Für Investoren, die sich unabhängig von der Energiequelle an der Energiewende beteiligen wollen, bietet der nahezu universelle Bedarf an größeren und intelligenteren Netzen den Anbietern wichtiger Netzkomponenten und Baudienstleistungen starken Rückenwind. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass weltweit bis zum Jahr 2040 rund 80 Millionen Kilometer Übertragungsleitungen neu gebaut oder ersetzt werden müssen, um die Versorgung überwiegend mit erneuerbaren Energien sicherzustellen.
Diese astronomische Zahl verdeutlicht das Ungleichgewicht, das zwischen dem Ausbau der Energieerzeugung und der entsprechenden Infrastruktur besteht.
Unternehmen wie Eaton, die wesentliche Komponenten wie Wechselrichter oder Umspannwerke für Übertragungsleitungen liefern, sind gut positioniert, um von diesen ehrgeizigen Zielen zu profitieren. Ihre zentrale Rolle bei der Energiewende in den kommenden Jahren wird heute vielleicht noch nicht in vollem Umfang gewürdigt, aber die Märkte könnten bald aufholen.
Umstellung auf das grünere Ende der fossilen Brennstoffe
Fossile Brennstoffe werden auch in Zukunft Bestandteil des Energiesystems sein, wenn auch in geringerem Umfang und wahrscheinlich eher in Form von Erdgas als von Kohle und Erdöl. Man rechnet damit, dass die weltweite Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas bis 2040 um mehr als 50% steigen wird, da die Umstellung von Kohle auf Gas in China und Südasien voranschreitet. Dieses Energiesystem verspricht, die heutigen Energiekonzerne in Gewinner und Verlierer zu unterteilen.
Einige werden sich auf den verlängerten Lebensabend fossiler Brennstoffe verlassen und ihre Investitionen ausschließlich auf die weitere Bereitstellung von Brennstoffen der Vergangenheit – nämlich Erdöl und andere fossile Brennstoffe – konzentrieren. Diese Unternehmen laufen Gefahr, durch Effizienzsteigerungen und eine bessere Infrastruktur bei den erneuerbaren Energien überflüssig zu werden. Und sie könnten letztendlich durch das Ausmaß ihrer gestrandeten Kohlenstoffanlagen definiert werden, die wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sind.
Für Anleger ist es wichtig, nach Unternehmen Ausschau zu halten, die zukunftsorientiert sind und Wege finden, Energieversorger zu bleiben, unabhängig davon, welche Primärenergiequellen genutzt werden. Zwei solche Unternehmen sind TotalEnergies und Shell, die ihre Erdgasförderung und
-transportkapazitäten ausbauen. Diese Unternehmen sind für die Energiewende gut aufgestellt, da sowohl Gas als auch LNG einen erheblichen und wachsenden Anteil an ihren Gesamteinnahmen und Gewinnen ausmachen. Gleichzeitig scheinen die Märkte diesen Wandel noch nicht zu würdigen, da diese Unternehmen mit einem Abschlag gegenüber ihren weniger diversifizierten Konkurrenten wie ExxonMobil gehandelt werden.
Pipelines sind eine weitere Möglichkeit, von der weltweiten Umstellung auf Erdgas zu profitieren. Häufig haben diese Unternehmen langfristige Abnahmeverträge abgeschlossen, die den Anlegern ein attraktives „Mautsystem“ bieten, das ein differenziertes Risiko-Ertrags-Verhältnis im Erdgasbereich bietet: ein Engagement in der boomenden Nachfrage bei geringerer Abhängigkeit von kurzfristigen Preisschwankungen. Diese Eigenschaften und die damit einhergehenden Cashflows machen große Pipelineunternehmen wie Enbridge und Kinder Morgan für Fremdkapitalinvestoren besonders interessant.
Intelligente Energienutzung
Die Deckung der steigenden Nachfrage und der Ausbau der Kapazitäten sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Anleger sollten auch auf Innovationen zur Steuerung der Nachfrage und zur effizienteren Nutzung des Energieangebots achten.
In der Vergangenheit war das Stromsystem meist eine Einbahnstraße von großen, zentralisierten Kraftwerken in zu den Endverbrauchern. Heute ist das System viel dynamischer, und sowohl die Betreiber als auch die Verbraucher haben Einblick in ihren Stromverbrauch gewonnen und können selbst bestimmen, wann und wie sie ihn nutzen.
So ist ein wechselseitiges System entstanden, in dem die Kunden ihren Energieverbrauch durch intelligente Geräte oder Speicher aktiv steuern, während die Netzbetreiber über mehr Möglichkeiten zur Steuerung der Stromverteilung und -erzeugung verfügen. Diese Entwicklung könnte Unternehmen wie Schneider Electric zugutekommen, die intelligente Sensoren und Geräte bis hin zur Software anbieten, mit der Netzbetreiber Angebot und Nachfrage optimieren können.
Es steht außer Frage, dass erneuerbare Energien die erste Wahl für neue Stromerzeugungsanlagen sind, nicht zuletzt aufgrund der geringen Kosten der Stromerzeugung – die weltweite Kapazität an erneuerbaren Energien ist allein im Jahr 2023 um 50% gestiegen. Aber selbst dieses Wachstumstempo bei den erneuerbaren Energien reicht möglicherweise nicht aus, um den steilen Anstieg der Energienachfrage zu decken. Anleger, die die kritische Rolle der emissionsärmeren fossilen Brennstoffe und der damit verbundenen Infrastruktur ignorieren, verpassen möglicherweise die besten Risiko-Rendite-Chancen, während die Welt den langen und komplizierten Übergang hin zu einer sauberen Energiezukunft vollzieht.
Von Jakob Wilhelmus, Director of Thematic Research bei PGIM
Jakob Wilhelmus ist Director of Thematic Research bei PGIM. Die Meinungen sind die des Autors (Stand: Juli 2024) und geben nicht unbedingt die von PGIM wieder. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts hielt PGIM Positionen in einigen der genannten Unternehmen.