Der Beginn einer „Weakflation“
Aggressive Zinserhöhungen durch die Zentralbanken und der daraus resultierende rückläufige Anleihenmarkt im Jahr 2022 waren für Anleger extrem schmerzhaft. Nachdem die Bankenkrise 2023 das aufgrund der Zinserhöhungen bereits riskante Umfeld zusätzlich erschwert hat, müssen die Volkswirtschaften jetzt mit den Spannungen und langfristigen Folgen der Krise fertig werden. In den wichtigen westlichen Volkswirtschaften verlangsamt sich das BIP-Wachstum deutlich. Angesichts der jüngsten Schocks und der eingeschränkten Fähigkeit der Fed, eine größere Krise einzudämmen, gehen wir in unserem Basisszenario von einer „Weakflation“ aus, d. h. von einem schwachen Wachstum und einer Inflation von über 2%, die jedoch rückläufig ist. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Stärke des Arbeitsmarkts haben wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession außerdem deutlich reduziert. Im Einklang mit diesen Anpassungen hat der Schock die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung (moderates Wachstum und moderate Inflation) oder eines Szenarios wie in den boomenden 2020er-Jahren (hohes Wachstum und niedrige Inflation) verringert. Unser Basisszenario für die Eurozone geht auch von einer Weakflation aus. Chinas Wachstum dürfte sich dieses Jahr dagegen wieder beschleunigen.
Aktuelle Bedingungen könnten die Fed zu einer Zinspause zwingen
Vor der Bankenkrise war die Reduzierung der Inflation die oberste Priorität der Zentralbanken. Heute sind ihre Bemühungen zur Eindämmung der Inflation möglicherweise ausgewogener, da sie neuerdings auch unvorhergesehene Risiken berücksichtigen.
Auch wenn die nachlassende Inflation den Zentralbanken etwas Spielraum verschafft, führen divergierende Wirtschaftsdaten zu divergierenden Erwartungen für die Leitzinsen. Die Fed hat im Vergleich zur EZB bessere Möglichkeiten, die Zinsstraffungen zu verlangsamen und hat bereits eine Zinspause signalisiert. Die entscheidende Frage ist, wann und für wie lange. Inverse Renditekurven deuten auf Rezessionen im Jahr 2023 hin.
Trotz der Schwierigkeiten, mit denen die Märkte konfrontiert waren, gibt es Phasen, in denen sich negative Entwicklungen für die Märkte als positiv erweisen können. In der Vergangenheit gab es beispielsweise ein enges Zeitfenster zwischen dem Ende eines Straffungszyklus und dem Beginn eines Lockerungszyklus der Fed. Der Zeitraum zwischen den beiden Zyklen lag bei durchschnittlich neun Monaten, wenn wir die letzten vier Zinserhöhungszyklen betrachten. Die 12 Monate nach dem Ende von Zinserhöhungszyklen waren für Anleihenanleger grundsätzlich vorteilhaft.
Von Gregory Peters, Co-Chief Investment Officer, PGIM Fixed Income
*Die obige Grafik bezieht sich auf: Credit Suisse Leveraged Loans Index (Bankkredite), Bloomberg U.S. Corporate High Yield Index (Hochzinsanleihen), Bloomberg Credit 1-5 Year Index (kurzfristige Anleihen), Bloomberg Global Aggregate Index (Global Aggregate). Anleihen), Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index (U.S. Aggregate Bonds), JPM EMBI Global Diversified Index (Schwellenländeranleihen).