und die Inflation kehrt zu ihrem Zielwert zurück, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Dann kann die Fed nach einiger Zeit die Zinsen senken – in Richtung des angenommenen neutralen Satzes von 2,5% bis 3%. Die Aktienmärkte hätten ein beträchtliches weiteres Aufwärtspotenzial, falls dieses Szenario eintritt, weil die Gewinnprognosen wohl nach oben korrigiert werden und die tatsächlichen kurzfristigen Zinsen sinken dürften.
- Keine Landung: Das Lohnwachstum und die Inflation der Dienstleistungspreise könnten zu hoch bleiben. Daher könnte die Fed, auch wenn sie eine Straffungspause einlegt, die Zinsen im weiteren Jahresverlauf 2023 weiter erhöhen, was kurzfristige Anleihen belasten würde. Dieses Szenario dürfte nur vorübergehend Bestand haben und letztlich in eine „sanfte Landung“ oder eine „harte Landung“ münden. Die Auswirkungen auf Aktien sind kurzfristig ungewiss, weil vieles davon abhängt, ob die Märkte letztendlich von einer „sanften Landung“ ausgehen oder nicht, was sich möglicherweise erst im Laufe des Jahres 2024 zeigen wird.
- Schnelle, harte Landung: Bei einigen früheren Rezessionen erschien die Konjunktur robust, brach dann aber plötzlich ein. Es ist möglich, dass die Probleme im Bankensektor andauern oder weiter zunehmen und dass dies der Katalysator für eine schnelle, harte Landung ist. In diesem Szenario würden die Gewinnprognosen sehr rasch gesenkt werden müssen und die Aktienkurse mit sich reißen; Anleihen würden sich aber gut halten.
Wir sind der Ansicht, dass die letzten Phasen des aktuellen Straffungszyklus im Rest des Jahres 2023 und danach bedeutende Chancen für Liquid Alternatives Strategien bieten können.
Dr. Sushil Wadhwani, CBEChief Investment OfficerPGIM Wadhwani
Liquid Alternatives Anlagen bei Turbulenzen besser für die Diversifizierung als 60/40
In der Vergangenheit war eine „schnelle“ Rezession, die durch Stress und Probleme im Finanzsektor ausgelöst wurde, schmerzhaft für Aktien. Während sich Staatsanleihen gewöhnlich gut behaupteten, taten sich 60/40-Portfolios schwer. Doch es könnte auch ein anderes Szenario eintreten: Die Fed pausiert ihren Straffungszyklus für einige Zeit, setzt später jedoch ihre Zinserhöhungen fort, die schließlich zu einer Rezession führen. Dieses Rezessionsszenario ist sehr schlecht für ein 60/40-Portfolio, weil sowohl Aktien als auch Anleihen verlieren.
Die zusätzliche Diversifizierung durch Liquid Alternatives hat sich für Anleger in der Vergangenheit ausgezahlt, weil sich Trendfolge- und Macro-Strategien in beiden beschriebenen Rezessionsszenarien im Vergleich zu einem 60/40-Portfolio gewöhnlich gut entwickelten.
Falls es nicht zu einer Rezession, sondern stattdessen zu einer sanften Landung kommt, lassen sich Strategien mit Liquid Alts Anlagen sehr gut anpassen, wenn eine sanfte Landung wahrscheinlicher wird. Liquid Alts kann man sich als eine Art relativ kostengünstige Versicherung vorstellen, die Schutz bietet, wenn sich ein 60/40-Portfolios schlecht entwickelt, aber auch positive Erträge bringt, wenn sich ein solches Portfolio gut entwickelt. Die Gesamtinflation könnte 2023 auf einen Tiefstand sinken, ehe sie 2024 und 2025 wieder steigt. Sollte dies der Fall sein, wären wir nicht überrascht, wenn sich ein 60/40-Portfolio wieder schlecht und Liquid Alts Anlagen wieder überdurchschnittlich entwickeln.
Wir glauben, dass die Portfolios der Anleger im Durchschnitt noch immer nicht ausreichend diversifiziert sind. Unseres Erachtens könnten die letzten Phasen dieses Straffungszyklus, die finanzielle Instabilität und eine potenzielle Rezession im Rest des Jahres 2023 und danach bedeutende Chancen für Liquid Alternatives Strategien bieten.
Managed Futures tendieren dazu, 60/40 Portfolios in einer Rezession Outzuperformen
Quelle: Bloomberg, Stand: 31. Mai 2023. PGIM Wadhwani verwendet für Rezessionen, die der NBER-Definition entsprechen, Monatsdaten von 1972 bis 2022. Ein 60/40-Portfolio besteht zu 60% aus dem MSCI USA Index und zu 40% aus dem Bloomberg U.S. Treasury Bond Index. Managed Future (CTA) auf Basis des Dow Jones Credit Suisse Managed Futures Index (1994-2022), des CISDM CTA Asset Weighted Index (1980-1993) und des Campbell and Company Composite Index (1972-1979). Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Von Dr. Sushil Wadhwani, Chief Investment Officer, PGIM Wadhwani